Viel Verbesserungspotential - wenig Initiative
Gut am Arbeitgeber finde ich
Ich habe nach meiner Kündigung und meinem Austritt einige Monate gewartet, um ein emotionsfreies Feedback geben zu können. Im Nachhinein fallen mir leider weitaus weniger positive als kritische Punkte ein. Es gab einige Kolleg:innen, mit denen die Arbeit einfach Spaß gemacht hat. Damit hat es sich gelohnt, jeden Tag zur Arbeit zu gehen. Aufgaben können echt spannend sein, wenn man in der richtigen Abteilung arbeitet oder sich aktiv meldet und mehr Verantwortung übernehmen möchte.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Micromanagement, absolut fehlendes Vertrauen in die Mitarbeitenden seitens des Top-Managements, die gewünschte Ellenbogengesellschaft auf Director-Ebene und bei den Account-Managern. Im Nachgang bin ich froh, dass ich den Absprung von JACOB gewagt habe.
Verbesserungsvorschläge
Ich richte das am Besten mal direkt an das Management von JACOB, da ich weiß wie sehr auf Kununu-Bewertungen geachtet wird: Bitte reflektiert euch selbst - auf allen Ebenen. Ihr seid nicht perfekt und vor allem in den Führungspositionen gibt es noch viel Luft nach oben - ich nehme mich da als ehemalige Führungskraft nicht aus. Hört auf, langjährigen Führungskräften jegliche Verfehlung durchgehen zu lassen und zeigt die gleiche Konsequenz, die ihr bei den Arbeitenden walten lasst. Die Führungskräfte müssen Vorbilder sein - Menschen denen man auch gern folgen möchte. Ich weiß dass viel Wert auf das Geld gelegt wird, das wurde mehrfach betont - aber eure Mitarbeiter sind ein kostbares Gut, das ihr nicht vernachlässigen solltet. Nehmt ihre Themen und Verbesserungsmöglichkeiten ernst und zeigt mehr Wertschätzung für ihre Arbeit als ein beispielhafter 50€-Amazon-Gutschein. Mitarbeitende wollen einen Sinn hinter ihrer Arbeit haben, das motiviert viel stärker. Dafür müsst ihr aber an eurem Vertrauen und eurer Kommunikation arbeiten.
Arbeitsatmosphäre
Innerhalb der unterschiedlichen Teams war die Arbeitsatmosphäre teilweise okay. Man hat sich mit der Situation und der Art, wie die Firma geführt wird und wie wenig man selbst aktiv einbringen kann abgefunden. Einige Mitarbeiter waren extrem unzufrieden - um nicht zu sagen toxisch - und haben versucht, andere Kollegen abteilungsübergreifend mit ihrer Unzufriedenheit anzustecken und damit Stimmung gegen den eigenen Arbeitgeber zu machen. Gegen eine solche Stimmung wurde aber teilweise vorgegangen indem die Kommunikation über Abteilungsgrenzen hinweg eingeschränkt wurde.
Kommunikation
Die Kommunikation mit Kollegen und Mitarbeitern war abteilungsintern und abteilungsübergreifend für mich okay, da ich großen Wert auf konstruktive und wertschätzende Kommunikation gelegt habe - das beruhte dann auch auf Gegenseitigkeit. Einzelne Führungskräfte in den oberen Managementebenen verstehen es leider nicht zu kommunizieren. Da waren unangebrachte Sprüche an der Tagesordnung - und da das Top-Management auch keinen Wert auf eine Veränderung dessen gelegt hatte, wurde es leider im Laufe meiner Beschäftigung immer schlechter.
Kollegenzusammenhalt
Auf gleicher Ebene gibt es in meiner Abteilung bei den Mitarbeitenden, Group-Leads und Teamleads einen relativ guten Zusammenhalt. Leider hatte ich einige Insights über den Zusammenhalt auch in anderen Abteilungen oder dem Top-Management. Hier wurde mehr gegeneinander gearbeitet als miteinander, da bestimmte Persönlichkeiten einen Machtgewinn und eine Denunziation über ein gutes Miteinander setzten. Sehr schade, dass das wohl auch von ganz oben weiter angefacht und gewünscht wird - ganz im Sinne von "Survival of the fittest".
Work-Life-Balance
Überstunden konnten komplett gesammelt und abgefeiert werden. Das war ein echter Benefit, den ich von vorherigen Arbeitgebern nicht kannte. Gelegentlich wurde man gebeten, geleistete Arbeit von Sonntagen auf einen anderen Arbeitstag zu buchen, aber das ist ja nur eine Kleinigkeit.
Wenn man am Ende des Monats mehr als 16h auf dem Überstundenkonto hatte, so sind die Mehrstunden verfallen. Ein voller Tag Überstundenabbau stand jedem Mitarbeiter aber pro Monat zu.
Vorgesetztenverhalten
Meine eigene direkte Führungskraft war Top, das muss man wirklich so sagen. Eine bessere Führungskraft hatte ich nie. Leider war auch er anderen Personen unterstellt und musste entsprechend agieren. Durch einen guten und wertschätzenden Austausch wusste ich aber immer, woran ich bin und warum bestimmte Dinge umgesetzt werden mussten, auch wenn Entscheidungen nicht immer auf Basis von Zahlen oder Daten getroffen wurden.
Von meiner direkten Führungskraft abgesehen muss ich aber sagen, dass JACOB noch sehr viel Entwicklungspotential im Vorgesetztenverhalten hat. Das geht schon mit etlichen menschlichen Verfehlungen auf Sommerfesten und Weihnachtsfeiern los und endet damit, dass Mitarbeiter durch das Top-Management ohne Absprache mit der direkten Führungskraft gekündigt wurden, ich als direkte Führungskraft das dann aber dem Mitarbeiter kommunizieren sollte. Optimierungsmöglichkeiten in Prozessen und Strukturen wurden aufgezeigt, aber die langjährigsten Führungskräfte wischten diese eher vom Tisch als dass man mit seiner Expertise ernst genommen wurde. Hier ist viel Potential.
Interessante Aufgaben
Ich hatte das Glück, einige spannende und unternehmensentwickelnde Aufgaben gemeinsam mit meinen Teams umsetzen zu können. Leider waren auch immer wieder aktionistische Aufgaben mit dabei, denen leider die Daten- und Faktengrundlagen gefehlt haben - Entscheidungen auf Basis von Emotionen also. Über die Jahre der Beschäftigung hinweg nahmen diese leider immer weiter zu.
Gleichberechtigung
Es gibt insgesamt eine weibliche Führungskraft auf Abteilungsebene oder darüber. Anfangs gab es mehr, aber diese wurden allesamt durch Männer ersetzt. Im Management gibt es Vorbehalte, ob Mütter die selbe Menge an Arbeit verrichten können als andere Kolleg:innen. Auf Mitarbeiterebene an sich gibt es hier aber keine Probleme.
Umgang mit älteren Kollegen
Es gibt einige Mitarbeiter, die schon lange mit dabei sind und ein fortgeschrittenes Alter aufweisen. Hier wird die Expertise von Mitarbeitern und Führungskräften aber sehr geschätzt.
Arbeitsbedingungen
Hardware und Software sind auf einem guten Stand. Man bekommt wirklich neue Hardware bei Anstellung, hier mangelt es an nichts. Konferenzräume sind nur wenige da und Rückzugsmöglichkeiten sind in den Großraumbüros kaum gegeben. Selbst die Ruheboxen sind leider nicht schalldicht.
Für mich gab es Homeoffice-Möglichkeiten, wenn mein privates Umfeld das erforderte, genutzt habe ich es aber kaum. Mitarbeitende müssen 2 Tage die Woche im Office sein, sofern sie keine Anwesenheitspflicht haben (beispielsweise Logistik und Officemanagement)
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Mehr Schein als Sein. Für die Außenwirkung wird hier viel gemacht. So wird beispielsweise kommuniziert, dass die Plastik-Füllmasse der Pakete recycled ist und damit besser für die Umwelt ist als Pappe - das wurde angeblich selbst berechnet.
Es wird behauptet, dass viel Wert auf Umwelt gelegt wird, aber die Geschäftsführung fährt weiterhin große AMGs und Mercedes-Kastenwagen. Alle Autos der Dienstwagenflotte sind Verbrenner.
Werbegeschenke sind nachhaltig. Hier wird Wert auf beispielsweise Edelstahltassen und Kork- und Papp-Kugelschreiber gelegt.
Produkte und Artikel werden von allen Händlern eingekauft, hauptsache man kann viel Marge rausholen und Geld in die Kasse bringen - ehrlicherweise ist das aber im Elektroniksegment Standard und kann JACOB nicht vorgehalten werden.
Gehalt/Sozialleistungen
Mein Gehalt war marktüblich, ich kann mich hier gar nicht beschweren. Auch eine Gehaltserhöhung konnte ich heraushandeln. Es gibt Zuzahlung für ein kleines Fitnessstudio in Karlsruhe und Corporate Benefits. Klar könnte man als Arbeitgeber mehr machen, aber ich hab auch schon viel weniger erlebt und kann mich daher kaum beschweren.
Wenn man mit niedrigem Gehalt einsteigt gibt es aber kaum die Möglichkeit auf ein normales Niveau zu steigen. Sämtliche Gehaltsanpassungen müssen von der Geschäftsführung unter Vorbringen vieler Gründe erkämpft werden.
Mitarbeitende und dessen Freunde und Verwandte bekommen die Hardware von JACOB zum Einkaufspreis - selbst die Einkaufspreise sind aber noch teurer als bei anderen Anbietern (zumindest wenn man die Artikel auf Idealo oder Geizhals sucht). Ich habe hier schon mehrfach überlegt mir was von JACOB zu kaufen, die Produkte dann aber bei den Preisvergleichern günstiger gefunden.
Image
Es herrscht eine immer größer werdende Unzufriedenheit der Mitarbeitenden. Das liegt unter Anderem daran, dass es keine langfristige Vision gibt und viel Micromanagement vorherrscht. Nach außen will man sich natürlich im besten Licht zeigen, auch indem man klar gegen schlechte Kununu-Bewertungen vorgeht.
Nach dem Einreichen meiner Kündigung durfte ich das in Bewerbungsgesprächen und bis nach Vertragsunterschrift neuer Mitarbeitenden nicht kommunizieren, damit sie auch wirklich unterschreiben und neue Mitarbeitende nachkommen.
Hier wird wie gesagt viel Wert auf Außenwahrnehmung gelegt - intern ist die Stimmung aber nicht gut.
Karriere/Weiterbildung
Aufstiegsmöglichkeiten sind rar. Gelegentlich schaffen Mitarbeiter den Aufstieg in die Teamleitung oder in eine Senior-Position. Entwicklungen der Account-Manager werden intern aggressiv vermarktet, damit die anderen Account-Manager sich ebenfalls den Hintern aufreißen und Geld in die Kasse spielen.
Schulungen werden intern und extern durchgeführt. Hier hat sich in den letzten Jahren doch Einiges getan.