Fluktuation in Perfektion
Gut am Arbeitgeber finde ich
Hier gibt es bei bestem Gewissen wirklich nichts gut zu finden. Im Rückblick kann man sich für die vielen, vielen Kollegen freuen, die rechtzeitig das Weite gesucht haben und einen in jeder Hinsicht fairen Arbeitgeber gefunden haben.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
In der Tat alles. Besonders beschämend ist die hohe Fluktuation bei den Angestellten von über 50% (!) im vergangenen Jahreszeitraum. Diese Zahl ist kein Scherz oder eine bloße Übertreibung, sondern kann ohne weiteres durch ein wenig Aufmerksamkeit erschlossen werden. Neues Personal wird ohne Sachverstand auf die Schnelle eingestellt. Der Standardspruch hier ist: "Wir haben ja die Probezeit." Doch bis zum Ende der Probezeit kommt es nur sehr selten. Ein Blick in die einschlägigen Stellenportale genügt, um zu sehen, wie lange es dauert, bis wieder eine Führungskraft gesucht wird, die eben erst eingestellt wurde.
Verbesserungsvorschläge
Die ersten 20 Artikel des Grundgesetzes lesen. Verstehen oder gar anwenden werden die Meisten sie trotzdem nicht. Aber vielleicht erinnert es den Einen oder die Andere daran, in welcher Branche sie eigentlich tätig sind und welche Wertvorstellungen die Hauptakteure in dieser Branche vertreten.
Arbeitsatmosphäre
Duckmäusertum, Denunzierungen und Inkompetenz prägen den Arbeitsalltag. Jahrelang wurde der Versuch unternommen, Fachkräfte deutschlandweit zu gewinnen. Viele gute und motivierte Menschen kamen dann auch ins Unternehmen. Schnell merkten sie jedoch, dass dieses kulturell rückständige Umfeld nicht auszuhalten ist. Mittlerweile sind nur noch diejenigen übrig, die trotz der Arbeitsmarktlage woanders nicht unterkommen. Ein Mikrokosmos, der sich selbst bedingt und zu einer soziokulturellen und intellektuellen Resterampe verdichtet.
Kommunikation
Von oben herab wird der "normale" Mitarbeiter nicht in Entscheidungen kommunikativ einbezogen. Das rückständige Menschenbild wird hierarchisch nach unten transportiert und auf allen Ebenen als Norm angesehen. Menschen, die wegen ihrer Wut schnell einen roten Kopf und Schreianfälle bekommen, haben hier ihre Zufluchtstätte gefunden.
Kollegenzusammenhalt
Beleidigende und unqualifizierte E-Mails, in denen ein großer Empfängerkreis ungefragt als stiller Zeuge mitangeschrieben wird, sind hier keine Seltenheit.
Work-Life-Balance
Der allumfassende Kontrollzwang auf Grund des krankhaften Misstrauens lässt zum Beispiel Home-Office kaum zu. Die geringe Anzahl an Urlaubstagen und sonstige nicht existente Zugeständnisse an die Mitarbeiter sind hier symptomatisch.
Vorgesetztenverhalten
Der Großteil der noch aktiven Mitarbeiter wurde in einem Umfeld sozialisiert, das mit Humanismus, Toleranz und gegenseitiger Anerkennung nichts gemein hat. Deswegen werden die aggressiven und egomanischen Verhaltensmuster der Vorgesetzten hier als normal angesehen, nicht weiter hinterfragt und entsprechend an das Umfeld weitergegeben.
Interessante Aufgaben
Man weiß, dass man wegen des beharrlichen Festhaltens an rückständigen Technologien im Allgemeinen und am Verbrennermotor im Besonderen hier Arbeit macht, die immer weniger an Wert hat. Das ist vieles, aber nicht interessant. Entsprechend ist die alltägliche Stimmung.
Gleichberechtigung
Das Frauenbild und der Umgang mit älteren, "ausgedienten" Mitarbeitern, die ihre Gesundheit für das Unternehmen ließen, sprechen Bände.
Umgang mit älteren Kollegen
Mitarbeiter in die Rente zu drängen ist genau so kurzsichtig, wie der Rest der Personalpolitik.
Arbeitsbedingungen
Wegen der Drohkultur, bei denen arbeitsrechtliche und sonstige Konsequenzen angedroht werden, traut sich hier keiner mehr, bestimmten Dingen zu widersprechen oder so zu handeln, wie man es zumindest im privaten Umfeld von Anderen erwarten würde. Für Demokratieforscher und andere Sozialwissenschaftler hat sich hier ein Biotop erhalten, das bestimmt Gegenstand erkenntnisreicher Forschung sein könnte. Für dieses Land und für unsere heutige Zeit ist es jedoch beschämend, dass solch eine "Kultur" aus einer anderen Zeit noch existiert.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Die aufgemotzte Firmenwagenflotte spiegelt treffend das fehlende Selbstbewusstsein der Protagonisten im echten Leben wider. PS-starke Hybridfahrzeuge werden hier eher wegen der Steuervorteile und nicht wegen des Umweltbewusstseins gefahren.
Gehalt/Sozialleistungen
Jede von der Politik angekündigte Mindestlohnerhöhung löst hier banges Entsetz aus.
Image
Bis an die Berliner Stadtgrenzen und weit ins Hinterland ist bekannt, was sich hier für ein in jeder Hinsicht rückständiges Unternehmen erhalten konnte. Kaum einer traut sich Anderen gegenüber zu sagen, wo er oder sie arbeitet.
Karriere/Weiterbildung
Hier will kein vernünftiger und emotional funktionsfähiger Mensch Karriere machen.