Fehlende Innovationskraft
Gut am Arbeitgeber finde ich
- Mit den etablierten Strukturen und Prozessen hat das Unternehmen ein solides Fundament auf dem es aufbauen kann.
- Als neuer Mitarbeiter wird man nicht einfach ins kalte Wasser geschmissen und kann sich nach und nach in die Aufgaben einarbeiten.
Insgesamt hätte ich das Unternehmen ein paar Jahre zuvor wesentlich positiver Bewertet. Viele der negativen Punkte in der folgenden Bewertung sind entweder in den letzten Jahren entstanden, oder durch das Versäumnis die Probleme rechtzeitig anzugehen, in den Vordergrund getreten. Das Unternehmen ist dadurch gezwungen auf immer neue Anforderungen zu reagieren und läuft den Entwicklungen hinterher, anstatt agieren zu können. Aktuell sehe ich nicht die nötige Innovationskraft und Bereitschaft im Management hier ausreichend gegenzusteuern. Aus dem Grund kann ich das Unternehmen zum jetzigen Zeitpunkt nicht als Arbeitgeber weiterempfehlen, auch wenn ich selber mit einem positiven Gefühl auf meine Zeit im Unternehmen zurückblicke.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
- Wie in den letzten Jahren die Arbeitsatmosphäre durch Druck und Personalentscheidungen stetig verschlechtert wurde.
- Die bestehenden Prozesse oft nicht eingehalten werden
- Es keine Ressourcenplanung gibt, was zu Überplanung von Mitarbeitern und Unplanbarkeit in den Projekten führt
Verbesserungsvorschläge
- Fachlich und nicht politisch motivierte Entscheidungen treffen und sich daran halten
- Regelmäßige und transparente Kommunikation
- Nachhaltig die Unternehmens- & Führungskultur verändern und die Änderungen durchsetzen
- Mitarbeiter mehr befähigen mitzuwirken, mehr ausbilden und ans Unternehmen binden
Arbeitsatmosphäre
Ich habe die Atmosphäre in meinem Bereich im Corporate Center immer als respektvolles Miteinander empfunden und denke in den meisten Abteilungen ist das auf der Ebene auch so. Auf der Gesamtebene wird es aber ganz schnell wesentlich schlechter.
Insgesamt kann ich hier kein gutes Zeugnis ausstellen. Ja, es gibt Maßnahmen zur Verbesserung, die setzen meiner Einschätzung nach aber die falschen Schwerpunkte, sind zu klein im Umfang und zu wenig (vom Vorstand) getragen. Einige (plural) der Personalentscheidungen und Besetzungen von Führungpositionen haben sich dermaßen negativ auf die Atmosphäre ausgewirkt, dass man sich ernsthaft fragen muss, ob die Maßahmen zur Verbesserung der Atmosphäre nicht einfach nur Lippenbekenntnisse sind. Der "Stil" der Manager war den Entscheidern vor Einstellung bekannt.
Man mag den Gedanken, eine moderne Kultur zu haben. Man ist aber nicht bereit sich wirklich zu verändern. Jobrad und Duz-Kultur sind nett, helfen aber auch nicht wenn es üblich ist am Wochenende Überstunden zu machen, weil aufgrund unrealistischer Anforderungen (und Mehrarbeit) in der Woche nicht genug Zeit ist oder in Meetings angeschrien zu werden.
Das ist einfach unprofessionell.
Kommunikation
Die Kommunikation im Unternehmen und der Abteilung kann man ein bisschen mit Stzungen im Bundestag vergleichen. Es werden grob die Inhalte, Ideen und Richtungen vorgestellt (häufig kein Dialog sondern Vorstellung dieser), die echten Entscheidungen und Politik findet aber außerhalb der Öffentlichkeit statt. Selbstverständlich ist das nicht ungewöhnlich, die Mitarbeiter werden aber nicht regelmäßig genug über daraus resultierende Entscheidungen oder Änderungen informiert.
Daraus ergibt sich ein Henne-Ei-Problem: Fachabteilungen werden zwar für die Entscheidungsfindung herangezogen, deren Rat wird aber oft nicht gefolgt, da die strategische die operative Notwendigkeit in meinen Augen zu oft sticht bzw. man sich nicht auf Kompromisse einlässt.
Die Mitarbeiter verlieren daher 1. den Bezug zu den Unternehmenszielen und ihren Aufgaben und 2. werden sie dadurch kontinuierlich demotiviert Lösungsvorschläge zu entwickeln. Dazu kommen häufig Doppelarbeiten oder redundante Aufgaben, weil es keine klare Linie zur Orientierung gibt.
Kollegenzusammenhalt
Fand ich auf Mitarbeiterebene untereinander immer gut. Das ist aber sicher auch eine Typfrage und mit wem man so zu tun hat. Ist sehr ein sehr weicher Faktor, deswegen halte ich mich kurz.
Work-Life-Balance
Hier gibt es sowohl sehr positive als auch sehr negative Punkte.
Positiv:
- Anteilig ist in vielen Bereichen sehr viel Homeoffice möglich
- IT Equipment, wenn auch recht spärlich, inkl. Zugang zum Unternehmensnetz funktioniert (fast) immer
- Man kann sich i.d.R. kurzfristig frei nehmen, Arbeitsunterbrechungen für z. B. Arzttermine und eigenes Festlegen der Kernarbeitszeit nach Absprache sind möglich (Frühaufsteher fangen um 6 an, Nachteulen um 9 - finde ich gut)
Negativ:
- Die schlechte Stimmung bzw. Arbeitsatmosphäre spielt hier mit rein, wenn der Faktor Work schlecht ist, wirkt sich das zwangsläufig auch auf den Faktor Life aus. Ein Beispiel: die ganze Woche bekomme ich meinen Vorgesetzten/Fachkollegen nicht für eine Info, letzter freier Slot bei der Person ist Freitagabend um 18 Uhr, also nehme ich den. Warum ist das ein Problem?
1. Es herrscht eine dermaßen hohe Dichte an (unnötigen) Meetings, dass keiner mehr für irgendwas Zeit hat
2. Die Arbeitsbelastung ist zu hoch und Mitarbeiter sind überplant
3. Mein Arbeitstag streckt sich regelmäßig, wenn ich keine Überstunden machen will, auf 10h+ Zeit mit längeren Pausen.
Vorgesetztenverhalten
Ich habe mich menschlich gut mit meinem Vorgesetzten verstanden, leider war alles dienstliche irgendwie immer ein (unnötiger) Kampf. Sei es Gehalt, Weiterbildungen oder spannende Aufgaben. Ich hatte das Gefühl ich werde hier immer nur gebremst oder maximal bei Laune gehalten, anstatt dass man gemeinsam mal einen Plan für die Zukunft entwickelt und den auch gemeinsam geht. Der Punkt zieht sich aber durch das gesamte Unternehmen, da seit Jahren zwar Gehalts- und Weiterbildungspläne im Gespräch sind, die aber auf sich warten lassen.
Deswegen ist man als MA komplett der Gunst der FK ausgesetzt, blöde Situation.
Das Unternehmen hat auch noch nicht den Unterschied zwischen Vorgesetzter und Führungskraft verstanden. Es gab FK-Schulungen für u.a. Empowering- oder Shared-Leadership, angewand wird das aber nicht. Hauptursache ist m. M. nach, dass viele FKs im Unternehmen durch gutes Fachwissen zu Vorgesetzten geworden sind. Es fehlen aber die notwendigen Softskills (oder der Will diese Rolle auszufüllen) um richtig als Führungskraft zu agieren. Zudem versuchen wenig Führungskräfte die Atmospähre aktiv positiv zu gestalten. Auch hier fehlt der Rückhalt vom Vorstand.
Interessante Aufgaben
Sehr durchmischt. Es gab sehr gute Aufgaben von denen ich viel gelernt habe, das Wissen kann ich auch in Zukunft weiter anwenden. Da dieser Punkt auch ein maßgeblicher Wechselgrund für mich war, überwiegen aber die negativen Punkte.
Aufgaben wurden oft nicht klar kommuniziert, es hieß dann "lauf mal los und wir gucken später". Diese Aufgaben führten fast immer zu einer Art Rekursion, in der Feedback zu Änderungen führten die zu Änderungen führten ... teilweise habe ich einzelne Powerpointfolien 8x neu gestaltet, ohne dass sich der Inhalt verändert hat. Davon hat niemand etwas.
Dazu wurden regelmäßig auch angefragte Zuarbeiten von mir komplett verworfen. Nicht, weil sich über den Verlauf die Gegebenheiten geändert hatten, sondern weil ich entweder nicht alle Informationen bekommen habe ("Worauf zahlt meine Arbeit gerade ein?") oder weil halbfertige Entscheidungen getroffen und daraus Arbeitsaufträge abgeleitet wurden. Das empfand ich als frustrierend und respektlos meiner Arbeitsleitung gegenüber und hat sich in der letzten Zeit im Unternehmen immer mehr gehäuft.
Zusätzlich wurden eigene Vorschläge bzw. das proaktive Angehen von Themen oft als gut befunden, aber nie umgesetzt.
Arbeitsbedingungen
Die Büroflächen sind sauber und sind/werden nach und nach renoviert. Die Ausstattung ist okay und entspricht einem einfachen Stand der Technik. Die Schreibtische sind geräumig und insbesondere die Stühle finde ich sehr bequem.
Die Büros sind allerdings viel zu klein bzw. es sind zu viele Plätze in einem Büro. Es ist aufgrund der Lautstärke schwierig zu arbeiten, wenn eine andere Person telefoniert. Die Lampen mit Bewegungssensor machen mich wahnsinnig, da sie sich regelmäßig einfach abschalten. Insgesamt ist mir das Büro zu dunkel und auch zu "langweilig". Wenig Blumen und Bilder, wenn man sich selbst keine mitbringt.
Die Klimadecke sorgte im Hochsommer bei mir immer für ein müdes lächeln. Immerhin ein positiver Aspekt, denn kühl wird es dadurch nicht.
Zusatz zu Work-Life-Balance: Man möchte, dass die Leute mehr zurück ins Büro kommen. Das versucht man hauptsächlich über Anweisungen Scheinargumente wie "bessere Abstimmung". Gleichzeitig ist die Tiefgarage nicht mehr kostenlos nutzbar und muss sich auf eigene Kosten ein Parkhaus suchen. Kaffee auf dem Flur mit den Kollegen und frisches Obst sind, wie die Maßnahmen zur Atmosphäre, nett, aber einfach nicht genug.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehaltsgefüge im Unternehmen ist sehr undurchsichtig, da es keinen Tarif gibt. Ich habe mich unterbezahlt gefühlt und das Gefühl wurde nach meinem Ausscheiden aus dem Unternehmen bestätigt. Grundsätzlich zahlt das Unternehmen aber nach Branchendurchschnitt.
Sozialleistungen / Goodies für Mitarbeiter könnten mehr sein.
Karriere/Weiterbildung
Hier habe ich leider wenig Positives zu sagen, da dies auch ein Hauptgrund für mich war das Unternehmen zu verlassen. Grundsätzlich gibt es Talentprogramme und auch Weiterbildungen für Mitarbeiter sind möglich und werden durchgeführt. Was Trainings und Weiterbildungen angeht ist man vollkommen von der Führungskraft abhängig. Ich wurde weder wirklich aktiv gefördert, noch wurde Forderungen nach weiteren Qualifikationen (die unmittelbar auf meine Arbeit eingezahlt hätten) nachgekommen. Für mich ging es also in die Richtung nicht wirklich weiter.
Die andere Möglichkeit sich innerhalb eines Unternehmens zu entwickeln wäre, innerhalb des Unternehmens neue/andere Aufgaben zu übernehmen. Auch Vorschläge und Nachfragen in die Richtung sind leider im Sande verlaufen bis ich mich gezwungen! sah mich extern umzuschauen. Für mich der schwerwiegendste Punkt, da ich nicht der einzige bin der auf dieses Problem gestoßen ist. Es gibt wirklich viele gute Leute, die man einfach auf ihren Positionen und mit ihren Aufgaben alleine lässt und sich dann wundert, wenn die Leute wo anders nach Herausforderungen suchen.