Ein Fundament aus Frust: Meine Zeit bei Kneip :-D
Gut am Arbeitgeber finde ich
Gut am Arbeitgeber finde ich:
Die Möglichkeit, kurzfristig Urlaub nehmen zu können, wenn es nötig war, und die meist entspannten Arbeitszeiten an weniger stressigen Tagen. Es gab zudem interessante Aufgaben, die auch Azubis praktische Erfahrungen boten.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Alles punkten oben in Verbesserungsvorschläge
Verbesserungsvorschläge
1. Faire Bezahlung: Eine angemessene Vergütung, die der Qualifikation und Erfahrung entspricht, ist essenziell. Es ist nicht akzeptabel, dass ausgebildete Fachkräfte kaum mehr verdienen als ungelernte Hilfskräfte.
2. Respektvoller Umgang: Ein respektvoller und unterstützender Umgang mit Mitarbeitern, unabhängig von ihrer Position, ist notwendig. Azubis und junge Fachkräfte sollten nicht wie Praktikanten behandelt werden, sondern als wertvolle Mitglieder des Teams.
3. Bessere Kommunikation: Projekte sollten frühzeitig und realistisch geplant werden, um unnötigen Zeitdruck und Chaos zu vermeiden. Eine klare und offene Kommunikation zwischen Führungsebene und Mitarbeitern ist unerlässlich.
4. Arbeitsbedingungen verbessern: Der Kollegenzusammenhalt muss gefördert werden, und respektloses Verhalten sowie Mobbing am Arbeitsplatz sollten konsequent unterbunden werden. Zudem muss ein professioneller Umgang miteinander unabhängig von politischen oder sozialen Ansichten gewährleistet sein.
5. Sozialbewusstsein stärken: Der Umgang mit älteren Kollegen sowie Diversität und Inklusion sollten aktiv gefördert werden. Homophobe oder diskriminierende Äußerungen dürfen in keiner Weise toleriert werden.
6. Umweltbewusstsein erhöhen: Auch im Straßenbau sollte ein stärkeres Bewusstsein für Umweltstandards geschaffen werden, anstatt nur das Nötigste zu tun.
7. Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten schaffen: Es sollten gezielte Programme für Weiterbildungen und Karrieremöglichkeiten angeboten werden, um Mitarbeitern Perspektiven und Motivation zu geben.
8. Sozialleistungen einführen: Die Einführung von Sozialleistungen wie Zuschüssen, betrieblicher Altersvorsorge oder anderen Unterstützungen würde die Arbeitszufriedenheit und Bindung der Mitarbeiter deutlich erhöhen.
9. Image verbessern: Durch professionelle Strukturen, besseres Management und eine faire, respektvolle Unternehmenskultur könnte das negative Image der Firma langfristig verbessert werden.
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre war eher schwierig, da man oft das Gefühl hatte, nicht wirklich dazuzugehören. Lob für gute Arbeit gab es kaum – stattdessen wurde eher das Gegenteil vermittelt. Ein prägnantes Beispiel dafür war, als ich zusammen mit einem Kollegen 30er-Platten verlegt habe. Die Arbeit war perfekt erledigt, doch dann kam unser „Vorarbeiter“ (sofern man ihn so nennen kann) und fing an, die Platten zu korrigieren, obwohl es nichts zu korrigieren gab. Das war ein Vorfall, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist.
Kommunikation
Die Kommunikation ließ stark zu wünschen übrig. Ein Beispiel dafür war eine Baustelle am BVB-Stadion, die rechtzeitig vor einem Spiel fertiggestellt werden musste – inklusive der Oberfläche. Allerdings wurde erst etwa zwei Wochen vor dem Spielbeginn mit der Arbeit begonnen, obwohl es zahlreiche Gräben gab, was die Arbeiten natürlich verzögerte. Die Oberfläche wurde dann erst eine Woche vor dem Spiel angefangen, obwohl man diese Arbeiten problemlos viel früher hätte planen und umsetzen können. Das ist ein wichtiges Beispiel für die mangelnde Organisation und Abstimmung.
Kollegenzusammenhalt
Der Kollegenzusammenhalt war katastrophal – geprägt von Lästereien und Verrat. Ein Beispiel: Während meiner Ausbildung – noch minderjährig – wurde ich von einem neuen Mitarbeiter und einem Kollegen vom Betriebsrat (stlv Leiter)absichtlich im heißen Dixi-Klo eingeschlossen, kurz vor der Pause. Ich saß dort 30 Minuten fest(in der Sommerhitze auch), konnte meine Pause nicht nutzen und ging anschließend etwas essen. Am nächsten Tag bekam ich Ärger vom Chef, da man den neuen Mitarbeiter und den Betriebsrat glaubte, nicht mir als Azubi. Vertrauliche Gespräche wurden sofort weitergetragen, und der Umgang miteinander, besonders mit älteren Kollegen, war oft respektlos.
Work-Life-Balance
Die Work-Life-Balance war insgesamt in Ordnung. Man wurde nicht gezwungen, Überstunden zu machen, aber natürlich musste die Arbeit beendet werden, auch wenn sie anstrengend war. Positiv war, dass ich den Bauleiter morgens früh anrufen und spontan einen Urlaubstag nehmen konnte, wenn es wichtig war. Die Arbeitszeiten waren meist entspannt, auch wenn es Tage gab, an denen man durchgehend arbeiten musste.
Vorgesetztenverhalten
Das Verhalten der Vorgesetzten unterschied sich kaum vom Kollegenzusammenhalt. Der Chef war, um es nett auszudrücken, ein Mensch der gegen die Wand Gelaufen ist Während der Ausbildung gab er sich Relativ freundlich, doch nach Abschluss bot er eine Bezahlung von 16,50 Euro pro Stunde – kaum mehr als ein Bauhelfer ohne Ausbildung und Führerschein, der 16 Euro bekam. Für uns Azubis mit vier Jahren Ausbildung und Führerschein war das inakzeptabel. Drei von uns kündigten und suchten sich bessere Stellen, während ich zunächst blieb, um eine neue Stelle zu finden. Insgesamt war die Bezahlung schlichtweg unangemessen.
Interessante Aufgaben
Es gab durchaus interessante Aufgaben, aber oft wurde man als Azubi auf Arbeiten geschickt, die eigentlich nicht für Auszubildende gedacht waren, die aber benötigt wurden – wie Pflastern oder Asphaltieren. Häufig erledigte man Tiefbauarbeiten oder stellte Absperrungen auf, was ich beispielsweise eine ganze Woche lang mit einem Azubi-Kollegen gemacht habe.
Gleichberechtigung
Gleichberechtigung muss man hier zwischen Arbeit und sozialem Umgang unterscheiden. Arbeitstechnisch gab es keinerlei Gleichberechtigung: Man war unterbezahlt und wurde selbst nach der Ausbildung weiterhin wie ein Praktikant oder Azubi behandelt, was auf Dauer sehr demotivierend war.
Im sozialen Bereich war es ähnlich problematisch. Auf dem Bau herrscht zwar oft ein rauer Ton, aber die respektlosen Äußerungen gegenüber Homosexuellen waren schlicht inakzeptabel. Ich habe nie erwähnt, dass ich bisexuell bin, da ich genau wusste, wie ich dann behandelt worden wäre. Dieses Umfeld sorgte dafür, dass man sich weder akzeptiert noch wohl fühlte.
Umgang mit älteren Kollegen
Dieser Teil ist mir unangenehm, aber er gehört dazu. Vorab: Ich verstehe, dass ältere Kollegen mehr Erfahrung haben und oft eine andere Sicht auf die Gesellschaft, aber das rechtfertigt nichts. Viele Kollegen – vor allem die älteren – hatten Ansichten, die schwer erträglich waren. Politisch und gesellschaftlich bewegten sie sich auf einem Niveau, das oft erschreckend war. Einige schwärmten davon, wie „besser“ es vor dem Mauerfall in der DDR gewesen sei, und manche äußerten sogar Sympathien für den Fäschismus oder die AfD.
Ein besonders negatives Erlebnis hatte ich mit einem Kollegen, der mich auf der Baustelle schlagen wollte, weil er dachte, ich hätte ihn absichtlich mit einem Brett treffen wollen, obwohl er sich nur im Weg gestellt hatte. Dazu kommt, dass viele in der Firma die AfD als Lösung für alles sehen, obwohl 40–50 % der Belegschaft selbst aus Migranten besteht. Ihre Ansichten schienen oft in der Zeit von 1933–45 festzuhängen, und sie glaubten blind an Verschwörungstheorien, die sie auf Facebook aufschnappten. Das war sowohl beruflich als auch menschlich schwer zu ertragen.
Arbeitsbedingungen
Die Arbeitsbedingungen entsprachen dem, was man auf dem Bau erwarten kann. Es gab Tage, an denen man entspannt für ein paar Stunden arbeitete und dann fertig war, was oft von den Kollegen abhing. Aber genauso gab es Tage, an denen man durchgehend hart arbeitete und am Ende des Tages völlig erschöpft war.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Das Umwelt- und Sozialbewusstsein ist schwer zu definieren. Sozial habe ich bereits den Umgang mit älteren Kollegen beschrieben. Was die Umwelt betrifft, spielt sie im Straßenbau kaum eine Rolle. Am Ende der Arbeiten wird einmal durchgefegt, bei Ölresten streut man etwas Sand darüber – das war’s. Mehr wird in dieser Hinsicht nicht getan.
Gehalt/Sozialleistungen
Zum Thema Gehalt und Sozialleistungen habe ich bereits etwas gesagt: Das Gehalt war als Azubi und später beim Wechsel zum „Arbeiter“ unterirdisch. Sozialleistungen gab es in dem Sinne überhaupt nicht.
Image
Das Image von Kneip ist, wie zu erwarten, unterirdisch. In meiner aktuellen Firma wurde viel über Kneip gesprochen, und als ich erwähnte, dass ich dort meine Ausbildung gemacht habe, waren die Reaktionen eindeutig: Sätze wie „Ach du heilige Makrele“ oder „Oh Mann“ und lautes Lachen zeigten, wie schlecht die Firma angesehen ist.
Karriere/Weiterbildung
Karriere und Weiterbildung gibt es hier praktisch nicht. Theoretisch könnte man Vorarbeiter oder Bauleiter werden, aber ob man das wirklich als „Karriere machen“ bezeichnen kann, ist fraglich.