Es gab schon bessere Zeiten
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die ING Deutschland ist - im Vergleich zu anderen Units - sehr profitabel. Der Anteil der ING Deutschland am Konzerngewinn ist dementsprechend hoch. Allerdings schlägt sich die Bedeutung Deutschlands weder in der Unternehmensstrategie noch in der Besetzung des höheren Managements nieder.
Es gibt immer noch ein hohes Potential für die Einsparung unnötiger Kosten (z.B. werden für Bahnreisen vorrangig immer noch Plätze in der 1. Klasse gebucht).
Arbeitsatmosphäre
Die primäre Aufgaben der Organisationseinheit tritt zunehmend in den Hintergrund. Kompensiert wird dies durch immer mehr Projekte, Arbeitsgruppen und Gesprächskreise. Es wird sehr viel geredet, aber verhältnismäßig wenig gehandelt. Die an Mitarbeitende zu vermittelnden Themen + Inhalte werden unnötigerweise immer wieder neu strukturiert und / oder mittels neuer / veränderter Formate (gefühlt) permanent überarbeitet. Sekundäre Aufgaben der Org.-Einheit (z.B. Erstellung von Statistiken, Übersichten etc.) wurden in jüngster enorm aufgebläht. Die Einheit beschäftigt sich viel mit sich selbst.
Kommunikation
Für die interne Kommunikation existieren unzählige verschiedene Portale und Kanäle. Es ist sehr herausfordernd und zeitintensiv, alle für die eigene Position und Tätigkeit erforderlichen Informationen zu erhalten. Darüber hinaus hat die Kommunikation des oberen Managements gegenüber den Mitarbeiter*innen inzwischen den Charakter von Selbstmarketing (inhaltslose „Selbstbeweihräucherung“).
Kollegenzusammenhalt
In weiten Teilen immer noch gut. Allerdings gibt es tatsächlich seit Jahren einen festen Anteil sog. Führungskräfte und „normaler“ Mitarbeiter*innen, deren Verhalten eindeutig nicht dem sog. „Orange Code“ entspricht. Mobbing oder gar Bossing sind durchaus Themen, die im beruflichen Alltag eine Rolle spielen. Dabei handeln diese Personen sehr geschickt, sodass man ihnen dieses Verhalten nicht oder nur schwer nachweisen kann.
Work-Life-Balance
Für meine Führungskraft spielt die Work-Life-Balance ihrer Mitarbeiter*innen - so mein Eindruck - nicht wirklich eine Rolle. Durch das infolge der Corona-Pandemie eingeführte Work-Form-Home ist es Mitarbeiter*innen möglich, ihre Arbeit auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten (z.B. am Wochenende) zu erledigen. So ist die von Mitarbeiter*innen geleistete Arbeit nicht wirklich miteinander vergleichbar.
Vorgesetztenverhalten
Meine Vorgesetzte ist seit inzwischen etwas mehr als 10 Jahre für die ING-DiBa AG tätig. Sie pflegt einen traditionellen, eher hierarchischen Führungsstil. Sie ist extrovertiert und behaart sehr auf ihrer Meinung. Mit anderen, insbesondere kritischen Meinungen / Positionen kann sie i.d.R. nicht professionell umgehen. Zu einzelnen ihrer Mitarbeiter*innen pflegt sie private Kontakte. Daraufhin fällt es ihr schwer, ihre Rolle als Vorgesetzte gegenüber allen ihren Mitarbeiter*innen in gleicher Art und Weise wahrzunehmen.
Interessante Aufgaben
Die primären Aufgaben der Org.-Einheit haben stark an Bedeutung verloren. Sekundäre Aufgaben (wie z.B. die Erstellung von Präsentationen für potentielle interne Auftraggeber, die X Überarbeitung von digitalen Formaten, die Erstellung von Statistiken und Auswertungen etc.) sind definitiv weniger interessant.
Gleichberechtigung
Ich habe den Eindruck, dass die Mitarbeiter*innen in meiner Org.-Einheit nicht gleichberechtigt behandelt werden. So wird bspw. die gleiche Tätigkeit unterschiedlich vergütet. Fragen nach Gründen werden von meiner Vorgesetzten nicht ernsthaft beantwortet. Als benachteiligter Mitarbeiter bekomme ich - auch auf Nachfrage - keine konkrete Antwort dazu, was ich tun muss, um die gleiche Tarifgruppe zu erhalten, wie meine Kolleg*innen.
Umgang mit älteren Kollegen
Bedürfnisse älterer Mitarbeiter*innen spielen keine besondere Rolle.
Arbeitsbedingungen
Ab März 2020 habe ich über 3,5 Jahre fast ausschließlich von zu Hause aus arbeiten müssen. Gründe: Corona und Verzögerung beim Umbau des neuen Gebäudes. Mit Blick auf die mentale Gesundheit von Mitarbeiter*innen keine befriedigende Situation.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Hier fehlt mir entschlosseneres Handeln.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt ist ok. Allerdings fehlt eine konsequentere Beteiligung am Unternehmensgewinn. Einige der Sozialleistungen sind aufgrund des Fachkräftemangels + dem damit verbundenen stärkeren Wettbewerb zwischen Arbeitgebern fast schon Standard.
Image
Das Unternehmen hat bei vielen Verbraucher*innen immer noch ein sehr gutes Image. Das liegt aber eher daran, dass der Öffentlichkeit nicht bekannt ist, dass Aufgaben / Tätigkeiten zunehmend von externen Dienstleistern (ohne Betriebsrat und ohne Gewerkschaft) übernommen werden und darüber hinaus Arbeiten ins außereuropäische (z.B. Philippinen) verlagert werden.
Karriere/Weiterbildung
Mitarbeiter*innen erhalten ein Bildungsbudget (500 Euro pro Kalenderjahr). Die Verantwortung für Karriere und Weiterbildung liegt in erster Linie bei den Mitarbeiter*innen.