Am Scheideweg zwischen Utilization-driven und People-centric Company
Gut am Arbeitgeber finde ich
Team Spirit, Offenheit und (zumindest in meinem Bereich) Wertschätzung und Vertrauen. Die neuen Mobilitätsangebote weg vom PKW mit Bahncard oder Allowance. Engagierte, kompetente Kollegen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Teilweise sehr unflexible Bürokratie. Eine fast schon unsoziale Fixierung auf die Auslastung. Die verfügbare Kapa wird in Abweichung von gängigen Metriken an Gesamttagen inkl. Urlaub, Weiterbildung und Krankheit(!) festgelegt. Das ist zum einen eine große Täuschung, aber auch eine Umkehrung von Verantwortung. Wachstum durch Erhöhung von Auslastungszielen zu generieren, zäumt das Pferd von hinten auf und geht zu Lasten der Belegschaft.
Verbesserungsvorschläge
Nachhaltigkeit und Diversity in den Vordergrund rücken - hier sind ambitionierte(re) Ziele und klares Commitment angebracht. Sich selbst hinterfragen, um besser zu werden. Weniger Hierarchie & Bürokratie vorgeben. Darauf achten, dass Auslastung & Faktura nicht Engagement & Leidenschaft erdrückt. Die Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellen.
Arbeitsatmosphäre
Im engeren Umfeld von Wertschätzung und Vertrauen geprägt. Im erweiterten Umfeld zählt vor allem Zählbares und Sichtbarkeit.
Kommunikation
Aus meiner Sicht stets bemüht, alles Wichtige zu kommunizieren. Man fühlt sich nicht unterversorgt mit Infos - auch, wenn die wichtigen Details und der "digitale Flurfunk" dazugehören, um alles einordnen zu können. Mit wachsendem Unternehmen werden die (zentralen) Formate jedoch zunehmend steriler, politischer und unpersönlicher.
Kollegenzusammenhalt
Auch hier: im engeren Umfeld und eigenen Netzwerk top. Dennoch bleibt man am Ende des Tages oft Einzelkämpfer und muss sehen, dass man "seinen Laden" zusammenhält - denn gerade an den junioreren Kollegen wird von allen Seiten gezogen, und im Zweifel gewinnen immer Auslastung & Projekt - siehe Work-Life-Balance & Arbeitsbedingungen.
Work-Life-Balance
Pro: ich habe stets großes Vertrauen meiner Vorgesetzten erlebt und dementsprechende Freiheiten genossen.
Kontra: der Druck kommt von allen Seiten. Interne Arbeit, Business Development etc. wird erwartet und eingefordert, aber oft nicht honoriert bzw. durch die immer stärker werdende Auslastungsgetriebenheit konterkariert.
Die Company ist unentschlossen zwischen Geld verdienen um jeden Preis und nachhaltiger Entwicklung von Portfolio, Themen und Mitarbeitern.
Vorgesetztenverhalten
Aus meiner Sicht meist tadellos, hier wird Leadership ernst genommen. Es kommt aber sicher immer auf den individuellen Vorgesetzten oder Projektleiter an - ich kenne Fälle, in denen das nicht gegeben war und Kollegen überfordert, übergangen oder allein gelassen wurden. Wahrscheinlich wie in jedem Unternehmen...
Interessante Aufgaben
Definitiv. Am Nerv der Zeit bei Digitalisierung und auch AI - weil Mitarbeiter die Themen sehen und weiterentwickeln. Ich konnte allerdings wenig Strategie dahinter erkennen. Auch offensichtlich wichtige Themen, die von Mitbewerbern bereits beackert werden, werden teils stiefmütterlich behandelt zu Gunsten von Buzzword-Topics.
Am Ende das Tages ist (und bleibt?) MHP eine Automotive Company - allzu oft im Mutterkonzern.
Gleichberechtigung
Diversity wird aktiv kommuniziert und teils auch "verordnet". Das Bewusstsein ist auf der einen Seite da, allerdings kenne ich auch hier engagierte KollegInnen, die sich an den offenen Türen des Managements blaue Flecken geholt haben. Da ist noch Luft nach oben!
Umgang mit älteren Kollegen
Auch wenn MHP eine pyramidenartige, etwas eindimensionale Karrieremaschine ist, sind immer wieder Senior Hires zu vermelden, um das Durchschnittsalter nicht völlig abstürzen zu lassen. Tatsächlich würde ich sagen, das Alter spielt keine Rolle, wenn man nach den Spielregeln (wie erwähnt: Auslastung & Sichtbarkeit) spielt...
Arbeitsbedingungen
Ausgehend von den "state of the art" Starter Days sind die Arbeitsbedingungen vorwiegend sehr gut. Sehr schöne Offices und meist gute Ausstattung. Bei Details wie einem neuen Rechner oder Handy nach einigen Jahren wird es dann schon schwieriger - selbst bei Problemen mit dem Gerät ist es kaum möglich, den Regelprozess zu umgehen. An vielen Stellen ist die Skalierung der internen Prozesse an das stetige Wachstum der Company eine spürbare Herausforderung.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Das Sozialbewusstsein ist da, aber leider nach wie vor in eher groß angelegtem Sport-Sponsoring und entsprechenden Partnerschaften.
Das Umweltbewusstsein wird immer wieder betont, aber auch hier wäre es meiner Meinung nach möglich, steiler zu gehen und eine Vorbildposition zu besetzen - und nicht, das Nötigste zu tun und große Worte aufzutürmen. Oder anders: es fehlt an den ambitionierten Zielen, die es bräuchte heutzutage.
Gehalt/Sozialleistungen
Mit dem Gehalt hier kann man (sehr) gut leben. Sozialleistungen sind ok, auch wenn eine Betriebsrente, VL oder ähnliches nicht angeboten werden. Ein Betriebsrat ist nur in Ludwigsburg vorhanden, auch das ist schade. Schwierig finde ich die Prozesse rund um Gehaltsanpassung und die Kommunikation dazu - der intern "Performance & Potentials" genannte Prozess könnte auch "friss oder stirb" heißen. ^^
Das Bonussystem ist weitgehend transparent und auch ok. Einzig bei Nichterreichung von Auslastungszielen (die fast jedes Jahr höher gehängt werden), wird es zu einem empfindlichen Malus-System, das in stark erhöhten individuellen Druck und auch mehrfache (auch finanzielle) Bestrafung abgleitet.
Image
Mit nun 100% Beteiligung von Porsche sicher noch einmal aufpoliert. Auch wenn man selbst keinen Porsche fahren möchte, ist das Image gut.
Karriere/Weiterbildung
Wie oben erwähnt, ist das Karrieremodell eindimensional, aus meiner Sicht längst überholt und begünstigt auf der einen Seite Turbo-Karrieren mit vielen Promotions in kurzer Zeit, während Kollegen, die sich nicht zu 120% auf die Karriere konzentrieren, eher auf der Strecke bleiben.
Weiterbildung ist zu einem signifikanten Teil intern geregelt, Paradebeispiel ist das MHP Projektleitermodell, das zwar leidlich funktioniert, aber teilweise unflexibel und bürokratisch ist und anerkannte, externe Modelle (Prince2 etc.) ausklammert. Dennoch ist es möglich, externe, auch hochwertige Schulungen zu ergattern, wenn Budget da ist. Wenn nicht...