Nach über 10 Jahren Erfahrung: Licht und Schatten in der IT. Hoher Leistungsdruck mit geringe Wertschätzung.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Interessante Aufgaben und fachliche Expertise der Kollegen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Scheinbar willkürliche Entscheidung zu Themen wie Home Office oder Projektentscheidung. Hoher Leistungsdruck über das gesunde Maß hinaus.
Auswahl von externen Dienstleistern (Geiz ist geil)
Verbesserungsvorschläge
- Einführung von einheitlichen Positionsstrukturen in der Realität. Die Fachkarriere wirkt eher wie ein Papiertiger, solange dies nicht Unternehmensweit gelebt wird.
- Priorisierung der Aufgaben anhand der strategischen Ziele, um die Last zu verringern.
- Anpassung der Gebäude auf einen Standard ohne Bereiche zu bevorzugen.
- Anpassung des IT-Equipments beispielsweise durch Zuweisung eines Budgets pro Mitarbeiter, damit der Mitarbeiter selbstständig entscheiden kann ob er/sie auf einem MAC, Dell oder Lenovo arbeiten möchte.
- Abschaffung einer Büropflicht bzw. Begründung dieser.
- Anpassung der Verträge von Führungskräften (Arbeitszeit, Überstunden etc)
- Neuausrichtung der Zusammenarbeit mit externen. Wer Mittelmaß einkauft, kann nur Mittelmaß erwarten.
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre ist bedingt durch den hohen Leistungsdruck angespannt. In den letzten Jahren hat sich eine Ellenbogengesellschaft geformt, in dem der/dir schwächste verliert. Ein wesentlicher Faktor sind hier die unterschiedlichen Geschäftsbereiche mit unterschiedlichen Zielen.
Lob findet in der Regel selten den Weg bis zum Mitarbeiter.
Lediglich der Team- und Abteilungszusammenhalt wirkt diesem Trend entgegen. Die durch das Management künstlichen verkürzten Projektlaufzeit und Einsparmaßnahmen, wirken sich doch zunehmend auch auf diese Ebenen aus. Jeder Mitarbeiter arbeitet dauerhaft auf 120%, so dass Erholungsphasen eher selten sind. Dies ist ein Zustand, der sich nun über die letzten 4-5 Jahre hält und sich wohl nicht mehr normalisiert.
Auch die Kooperation mit externen Dienstleistern wirkt sich negativ auf die Belegschaft aus, da Kosten > Qualität. Diese niedrige Qualität muss durch interne Mitarbeiter aufgefangen werden und erhöht zusätzlich die Arbeitslast.
Es wurden unterschiedliche Maßnahmen zur Steigerung der Arbeitsatmosphäre gestartet, die im Kern jedoch gemeinschaftliche eine zentrale Botschaft senden: Der Mitarbeiter/Manager ist Schuld, wenn es nicht klappt.
Kommunikation
Grundsätzlich gut. Hier ist der Mitarbeiter in der Pflicht diese Termine auch wahrzunehmen.
Kollegenzusammenhalt
Innerhalb der Team und Abteilung sehr gut. Bereichsübergreifen eher schlecht.
Work-Life-Balance
In der IT von ALDI ein sehr diverses Thema. Kaum ein Mitarbeiter kann seine Arbeit innerhalb der vertraglich vereinbarten Zeit leisten. Dies gilt sowohl für Mitarbeiter als auch für Manager aufwärts.
Wenn Mitarbeiter dies einfordern oder lediglich die geforderte Zeit arbeiten, wirkt sich dies negativ auf die Karriere aus und Beförderungen bleiben aus.
Teilzeit ist möglich aber ein Dolchstoß für die Karriere. Insbesondere in den höheren Ebenen.
Persönliche Termine können jedoch grundsätzlich wahrgenommen werden und erfordern ein gutes Zeitmanagement.
Home Office ist möglich. Seit kurzem gilt Büropflicht für Führungskräfte (2 Tage). Eine objektive Begründung liegt nicht vor. Es ist jedoch davon auszugehen, dass dies sicherlich irgendwann auch für Mitarbeiter gilt.
Vorgesetztenverhalten
Das Vorgesetztenverhalten ist grundsätzlich gut und variiert stark von Bereich zu Bereich. Grundsätzlich wird ein Respektvoller Umgang erwartet und augenscheinlich auch an den Tag gelegt.
Nicht jede Entscheidung ist jedoch grundsätzlich Transparent und Ziele werden hinterfragt. In der Regel werden Projektlaufzeiten entgegen der Empfehlung der Fachexperten gekürzt. Dies passiert auch, wenn dies auf Kosten der Gesundheit der Mitarbeiter geschieht.
Ob auf die Empfehlungen von Fachexperten gehört wird, hängt stark von dem jeweiligen Bereich ab. Es ist nicht ungewöhnlich, dass höhere Führungskräfte Messen und Veranstaltungen besuchen und plötzlich zu Experten für Themen wie Cloud, Sicherheit oder bestimmte Softwarelösungen werden.
Die Anerkennung im Bezug auf die fachliche Expertise verliert in der Regel ab diesem Moment an Bedeutung und es gilt der neuen Richtung zu folgen.
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben sind durchaus vielfältig und Interessant. Die Lernkurve ist hoch. Bedingt durch die hohe "Schlagzahl" ist die Belastung jedoch sehr hoch.
Gleichberechtigung
Der Anteil der Männer ist bedingt durch den IT Bereich höher, als der der Frauen.
Das Geschlecht oder die sexuelle Orientierung spielt jedoch in der Regel keine Rolle bei Beförderungen, Position oder bei der Verteilung von interessanten Aufgaben.
Umgang mit älteren Kollegen
Das IT Team ist recht jung aber es gibt auch ältere Mitarbeiter. Alle werden gleich behandelt.
Arbeitsbedingungen
Es kommt stark auf den Bereich an, welche Arbeitsbedingungen vorliegen. Im Bereich CI sind hoch moderne Gebäude mit variabler Nutzungsfläche und modernen Equipment nach Wahl Standard.
Im Bereich der Infrastruktur sitzt man in veralteten angemietet Großraumbüros ohne Kantine und die eingesetzte Hardware führt regelmäßig zu Herausforderungen.
Die Nutzung von z.B. Apple Hardware wird in machen Bereichen untersagt/verhindert, während in anderen Bereichen dies zum Standard gehört.
Das Budget für Home Office Equipment ist ok, aber kein Knaller. Es reicht für Maus, Tastatur und ein Bildschirm.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Dieser Bereich ist als sehr gut zu bewerten.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt ist ok. Je nach Fachbereich recht hoch oder eher unter dem Durchschnitt.
Dies ist der Gehaltsstruktur geschuldet. Jeder verdient auf der gleichen Ebene das gleiche.
Insbesondere nach einem Studium zum Einstieg ist das Gehalt gut.
Dies kann positive Bewertet werden, führt jedoch in bestimmten Fachbereichen dazu, dass es schwer ist Mitarbeiter zu finden oder zu halten. So können Experten und Führungskräfte in den Bereichen Cloud, Security, Data Analytics usw außerhalb von Aldi mehr Gehalt erhalten.
Das Gehalt von Führungskräften wirkt im ersten Moment hoch. Andere AG zahlen häufig jedoch ähnlich bei geringeren Stunden pro Woche oder vergüten Überstunden.
Die restlichen Sozialleistungen sind eher durchschnitt. Andere Branchen stehen besser dar(Altersvorsorge Chemie oder Lebenszeitkonten mit Überstunden).
Das Unternehmen verzichtet auf Dienstwagenoptionen und bietet maximal 1 JobRad pro Mitarbeiter. Kennt man aus anderen Unternehmen besser.
Image
Das Image ist gut. Insbesondere bei anderen potenziellen Arbeitgebern haben ALDI Mitarbeiter sehr gute Chancen, da die Leistungserwartung bei ALDI allgemein bekannt ist.
Gute Mitarbeiter haben nach ein paar Jahren sehr gute Chancen sich woanders zu bewerben und angenommen zu werden.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildung und Schulungen werden grundsätzlich gewährt und können bei guter Begründung auch teurer sein.
ALDI unterstützt auch bei einem berufsbegleitenden Studiumabschluss. Wenn auch gleich die Förderungen früher mal besser war.
Es ist möglich in der Karriere weiter voranzukommen. Um so höher die Position, um so mehr entscheidet jedoch der Nasenfaktor. Auf den unteren ebenen bis zum Senior Experten zählt die Leistung des einzelnen. Alles darüber ist nicht mehr transparent für den jeweiligen Betroffenen.
Grundsätzlich gilt: Leistung, Leistung, Leistung.
Wer dies versteht und liefert, keine Fehler macht (diese werden auch gerne nach 4-5 Jahren noch mal zu einem Beförderungsgespräch heran gezogen) und weit über das geforderte Maß(Zeit) arbeitet, kann weit kommen.
Es wurde zudem eine Fachkarriere eingeführt. Dies wird aber aus unerklärlichen Gründen je nach Bereich nicht umgesetzt. Einfach weil man es nicht mag.
Aus meiner Sicht wird hier potenzial vergeudet.