Angenehmer Arbeitgeber mit verbesserungswürdigem Gehaltsmodell
Gut am Arbeitgeber finde ich
Alles abgesehen von der Gehaltsthematik (wie oben beschrieben). Vor allem das Teambuilding ist exzellent. Durch ein monatliches Budget hat man regelmäßig mit den Kollegen außerhalb der Arbeit zu tun. Dadurch entsteht ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Das Zustandekommen des Gehalts ist mein einziger, echter Kritikpunkt. Ich versuche es an dieser Stelle wiederzugeben:
Man wird in Bänder mit Laufbahnen eingeordnet (z.B. mit Ausbildung, Techniker, Studium). Es gibt "Junior" und "Senior" Bänder innerhalb von Laufbahnen. Sie unterscheiden sich auch nach Standort (München, Leipzig etc.). Darüber hinaus gibt es Modifikatoren, je nachdem, wo man sich im Band befindet. Mit wenig Berufserfahrung ist der Modifikator (x) hoch (+2 %) und fällt ab, umso weiter man im Gehaltsband voranschreitet, bis hin zu negativen Modifikatoren (-2 %). Das geht in 0,5 % Schritten voran. Zudem gibt es einen weiteren Modifikator (y), der von der persönlichen Leistung abhängt. Das Gehalt wird dann anhand einer durchschnittlichen Gehaltserhöhung (G) berechnet. Also: y*(G+x) -> z.B.: 0,8*(3 % + 1,5 %) = 3,6 %. Das ist m.E.n sehr problematisch:
Erstens wird man im Grunde dafür bestraft, wenn man lange im Unternehmen bleibt, weil man durch den Modifikator (x) immer geringere Gehaltssprünge macht. D.h. Erfahrung spiegelt sich dadurch negativ im Gehalt wider.
Zweitens hängt der Modifikator y von einer Leistungsbewertung ab. Die kann unmöglich komplett objektiv sein. D.h. dieser Modifikator ist mehr oder weniger losgelöst von Arbeitsergebnissen, da immer eine persönliche Komponente eine Rolle bei der Bewertung spielen wird (das ist nur menschlich).
Drittens ist die durchschnittliche Gehaltserhöhung zu erwähnen. Ich weiß nicht, wonach sie sich richtet. Vermutlich nach dem Branchendurchschnitt (?). Wenn man die Erwartungen voll erfüllt, dann beträgt der Mod y einen Faktor von 0,8 -> d.h. 80 %. Im Prinzip wird man also bestraft, indem man nur 80 % der durchschnittlichen Gehaltserhöhung bekommt, obwohl man die Erwartungen voll erfüllt. Wieso das so Manchen ein Dorn im Auge ist, brauche ich nicht zu erklären.
Viertens hat jeder Vorgesetzte eine Art Punktepool. Der Modifikator y wird aus diesem Pool bedient. Ist er erschöpft, dann kann bei keinem Mitarbeiter der Mod y weiter erhöht werden. Daraus können sich folgende Probleme ergeben: Wenn man viele sehr gute Mitarbeiter hat, dann kann man nicht jeden Mitarbeiter so bewerten und belohnen, wie er es verdient hätte, da der Pool erschöpft wird. Außerdem fördert man so im Zweifel ein Konkurrenzdenken zwischen Kollegen, da der Pool begrenzt ist.
Fünftens kann es theoretisch passieren, dass man trotz exzellenten Leistungen gar keine Gehaltserhöhung bekommt. Und zwar dann, wenn die durchschnittliche Gehaltserhöhung 2 % beträgt und im Band bei einem Mod x von -2 % liegt -> 2*(2 % - 2 %) = 0.
Verbesserungsvorschläge
Ein (Haus-)Tarifvertrag wäre bei einer Unternehmensgröße von ca. 2000 Mitarbeiter mittlerweile angemessen. Wenn das nicht geht, dann eine daran angelehnte Tabelle, in der zeitlich aufgetragen wird, wie viel man nach 4-5 Jahren, nach 6-8 Jahren etc. in Abhängigkeit der Stufe (Ausbildung, Techniker, Studium, Junior etc.) verdient und der Aufstieg nicht von einer unmöglich objektiven Verteilung von Punkten des Vorgesetzten abhängt. Die Tabelle dann alle 3 Jahre aktualisieren. Das würde tatsächlich die gewünschte Gehaltstransparenz schaffen. Außerdem könnte man das Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld am Gehalt orientieren (x-Monatsgehälter), anstatt einen pauschalen Betrag auszuzahlen.
An der Stelle will ich auch fairerweise betonen, dass es im Juni 2022 für alle Mitarbeiter eine außerordentliche pauschale Gehaltserhöhung von 2000 € brutto gab und am Ende des Jahres die reguläre Gehaltserhöhung dazukam. Im Schnitt lag die Gehaltserhöhung dann unternehmensweit bei 7,85 %, was doch schon sehr ordentlich ist. Auch im Vergleich zu anderen Unternehmen.
Arbeitsatmosphäre
Bei einem Projekt hängt das natürlich auch von der Kundenseite ab. Dafür kann allerdings in-tech nichts. Intern ist es durchweg positiv.
Kommunikation
Veränderungen wurden immer klar und deutlich kommuniziert. Das gilt auf Team-, Projekt- und Unternehmensebene.
Kollegenzusammenhalt
In meinem aktuellen Projekt (hatte bisher nur eins) absolut super.
Work-Life-Balance
Das hängt ebenfalls etwas vom Projekt ab. In meinem aktuellen Projekt kann ich bis zu vier Tage mobil arbeiten und spare mir dadurch das pendeln, was wiederum viel zu der Work-Life-Balance beiträgt. Die Arbeitslast innerhalb vom Team ist fair verteilt.
Vorgesetztenverhalten
Lässt viel Eigeninitiative zu, manchmal etwas Überzeugungskraft notwendig, das sehe ich jedoch nicht kritisch.
Interessante Aufgaben
Absolut abhängig vom Projekt und für mich schwer zu beurteilen. In meinem aktuellen Projekt wird mir mittlerweile langweilig, dann ist aber auch ein Wechsel nach Wunsch relativ unkompliziert.
Gleichberechtigung
Würde mich aufgrund der allgemeinen Atmosphäre wundern, wenn sie schlecht wäre. Ich habe jedenfalls nicht mitbekommen, dass Frauen in irgendeiner Art und Weise schlechter behandelt werden. Als Mann, aber ggf. nicht 100 % einschätzbar.
Umgang mit älteren Kollegen
Selbige wie Gleichberechtigung. Ich denke, jeder wird gleichbehandelt. Jedenfalls ist das mein Eindruck.
Arbeitsbedingungen
Hängt ebenfalls vom Projekt ab.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Denke recht gut, aber schwer zu beurteilen.
Gehalt/Sozialleistungen
Ich würde sagen, die Höhe ist gerade noch okay. Es ist schön, dass man überhaupt freiwillige Leistungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld bekommt, diese fallen aber vergleichsweise recht gering aus (600 € und 1000 € pauschal). Ein größeres Problem für mich ist eher, wie das Gehalt zustande kommt.
Image
Bei einem Dienstleiter ist das Ansehen bzw. Image im Allgemeinen nicht hoch. Das ist mir persönlich aber egal.
Karriere/Weiterbildung
Man bekommt ein paar Tage Bildungsurlaub. Wenn man Eigeninitiative zeigt, dann wird man auch darüber hinaus unterstützt.