Kritische Auseinandersetzung über die bisherige Zeit bei der LQ
Verbesserungsvorschläge
Reflexion über meine bisherige Zeit bei der LQ
Ich will etwas ausführlicher ein paar Gedanken zum Ausdruck bringen. Anlass sind Beobachtungen und auch Erfahrungen, die ich so über die Zeit gemacht habe, die mich beschäftigen, die massive Zweifel und eine große Traurigkeit hervorgerufen haben.
Die Anfänge:
Ich hab Ende 2023 bei der LQ angefangen. Warum: Ich war tatsächlich von der Idee angetan, im Rahmen meiner doch bescheidenen Möglichkeiten Helligkeit denjenigen zu geben, die zweifellos über die Leidenschaft zur Helle verfügen, aber jeden Tag um diese Helligkeit ringen müssen. Was mich beeindruckt hat, war das herzliche Miteinander und die damals sehr intensive als auch hilfreiche Einarbeitung, für die ich nach wie vor sehr dankbar bin.
Anfang 2025 - Vom Einsetzen des Nachdenkens:
Es ist mehr als ein Jahr vergangen, und ich merke nun, dass irgendwas nicht stimmt. Ich hab lange darüber nachgedacht, wie ich für das, was ich wahrnehme, die passenden Worte finde.
Ich denke, dass es Ideologie vllt. ganz gut trifft. Das Spannungsfeld aus ökonomischen Zwängen auf der einen und Qualitätsansprüchen auf der anderen Seite löst sich langsam endgültig zugunsten einer Ideologie des Höher-Schneller-Weiter auf. Den Qualitätsbegriff kann man nach meinem Dafürhalten nicht mehr benutzen, ohne dabei nicht doch etwas zu erröten - zumindest geht es mir so. Dazu, mal einen eigenen Gedanken zu entwickeln, über etwas in Ruhe nachzudenken, kommt man gar nicht. Stattdessen erlebe ich eine (atmosphärische) Dauerbeschallung mit Phrasen wie "Attacke", "Vollgas", "maximale Erfolge". Man versucht - und das mit anzusehen, tut mir ehrlicherweise sehr weh - dem Erfolg hinterherzurennen, ohne aber zu merken, dass man eigentlich nur einer Ideologie nachläuft, die alle - den einen früher, den anderen später - ausbrennen lässt.
Erschöpfungsspirale:
Jede Ideologie - auch "unsere" - bedarf einer Kette, in der man das vermeintlich schwächste Glied einsortiert, damit die Wirkmacht der Ideologie nicht nachlässt. Niemand will das sein, weshalb es auch so schwer ist, auszubrechen. Niemand will zur Gruppe der fallenden Späne gehören, das heißt als schwach abgestempelt werden, sondern hobeln, sprich ein Macher sein. Ich gestehe gern, dass ich gegenwärtig zur Gruppe der fallenden Späne gehöre - wie schon einige vor mir - und meinen Platz in der erwähnten Kette eingenommen habe. Aus eigener Kraft komme ich da nicht mehr heraus. Ich bin schlichtweg erschöpft. Nicht müde, sondern einfach erschöpft.
Und ein letzter Gedanke - Was bleibt?
Diese angesprochene Ideologie macht über kurz oder lang sehr vieles kaputt. Zwischen Menschen kann eine ganze Welt entstehen, wenn sie Menschen mit Schwächen bleiben können und nicht den Charakter von Maschinen annehmen (müssen), die immer "Vollgas" geben. Die Ideologie des immer Höher-Schneller-Weiter führt in meiner Wahrnehmung vor allem dazu, dass man im Gegenüber immer eine potenzielle Bedrohung für die Ideologie sieht, in der man sich - das galt ja auch für mich - eingerichtet hat, solange man eben nicht als vermeintlich schwächstes Glied in der Kette seinen Platz eingenommen hat.
Und all das mitanzusehen und selbst zu erleben, schmerzt sehr, weil ich mit der oben beschriebenen Motivation angetreten bin und auch die Kolleg*innen sehr mag, die aber selbst vllt. Angst haben, in diesem Spannungsfeld ideologischer Aufgeladenheit nicht bestehen zu können. Mich jedenfalls umgibt angesichts dieser Entwicklungen eine enorme Traurigkeit.
Ein Appell - Vom Denken ins Handeln:
Wenn das hier vorzeitig meinen Abschied bedeutet - und der Verfasser dieser Zeilen sollte schnell identifiziert sein -, so hoffe ich doch wenigstens, dass das einen Denkprozess bei all jenen in Gang setzt, die das lesen und das man weiterhin in der LQ vom Denken ins Handeln kommt, uns zwar in ein Handeln, das sich darum bemüht, der Wirkmacht dieser beschriebenen Ideologie etwas entgegenzusetzen - und sei es auch erstmal nur, das man ihre Existenz anerkennt und ernsthaft über die Auswirkungen innerhalb der LQ spricht.
Wenn ich da nachhaltig etwas anstoßen kann, würde mich das sehr freuen, auch wenn ich selbst möglicherweise nicht mehr Teil eines potenziellen Veränderungsprozesses bin.
Ich kann die LQ, bei der ich nach wie vor noch angestellt bin, gegenwärtig nicht guten Gewissens weiterempfehlen, auch wenn ich mit der Idee sehr sympathisiere.