Es könnte so schön sein...
Arbeitsatmosphäre
Dies ist natürlich sehr teamabhängig. Persönlich arbeite ich in einem 5-Sterne-Team, in anderen Abteilungen sieht dies deutlich anders aus, siehe Vorgesetztenverhalten.
Teamübergreifend gibt es oft Hahnenkämpfe und schwierige Zusammenarbeit, die v. a. politische Ursachen haben.
Kommunikation
Die Kommunikation ist definitiv ausbaufähig. Keine Fehlerkultur, der Elefant im Raum wird so lange ignoriert, bis es gar nicht mehr anders geht.
Kollegenzusammenhalt
Natürlich sehr individuell - ich habe es perfekt getroffen. Wir halten zusammen, unterstützen uns immer, treffen uns auch regelmäßig privat.
Work-Life-Balance
Sehr abteilungsabhängig. Früher war die 70h-Woche die Regel, jetzt ist es sehr entspannt mit den vorgesehenen 35 Wochenstunden.
Gleitzeitregelung und grundsätzlich sehr flexible Arbeitszeiten mit Kernarbeitszeit.
Urlaub und Gleitzeit können i. d. R. auch sehr kurzfristig genommen werden.
Möglichkeit zu mobilem Arbeiten oder Home Office.
Einziges Manko: Überstunden sind recht streng gedeckelt, d.h., Mitarbeitende, die viele Überstunden leisten müssen, können diese ab einem gewissen Punkt nicht mehr "abfeiern".
Vorgesetztenverhalten
Den einen Stern gibt es für die direkt vorgesetzte Führungskraft, die wirklich top ist und den Erfolg des Unternehmens sowie das Wohl seiner Mitarbeitenden priorisiert.
Aber: Miele hat ganz klar ein riesiges Führungsproblem. Im niederen und mittleren Management (die höheren Ebenen kann ich nicht beurteilen) ist die Führungsriege geprägt von wenig Fach-, Strategie- und Sozialkompetenz, aber umso größerem Fokus auf die persönliche Position; es gilt: Wer am lautesten schreit und die Ellbogentaktik anwendet oder die richtigen Freunde hat, gewinnt.
Das ist fatal für das Unternehmen und die Unternehmenskultur, was auch regelmäßig in Mitarbeiterbefragungen zutage tritt.
Leider wird selten am eigenen Ast gesägt, sodass sich hieran wohl nichts ändern wird.
Interessante Aufgaben
Viel Potential, das leider nicht genutzt wird. Hier muss man sich aber auch an die eigene Nase fassen - wenn man nach einigen Jahren des Willens, Veränderung voranzutreiben, resigniert, hat man selbst eine Teilschuld. ;-)
Gleichberechtigung
Die Führungsriege ist, von wenigen Quotenfrauen im niederen Management und einer weiblichen GF abgesehen, sehr männlich geprägt.
Allerdings ist der Frauenanteil insgesamt auch eher niedrig.
Umgang mit älteren Kollegen
Meiner Wahrnehmung nach wird die Expertise der "Alteingesessenen" überwiegend sehr geschätzt.
Arbeitsbedingungen
Eher dürftige Hardware, umständliche Softwarebeschaffung. Gerade in meinem Arbeitsbereich ist es sehr schwierig, ohne irgendwelche Rechner-Rechte und mit 4GB RAM arbeitsfähig zu sein.
Die Büros waren vor 40 Jahren sicher recht modern - immerhin bleibt uns (noch) das Großraumbüro mit Shared Desk erspart, das ist super!
Im Sommer wäre eine Klimaanlage toll, da sich das Büro in der prallen Sonne sehr stark aufheizt.
Die Firma ist mit dem ÖPNV gut erreichbar, Parkplätze sind eher spärlich vorhanden.
Es gibt Kantinen, die qualitativ meist gut, aber mittlerweile sehr teuer und schlecht organisiert sind.
Gehalt/Sozialleistungen
IG Metall-Tarif, also recht anständig - allerdings sind die Entwicklungsmöglichkeiten, je nach Eingruppierung, sehr begrenzt bis nicht vorhanden.
Die Leistungszulage entspricht nicht der tatsächlich erbrachten Leistung, sondern der zu erfüllenden Quote, sodass gute Mitarbeiter abgestraft, schlechte belohnt werden.
Die Sozialleistungen sind sehr gut - Firmenrente mit individuellem Gestaltungsspielraum, Corporate Benefits, Sportangebot, Kita, Beratungsangebote für unterschiedlichste Lebenslagen. Je nach Abteilung gibt es auch kostenfrei Kaffee und Wasserspender, jedoch nicht überall.
Image
Intern leidet das Image schon länger, auf Social Media wird deutlich, dass Miele sich nicht mehr mit dem "Premium"-Anspruch brüsten kann; die jüngste Presse tut ihr übriges.
Es wurde sich zu lange auf alten Lorbeeren ausgeruht.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildungen werden jährlich mit der Führungskraft geplant und abgesprochen, oft auch bewilligt, sofern sie günstig sind.
Karriere ist bei Miele allerdings nahezu unmöglich - man bleibt mit der größten Wahrscheinlichkeit in genau der Position, in der man eingestiegen ist. Das ist sehr frustrierend und wenig motivierend für Mitarbeitende, die nicht nur die Zeit bis zur Rente absitzen wollen.