Traditionelle, modernisierungsbedüftige Unternehmenskultur - wenig attraktiv für junge Menschen!
Gut am Arbeitgeber finde ich
Positiv hervorheben kann man den ehrlichen und transparenten Umgang mit den Arbeitsbedingungen und Regelungen. Es werden keine undurchsichtigen Regelungen gelebt, die jede Führungskraft anders auslegen kann, sondern es werden immer klare Rahmenbedingungen definiert. Insgesamt handelt es sich bei der Continentale bzw. Mannheimer um einen sehr verlässlichen Arbeitgeber. Schön ist auch, dass man nach ein paar Jahren fast alle Kollegen und Kolleginnen - wenn auch teils nur namentlich - kennt und so ein familiäres Gefühl entsteht bzw. man auch immer einen direkten Ansprechpartner findet.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Schlecht finde ich vor allem die veralteten, klassischen Unternehmensstrukturen, die sich durch jeden Bereich ziehen. Entscheidungen werden vom Management gefällt, Mitarbeitenden kommt wenig Feedback und Wertschätzung zu. In Kombination mit fehlenden Weiterentwicklungs- und Gehaltsentwicklungschancen sowie "unmodernen" Arbeitsmethoden durch die fehlende Digitalisierung werden hier (insbesondere für junge Menschen!) sehr wenige Anreize gesetzt weiterhin für das Unternehmen zu arbeiten. Die genannten Aspekte führen eher zu Demotivation und Frust. Ich würde das Unternehmen daher niemandem weiterempfehlen, der ein modernes, motivierendes Arbeitsumfeld sucht.
Verbesserungsvorschläge
Es besteht in vielen Bereichen Modernisierungsbedarf - vor allem im Bereich Digitalisierung. Das Ablösen uralter Systeme mit neuen Systemen hinsichtlich Big Data würde sowohl den Mitarbeitenden durch spannende Aufgaben sowie dem Unternehmen durch Datenanalysen zugutekommen. So könnten neue Bereiche mit verschiedenen Hierarchiestufen entstehen, die mehr Weiterentwicklungspotentiale bieten würden. Außerdem sollte der Fokus mehr auf die Mitarbeiterzufriedenheit gesetzt werden. Dazu sollten Führungskräfte auch sozial geschult sein. Es kann z.B. bei regelmäßigen (!) Feedbackgesprächen, Gehaltsrunden oder Mitarbeiterbefragungen zu diversen Themen (z.B. zur Homeofficeregelung) angesetzt werden, damit man sich wertgeschätzt und motiviert fühlt. Da viele junge Menschen abwandern, wäre es doch interessant zu wissen, welche Gründe sie dazu bewegen, um mehr Anreize zum Bleiben zu setzen. Insgesamt würde eine Modernisierung der Unternehmenskultur zu mehr Attraktivität für junge Leute führen - dazu müsste aber auch die Bereitschaft bestehen, auch mal frischen Wind in die oberste Führungsebene zu bringen und nicht nur auf Tradition und Erfahrung bei der Besetzung des Top Managements zu setzen.
Arbeitsatmosphäre
Ich würde die Arbeitsatmosphäre als eher angespannt bezeichnen. Vor allem mit der Führungskraft herrscht eher ein Kontroll- bzw. Unterordnungsverhältnis, auch im eigenen Team wird sich anfangs und meist auch weiterhin gesiezt. Es besteht die klassische 9 to 5 Arbeitsmentalität, zwischen der Arbeitszeit Erledigungen machen oder die Mittagspause verlängern ist eher ungern gesehen. Sehr klassische, wenig moderne Strukturen und auch der anteil jüngerer Mitarbeitender ist eher gering.
Kommunikation
Die Kommunikation ist ausbaufähig. Informationen werden von ganz oben nur an das Management weitergegeben. Je nach Führungskraft erhält man dann mehr oder weniger Informationen. Auch zwischen den Abteilungen wird sich beispielsweise bei Änderungen o. Neuerungen oft wenig Gedanken gemacht, welche Bereiche betroffen sein könnten. Es kommt vor, dass man dementsprechend oft mit beschlossenen Tatsachen konfrontiert wird, die den eigenen Aufgabenbereich betreffen.
Kollegenzusammenhalt
Der Zusammenhalt im Team war meiner Erfahrung nach super.
Work-Life-Balance
Grundsätzlich okay - es gibt Gleitzeit, zwei Tage Homeoffice in der Woche und der Workload hält sich in Grenzen. Trotz allem ist es nicht gerne gesehen, wenn man bereits um zwei oder drei Uhr bzw. früher nach Hause geht. Sollte meiner Meinung nach bei Gleitzeit und einem Stundenkonto, das geführt wird, selbstverständlich sein. Schade ist auch die unflexible Homeofficelösung, obwohl sich während der Pandemie gezeigt hat, dass Homeoffice problemlos möglich ist. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich im Homeoffice produktiver ohne Störungen arbeiten konnte und dass das Team nun durch die Homeofficeregelung ohnehin sehr unregelmäßig vor Ort ist, trotzdem wird aber zwanghaft die Präsenz an drei Tagen in der Woche gefordert. Gleichzeitig werden keine Videomeetings genutzt, die man zum gegenseitigen Austausch sehr sinnvoll einsetzen könnte.
Vorgesetztenverhalten
Von der fachlichen Seite aus alles super. Was allerdings die empathische bzw. soziale Komponente angeht herrscht hier auf jeden Fall Nachholbedarf. Führung bedeutet eben nicht nur Entscheidungen treffen und bestimmen, sondern besteht auch darin, Mitarbeiter zu motivieren durch beispielsweise Lob, Kritik und Wertschätzung. Leider herrscht hier eher die "Top-Down-Mentalität", bei der wenig Kommunikation auf Augenhöhe möglich ist. Man bekommt wenig Feedback zu Arbeit, hat wenig Verantwortung und hat sich der Führungskraft "unterzuordnen", während die Meinung des Teams oftmals nicht gefragt ist. Schade, da mehrere Perspektive auch hilfreich sein können - ob man nun Führungskraft ist oder nicht. Alles in allem würde ich das Vorgesetztenverhalten als sehr veraltete Kontrollkultur beschreiben.
Interessante Aufgaben
Meist recht monotone und vor allem repetetive Aufgaben. Zum einen weil die Führungskraft häufig die weniger spannenden Aufgaben delegiert und die "wichtigen" Sachen selbst erledigt und daher auch wenig bis keine Verantwortung bei den Mitarbeitenden liegt - was leider sehr demotiviert! Es werden außerdem wenig Möglichkeiten genutzt, vielfältige Aufgabengebiete zu schaffen. Gerade zu Zeiten der Digitalisierung bieten Data Analytics u.Ä. große Potentiale, denen wenig Bedeutung beigemessen wird. Es werden leider z.B. weiterhin Auswertungen "per Hand" in Excel vorgenommen und veraltete Systeme von vor 30 Jahren verwendet. Meiner Meinung nach ist es daher verständlich, wenn man nach 1-2 Jahren nicht mehr auf der gleichen Stelle arbeiten möchte.
Gleichberechtigung
Sehr positiv ist, dass keine Benachteiliung aufgrund von Behinderung, Herkunft etc. besteht. Im Hinblick auf junge bzw. ältere Mitarbeitende ist es schade, dass oftmals die Erfahrung und langjährige Mitarbeit der "alten Hasen" das Maß aller Dinge ist und die Erwartungshaltung besteht, dass Personen mit weniger Berufserfahrung sich unterzuordnen bzw. daran zu orientieren haben. Neue Ideen oder Ansätze werden meist nicht angenommen bzw. bestehen auch wenige Möglichkeiten, diese überhaupt einzubringen. Man fühlt sich hier wenig wertgeschätzt und eher als müsste man sich permanent "beweisen".
Umgang mit älteren Kollegen
Meiner Erfahrung nach werden ältere Personen vor allem aufgrund der Erfahrung am meisten wertgeschätzt.
Arbeitsbedingungen
Es gibt klare Gehaltsregelungen durch Tarifverträge, betriebliche Altersvorsorge, Gleitzeit und Homeofficemöglichkeiten, wofür auch Hardware zur Verfügung gestellt wird. Bezüglich der Räumlichkeiten sind die Gebäude etwas in die Jahre gekommen und haben eine triste, rein graue und wenig moderne Einrichtung. Im Altbau können keine Fenster geöffnet werden, im Neubau aufgrund von technischen Fehlern in vielen Fällen auch nicht. Reparaturen werden leider kaum vorgenommen. Schade ist auch, dass für das Parken in der eigenen Tiefgarage eine Miete verlangt wird. Außerdem werden lediglich Mitarbeitern mit ärztlichem Attest elektrische Schreibtische zur Verfügung gestellt, welche meiner Meinung nach jedem, der 8 Stunden am Tag sitzen muss, zur Verfügung gestellt werden sollten. Die Austattung mit Arbeitsmaterialien lässt sich generell als "in die Jahre gekommen" beschreiben - es fehlt an ergonomischen Schreibtischstühlen, es stehen teilweise noch alte große Taschenrechner auf den Schreibtischen etc. Auch die genutzten IT-Systeme sind mehrere Jahrzehnte alt. Die sehr fehleranfällige "neue" Telefonanlage lässt auch zu wünschen übrig - wieso arbeitet man nicht mit dem gängigen Microsoft Teams?
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Auf die Umwelt wird meiner Erfahrung nach - auch aufgrund der leider bisher wenig digitalisierten Arbeitsweisen - weniger geachtet. Es werden noch immer extrem viele Dokumente gedruckt und in Ordnern abgeheftet. Bezüglich des Sozialbewussteseins sind mir auch viele negative Aspekte in Erinnerung geblieben - eine jahrelang bestehende jährliche Spendenaktion wurde gestrichen, auch der traditionelle Weihnachtsmarkt für Mitarbeitende wurde abgeschafft.
Gehalt/Sozialleistungen
Grundsätzlich ist das Gehalt ganz okay. Allerdings gibt es weder regelmäßige Gehaltsrunden noch häufige Mitarbeitergespräche mit der Führungskraft. Das heißt, dass Gehaltssteigerungen hauptsächlich durch tarifliche Erhöhungen stattfinden und man wenig Chancen hat dazwischen Erhöhungen zu erhalten. Die Führungskraft hat zwar Spielraum, auch kleinere Erhöhungen zu geben, allerdings in begrenzem Rahmen und je nach Führungskraft wird das mehr oder weniger gelebt. Man muss hier auch eher proaktiv sein. Gerade für junge Leute wenig attraktiv und vor allem demotivierend, da kein Anreiz geschaffen wird, sich über das normale Maß hinaus zu engagieren.
Image
Obwohl die Versicherungsbranche allgemein keinen guten Ruf hat, finde ich, dass die Continentale bzw. die Mannheimer Versicherung einen verhältnismäßig recht guten Ruf haben.
Karriere/Weiterbildung
Grundsätzlich gibt es wenige Führungsebenen und die nächsthöhere Stufe ist meist bereits eine Managementfunktion. Daher sind die Aufstiegsmöglichkeiten zum einen sehr begrenzt, zum anderen sind die Führungskräfte wenig darauf geschult, Mitarbeiter aktiv zu fördern. Unter anderen auch aufgrund der fehlenden Mitarbeitergespräche. Sehr unattraktiv für junge, motivierte Leute, die sich gerne weiterentwickeln würden.