Ich hätte mir diese Erfahrung gerne erspart
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Nicht nur, wie hier mit berechtigter Kritik und auch der dringenden Aufforderung zum Handeln zum Schutz von Mitarbeitern umgegangen wurde, sondern auch die gesamte eigentlich nicht vorhandene Unternehmenskultur, das über, aber nicht miteinander Reden und der fehlende Mut, denjenigen die Tür zu weisen, die bekanntermaßen mit Gerüchten, Häme und Missgunst das Klima vergiften, lassen im Rückblick keine andere als eine sehr schlechte Beurteilung dieses Unternehmens zu.
Arbeitsatmosphäre
Über die meiste Zeit sehr unangenehm, mit vielen Kolleg:innen arbeite man schweigend den ganzen Tag nebeneinander her. Kam man ins Büro, war es nicht selten, dass viele gar nicht vom Bildschirm aufblickten oder von sich aus grüßten. Viele derjenigen, die etwas mehr Verantwortung tragen, wirkten in der Regel gehetzt und strahlten ein "Sprich mich besser nicht an, ich habe keine Zeit" aus. Oder hielten sich für so wichtig, dass sie von sich aus niemals das Gespräch mit den in ihren Augen unwichtigen Menschen in der Agentur gesucht hätten.
Kommunikation
Für eine Kommunikationsagentur erstaunlich schlecht. Die regelmäßig stattfindenden Agenturmeetings waren meistens eine Einbahnstraße in der Kommunikation, in der die GF losgelöst von den realen Problemen des Teams Ideen und Entscheidungen kommunizierte, die sie davor mit der immer gleichen Handvoll an Personen abgestimmt hat. Oft waren Informationen längst durchgesickert, die mit Einzelnen vorab besprochen wurden. Ich habe mehrfach auch Dinge über noch oder nicht mehr dort arbeitende Kolleginnen erfahren, die ich aus datenschutzrechtlichen Aspekten nie hätte erfahren dürfen. In der Hinsicht ist man sich gerade auf Seiten der GF aber auch bei anderem Führungspersonal der besonderen Verantwortung überhaupt nicht bewusst.
Kollegenzusammenhalt
Es gab einige tolle Kolleginnen und Kollegen - vor allem aber gab es extrem viel Missgunst und ganz viel Grüppchenbildung charakterlich schwacher Kolleg:innen. Ein kleiner Kern aus wenigen Kolleginnen und Kollegen waren bestimmend für die Dynamik im Team. Es wurde sich permanent haarscharf an oder auch über die Grenze der Diffamierung hinweg über andere Kolleginnen und Kollegen ausgelassen. Wer hier mit neuen, anderen und oft schlicht besseren Ideen oder einer anderen Art im Umgang mit Menschen dazu kommt, der trifft auf ein Umfeld, in dem er oder sie von Anfang an wenig Chancen hat. Die wirklich guten und moral integren sind während meiner Zeit schnell wieder gegangen. Viele langjährige Kolleginnen haben sich angepasst, in ihrer Position eingerichtet, halten sich einfach aus allem raus und schauen im Zweifel weg, statt den Mund aufzumachen und andere zu schützen.
Work-Life-Balance
Den Kunden wurden in der Regel Leistungen verkauft, die mit dem vorhandenen Personalschlüssel nicht ansatzweise abzudecken waren, Überstunden sind bereits mit dem Gehalt abgegolten. Bzgl. der Arbeitszeiten herrschte ein extremer Gruppenzwang, manche ältere Kolleginnen und Kollegen haben in der Hinsicht ein ganz schlechtes Workaholic-Beispiel abgegeben. Urlaube waren aufgrund der vielen verschiedenen Kundenteams und wenig Solidarität und Rücksichtnahme ein ewiges Thema.
Vorgesetztenverhalten
Bei einer dreiköpfigen Geschäftsführung lässt sich das schwer gesamtheitlich beurteilen. Bei Teilen der Geschäftsführung war sehr viel Micromanagement und keinerlei Rücksichtnahme auf die jeweils individuelle Belastung vorhanden. In Entscheidungen wurden Mitarbeiter:innen nur bedingt eingebunden. Im Fall eindeutiger Diffamierungen, die der GF frühzeitig und wiederholt bekannt gemacht wurde, ist sie ihrer Sorgfaltspflicht nicht ausreichend nachgekommen, wiederholt wurde Ankündigungen nicht Folge geleistet und haben angekündigte Gespräche nicht stattgefunden. Ich habe eine in vielen Bereichen führungsschwache GF erlebt, die an den falschen Stellen kontrolliert hat und bei den für die Unternehmenskultur wichtigen Punkten zu lange untätig geblieben ist.
Interessante Aufgaben
Je nach Kunden waren die Aufgaben sehr interessant und auch vielfältig, insgesamt aber schon auch viel Redundanz und wenig Spielraum für neue Ideen, weil dafür nie genug Zeit war. Bei langjährigen Kunden galt dann oft ein Weiter so, einfach weil es schon immer so gemacht wurde.
Arbeitsbedingungen
Zu meiner Zeit keine höhenverstellbaren Tische, alte Laptops und bei den Softwarekäufen immer wieder Entscheidungen für schlecht funktionierende Softwarelösungen ohne Rücksprache mit weiteren Teilen des Teams.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Lässt sich weder in die eine noch andere Richtung an etwas festmachen.
Gehalt/Sozialleistungen
Individuell deutlich höhere Leistung hat sich im Gehalt nicht abgebildet und war zudem gemessen daran, was man für das Unternehmen erwirtschaftet hat, sehr gering.
Image
Die Agentur genießt historisch einen guten Ruf in der Branche und schafft es, nach Außen nach wie vor ein gutes Bild zu wahren. Innerhalb des Unternehmens habe ich von Beginn an eine extrem geringe Identifikation mit dem Unternehmen erfahren, schon in meinen ersten Wochen habe ich erlebt, wie Kolleginnen und Kollegen schlecht über das Unternehmen und andere Kolleginnen und Kollegen, teilweise auch ganz offen und unverblümt, gesprochen haben.
Karriere/Weiterbildung
Es gibt ein paar Personen in dem Unternehmen, die wie Platzhirsche den Raum für sich beanspruchen und neben sich keine anderen guten Leute dulden. Es wird einem auch kein konkreter Weg aufgezeigt, wo es hingehen könnte, Abmachungen werden nicht eingehalten und in Gesprächen in Bezug auf Gehalt oder Beförderungen wird man immer wieder hingehalten und vertröstet - überwiegend nicht mit sachlichen Argumenten.