Theorie und Praxis
Verbesserungsvorschläge
Eine Firmenkultur ist nicht automatisch da, nur, weil man sie auf eine Karriereseite schreibt. Wenn man die Kultur auch wirklich umsetzen will, ist dafür viel Arbeit nötig - die ist es aber in der Regel wert. Wir haben ein buntes Team voller kreativer, kluger und einfühlsamer Köpfe. Es würde sich lohnen, hier Potenziale zu erkennen und zu entwickeln, Kritik anzunehmen und daraus zu wachsen. Momentan steigen Krankenrate und Fluktuation und das sollte für jedes Unternehmen immer ein Warnsignal sein. Die Firma ist nur so gut wie ihre Mitarbeiter.
Arbeitsatmosphäre
Die Abteilung Kundenservice arbeitet komplett aus dem Homeoffice, wodurch es schwieriger ist, eine Arbeitsatmosphäre aufzubauen. Man hat jedoch leider das Gefühl, dass sich auch niemand wirklich darum bemüht, hier eine Brücke zu schlagen. Es gibt zwei bis drei feste Meetings pro Woche, in denen man dann auch Kontakt zu Vorgesetzten hat. Innerhalb dieser Meetings wird, wenn der Workload gerade sehr hoch ist, auch gelobt. Auffallend ist, dass die Mitarbeiter bei der einfachen Frage "wie geht es euch?" in den letzten Monaten zurückhaltender geworden sind.
Ansonsten gibt es wenig Kommunikation untereinander und man ist eher auf sich selbst gestellt.
Kommunikation
Die Kommunikation ist an mehreren Stellen ernüchternd. Obwohl man hier in der Theorie den Plan fährt, 100 % Transparenz zu leben, fällt diese an anderen Stellen unter den Tisch. Wer Urlaub hat oder krank war, hat es sehr schwer, Informationen nachträglich einzuholen. Auch werden oft Versprechungen gemacht, von denen man dann einige Wochen nichts hört und wenn man nachfragt, wird die Schuld entweder auf Andere geschoben oder man wird sogar selbst beschuldigt. Man gibt sich teilweise als agiles Unternehmen, in dem jede Idee willkommen ist und alle mitreden dürfen - in der Praxis kommt das aber bei den Vorgesetzten gar nicht gut an. Irgendwann kommt man als Mitarbeiter an den Punkt, an dem man lieber nichts mehr sagt.
Es wäre sinnvoll, wenn jede mündliche Information auch mal verschriftlicht werden würde. Manchmal hat man aber den Eindruck, dass das bewusst nicht getan wird.
Kollegenzusammenhalt
Der Zusammenhalt unter den Kollegen ist gut. Man ist lieb zueinander, hört gegenseitig zu und tröstet, wenn nötig, auch mal. Einzig ausbaufähig wäre die Zuverlässigkeit untereinander. Manche Dinge werden gerne auf den letzten Drücker erledigt oder sogar ganz vergessen. Das kann passieren und ist nicht böse gemeint, könnte aber durch bessere Organisation noch optimiert werden.
Work-Life-Balance
Sehr positiv ist die Möglichkeit, 100 % vom Homeoffice aus zu arbeiten. Das gestaltet sich jedoch starr, da man verpflichtet ist, von 8 bis 17 Uhr zu arbeiten (bei 60 Minuten Pause) und es nicht gerne gesehen ist, wenn in diese Zeit private Termine fallen. Es gibt auch keine Vorbereitungszeit oder Nachbereitungszeit - man soll Punkt 8 Uhr das Telefon anmachen und erreichbar sein. Das gilt auch, wenn man in der Woche zuvor vielleicht Urlaub hatte - es wird keine Zeit eingeplant, sich in neue Informationen einzulesen. Um das zu können, muss man als Mitarbeiter entweder in Kauf nehmen, die Kunden der ersten Anrufe falsch zu beraten (wenn man manche Informationen noch nicht gelesen hat) oder man muss sich in seiner Freizeit bereits einlesen. Hier ist eine "fear of missing out" vorprogrammiert. Überstunden sind nicht erwünscht und man darf diese Zeit nicht aufschreiben, weil sie ja "nicht nötig" wäre. In der Theorie sagen die Vorgesetzten, dass jeder sich diese Zeit natürlich gerne nehmen muss und darf, wenn sie nötig ist. In der Praxis bekommt man eine Nachricht, warum man nicht am Telefon ist.
Vorgesetztenverhalten
Wenn man eine Nachricht an einen Vorgesetzten schreibt und keine Antwort erhält, weiß man erstmal nicht, woran es liegt. Keine Zeit? Noch nicht gelesen? Schon gelesen, aber vergessen? Es kommt auch vor, dass Nachrichten gar nicht bis zum Ende gelesen, aber bereits beantwortet werden. Und genau so läuft es leider auch in persönlichen Gesprächen - es wird teilweise einfach nicht richtig zugehört. Parallel zu persönlichen Gesprächen werden manchmal Chat-Nachrichten anderer Mitarbeiter beantwortet. Generell wird man oft nur "nebenbei" betreut.
Nach persönlichen Gesprächen folgen oft sehr lange Entscheidungsprozesse, da diese auch immer mit der Firmengruppe abgestimmt werden müssen. Am Ende der Entscheidungsprozesse steht oft eine Antwort, die mit der eigentlichen Frage (der nicht zugehört wurde) schon gar nichts mehr zu tun hat.
Es gibt mehrfach im Jahr gemeinsame Zielentwicklungsgespräche zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten, wobei letztlich eher der Vorgesetzte die Ziele vorgibt und der Mitarbeiter unterschreibt.
Interessante Aufgaben
Es gäbe interessante Aufgaben. Wem diese zugeteilt werden, entscheiden aber die Führungskräfte. So bekommen Mitarbeiter Aufgaben, die diese eigentlich gar nicht wollten und diejenigen, die sich dafür interessiert hätten, werden gar nicht gefragt. Außer, die Idee entsteht spontan in einem Meeting - dann wird unter den Anwesenden in die Runde gefragt. Wer krank ist, Urlaub hat oder aus anderen Gründen abwesend ist, wird nicht gefragt und wird auch eher nicht erfahren, dass gefragt wurde.
Gleichberechtigung
Der einzige Punkt, der ausbaufähig ist, ist die Bevorzugung von Menschen aus der Region. Wer in und um München herum wohnt und regelmäßig ins Büro fahren kann, wird bevorzugt. Wenn man aber 100%-remote-Stellen anbietet, sollte auch eine gewisse Remote-Kultur herrschen.
Arbeitsbedingungen
Im Homeoffice kann man seinen Arbeitsplatz weitestgehend frei gestalten. Ergonomische Arbeitsmittel (Stuhl, höhenverstellbaren Schreibtisch) müsste man sich aber privat kaufen. Im Kundenservice bekommt man als Hardware ein kleines ThinkPad gestellt - da gibt es auch keinen Spielraum, wenn man ein größeres Gerät zum Arbeiten bevorzugen würde. Mit Lesebrille wird das schon eine Herausforderung. Aber man bekommt auch auf Wunsch Bildschirme, Tastatur, Maus und ein Headset - hier kann man teilweise auch Wünsche äußern. Die verwendeten Tools könnten teilweise benutzerfreundlicher sein.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
In der Papierbranche ist Umweltbewusstsein generell ein sehr schwieriges Thema, die Kartenliebe sollte hier jedoch zumindest an ihrer Transparenz den Kunden gegenüber arbeiten.
Gehalt/Sozialleistungen
Man sollte, wenn man in der Firma anfängt, schon bei der Einstellung ein gutes Gehalt verhandeln und da auch hart bleiben. Ansonsten wird man es schwer haben. Es gibt ein jährliches Budget für den Shop und es gibt ein Sportangebot, außerdem bekommt man ab und zu kleine Geschenke von der Firma (Geburtstag, Firmenevent, ...). Was es aber nicht gibt, sind Gehaltsgespräche, Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, Wochenendzuschläge (welche in der Weihnachtszeit durchaus interessant wären).
Image
Wenn das Image betrachtet wird, vergleicht man sich gleichzeitig auch immer mit der Konkurrenz. Man hat hier auch einige Punkte, in denen die Kartenliebe wirklich stärker ist als Konkurrenten und darauf darf man auch stolz sein. Nicht vergessen sollte man jedoch, dass die Idee, individuelle Karten im Internet zu verkaufen, nicht neu ist und man der Konkurrenz hier viel Vorarbeit zu verdanken hat.
Karriere/Weiterbildung
Laut Stellenausschreibung darf man sich aussuchen, welche Weiterbildungen man machen möchte. Mir ist unklar, inwiefern das ein Vorteil ist, da ich mir für Weiterbildungen ganz normal Urlaubstage nehmen muss (wie jeder andere Mensch in jeder anderen Firma auch).
Karriere-Perspektiven gibt es für Mitarbeiter außerhalb von München in der Abteilung Kundenservice keine. Man hat auch nicht das Gefühl, dass Weiterentwicklung unterstützt oder angestrebt wird.