Mehr Schein als Sein
Gut am Arbeitgeber finde ich
Flexibilität, Dynamik
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
in mancher Hinsicht unmoralisch, die gelebten Werte, zu viel Show, fachfremde Führung
Verbesserungsvorschläge
- Aufrichtige Erarbeitung einer einheitlichen Führungskultur und konsequente Umsetzung dieser Kultur; weniger transaktionale Führung, mehr transformationale Führung!
- Feedbackkultur etablieren und trainieren, wie man Feedback gibt
- (Professionelle) Personalentwicklung einführen, d. h. Entwicklungsbedarfe analysieren und wertschätzend + kooperativ angehen. Führungskräfte in dieser Hinsicht mehr fordern. Personalentwicklung wäre aus meiner Sicht insbesondere im Hinblick auf die Themen Kommunikation, Feedback, Konfliktmanagement, Digitalisierung, agiles Mindset + Agilität, Veränderungsfähigkeit, mobile Führung, digitale Zusammenarbeit, emotionale Intelligenz und interkulturelle Kompetenz wichtig.
Arbeitsatmosphäre
Oberflächlich wirkt die Atmosphäre okay, aber unter der Oberfläche brodelt es.
Aus meiner Sicht war spürbar, dass die Geschäftsführung sehr an die Vorgaben der Investoren gebunden ist. Insofern viele Top-Down-Entscheidungen ohne die Fachkompetenz der Mitarbeiter zu berücksichtigen, einen gemeinsamen, interdisziplinären Dialog zu fördern und Entscheidungen nachvollziehbar zu machen.
Die gelebten Werte (und damit meine ich nicht die kommunizierten Unternehmenswerte) haben sich mit dem Ausschleichen der von den Gründern geprägten Kultur innerhalb von drei Jahren in eine andere Richtung entwickelt und waren letztendlich nicht mehr mit meinen eigenen überein zu bringen.
Kommunikation
Die Kommunikationsformate sind grundsätzlich gut und hätten viel Potenzial. Die Kommunikationsinhalte wirkten aber oft unauthentisch, unehrlich oder intransparent. Communicate openly ist in meiner Wahrnehmung ein Unternehmenswert der das Image aufpolieren soll, aber leider nicht gelebt wird.
Kollegenzusammenhalt
Das Fehlen von Personalentwicklungsmaßnahmen und Konfliktmanagement hat in unserem Team die Zusammenarbeit erschwert. Es mussten Personen mit unterschiedlichen Einstellungen zu Innovationen/Veränderung zusammenarbeiten. Das Team und die Arbeitsabläufe konnten sich dadurch nicht weiterentwickeln.
Zusätzlich haben sich Ungleichbehandlungen (Geld, Zeit, Wertschätzung, Unterstützung) innerhalb unseres Teams stark auf die Zusammenarbeit ausgewirkt. An der ganzen Situation hat sich trotz mehrfacher Rücksprache mit der Führungskraft über JAHRE hinweg nichts geändert. Wenn man weg schaut und Mitarbeitern Entwicklungsmaßnahmen nicht anbietet, die sie benötigen, um mit Schnelllebigkeit umgehen und veränderungsfähig sein zu können, braucht man sich nicht wundern, wenn ein ganzes Team auf der Stelle tritt.
Auch teamübergreifend war die Zusammenarbeit nur okay, da ein interdisziplinärer Austausch nicht eingefordert wird und nicht alle Teams als gleichwertig wichtig für die Erreichung der Unternehmensziele eingestuft werden. Wenn das Ego einen zu großen Raum in Diskussionen einnimmt, werden Stimmen nicht berücksichtigt, die das Ergebnis eines Projekts, Ablaufs etc. besser machen würden...
Work-Life-Balance
Die Work-Life-Balance war in meinem Team ein sehr großer Pluspunkt für das Unternehmen. Die Arbeit + Arbeitszeiten konnten nach eigenem Ermessen frei eingeteilt werden und Homeoffice wurde nicht auf eine bestimmte Anzahl an Tagen beschränkt.
Das war einerseits sehr gut, aber andererseits auch schlecht, weil es Kollegen im Team gab, die mit dieser Flexibilität nicht gewissenhaft umgegangen sind. Das ging zu Lasten der anderen Teammitglieder und wurde vom Unternehmen nicht sanktioniert oder verändert, obwohl die Situation wegen mehrmaliger Beschwerden bekannt war.
Vorgesetztenverhalten
Top war, dass ein absolut offener Austausch möglich war.
Nicht gut war, dass Konflikte ignoriert wurden, kein fachliches Verständnis auf Führungsebene vorhanden war, Entscheidungen nicht nachvollziehbar gemacht wurden, nicht richtig zugehört wurde und ich manchmal richtig dafür kämpfen musste, meine Arbeit machen zu dürfen.
Darüber hinaus hatte ich den Eindruck, dass keine einheitliche, fachübergreifend abgestimmte Strategie verfolgt und dadurch manchmal Interessenskonflikte entstanden sind.
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben waren sehr vielfältig und mit viel Gestaltungsspielraum verbunden, sodass wirklich tolle Sachen entstehen hätten können.
Allerdings haben der fehlende Kollegenzusammenhalt und die dadurch bestehende Ineffizienz im Team, die Arbeitsatmosphäre, das Vorgesetztenverhalten die intrinsische Motivation vollkommen zerstört.
Gleichberechtigung
Innerhalb des Teams wurden wir unfair behandelt und das war nicht auf die Leistung zurückzuführen.
Auf Unternehmensebene ist das Unternehmen in Sachen Gleichberechtigung sicherlich fortschrittlicher als andere Unternehmen. Ich hatte aber dennoch den Eindruck, das Frauen mehr dafür tun müssen, um anerkannt zu werden als Männer. Zumindest waren Frauen in Führungspositionen aus meiner Sicht durchschnittlich kompetenter als Männer. Darüber hinaus wurde aus meiner Sicht das Wort einer Person mit mehr Berufserfahrung aber weniger Fachkunde höher gewichtet als das einer fachkundigen Person mit weniger Berufserfahrung.
Umgang mit älteren Kollegen
In Bezug auf die Einstellung von älteren Arbeitnehmern kann ich diesen Punkt nicht bewerten.
Eine zielgruppenspezifische Förderung von älteren Kollegen bspw. im Hinblick auf neue Tools oder Digitalisierung im Allgemeinen gab es nicht.
Arbeitsbedingungen
Moderne Ausstattung, tolles Büro, gute Tools
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Ich würde sagen man bemüht sich, aber da ist noch Luft nach oben.
Gehalt/Sozialleistungen
Okay, aber kein auf nachvollziehbaren und fairen Kriterien beruhendes Vergütungssystem. Gehaltsentwicklungen sind dementsprechend schwer und sehr unfair.
Image
Viel Show
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildungsmaßnahmen wurden schon gefördert, wenn sie notwendig waren und man sich selbst intensiv dafür eingesetzt hat. Aber nicht jeder Mensch ist reflektiert und erkennt, dass Maßnahmen erforderlich wären bzw. welche. Und da es keine Feedbackgespräche gibt, die fehlende Selbstreflektion ggf. auffangen könnten, kosten Menschen, die sich nicht mit dem Unternehmen weiterentwickeln ihre Kollegen Kraft und Nerven.