Nein. Einfach Nein. Also wirklich: Nein.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Das Gehalt war immer pünktlich!
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Kommunikation, Verbesserungsbereitschaft, Umgang mit Fachwissen, Teambuilding, soziale Strukturen, Image
Verbesserungsvorschläge
5-Punkte-Plan:
1) Defizite erkennen & eingestehen
2) Externe Expertise zum Aufbau einer sozialen Struktur einholen
3) Kommunikation wertschätzen, belohnen und anstreben
4) Vertrauen in Fachkenntnis der Mitarbeiter aufbauen
5) Geheimnisstrategie der Geschäftsleitung unterbinden
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre unterlag einer deutlich angestrebten Klassentrennung, die räumlich, wie organisatorisch unterstützt wurde. Innerhalb einer Abteilung herrschte an der Oberfläche eine gelassene Spannung, abteilungsübergreifend existierte stets eine deutliche Aggressivität und destruktive Schuldzuweisungen. Maßnahmen zur Verbesserung der Situation scheiterten an der Identifizierung des Problems, da dem angespannten Arbeitsumfeld keine große Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde.
Arbeitsdruck wurde konsequent ausgeübt; dabei wurde stets die Expertise der Fachkraft in Frage gestellt. Ideen und Innovationen sind öffentlich gewünscht, haben aber nur eine Chance, wenn sie der eigenen Führungsetage entspringen. Im Regelfall hat der Ranghöhere Recht, ohne eine konstruktive Fachdiskussion.
Lob erfolgt ausschließlich durch nicht geäußerte Kritik.
Kommunikation
Kommunikation erfolgt in keinem Bereich bidirektional von oben nach unten. Eine Form von Feedback oder Rücksprache ist nicht vorgesehen, da sie die Führungskraft in Frage stellt. Eine konstruktive Auseinandersetzung/Besprechung eines Problems ist daher stets eindimensional und wird auch in den seltensten Fällen durchgeführt: diese Form der Kommunikation kann auch durch eine reine imperative Mail erfolgen.
Zusätzlich existiert weder die Expertise, noch der Wunsch, die existierenden Kommunikationshürden im Unternehmen zu beheben. Mitarbeiter, die auf diese Probleme hinweisen oder gar Änderungsvorschläge äußern, werden deutlich ihres Platzes verwiesen. Dabei wird gerne darauf hingewiesen, dass man ohne eigene Firma, keinerlei Erfahrung im Führen dieser habe.
Kollegenzusammenhalt
Innerhalb der Abteilungen hat man sich mit einem offenen, professionellen Umgang arrangiert, welcher allerdings schnell hinter verschlossenen Türen zu Lästereien und Beleidigungen führt. Es wird bewusst private Informationen mit einem Lächeln und sympathischen Gespräch erfragt, welche dann in Pausen- und Rauchergesprächen für indirektes Mobbing verwendet werden.
Abteilungsübergreifend herrscht eine sehr aggressive Stimmung. Dabei wird stets den anderen Abteilungen die Schuld zugewiesen, ohne ein konkretes, konstruktives Gespräch zu suchen. Unabhängig ob es sich um einmalige oder wiederholende Fehler handelt, wird erst der Kollege aufs übelste beschimpft und anschließend mit einem freundlichen Gesicht angesprochen.
Die vom Unternehmen geschaffene Struktur reduzierte die Zahl an Entscheidungsträgern und Vertrauenspersonen, sodass Repräsentanten einer Abteilung oder eines Personenkreises nicht mehr existieren. Zusätzlich existiert kein Betriebsrat, sodass auch dort keine Beschwerden eingehen können.
Work-Life-Balance
Work-Life-Balance hat für das Unternehmen keinen wichtigen Standpunkt. So scheint die Erwartungshaltung wie folgt auszusehen: "Wenn die Geschäftsleitung immer erreichbar ist und unbezahlte Überstunden macht, dann kann sie das auch von den Mitarbeiter erwarten."
Es existiert kein geregeltes Home Office, dies ist unerwünscht. Außer ein Mitarbeiter ist krankgeschrieben, dann ist es eine willkommene Möglichkeit von zuhause zu arbeiten.
Der nach außen beworbene Raum für Eltern mit Kindern existiert nicht.
Vorgesetztenverhalten
Vorgesetzte stellen in der Regel die Expertise des Mitarbeiters in Frage. Es wird generell wesentlich mehr verlangt als für die Mitarbeiter getan wird und Innovationen/neue Ideen werden schnell ohne Prozess erstickt.
Die Loyalität gilt stets dem Unternehmen, nicht den eigenen Mitarbeitern. Eine verhältnismäßige Anerkennung erfolgt nicht, außerdem finden keine Feedbackgespräche mit dem Vorgesetzten statt.
Ein Großteil der Entscheidungen wird im Kreis der Geschäftsleitung beschlossen, welcher Fachkräfte vollständig ausschließt. Entscheidungen werden zwar öffentlich mitgeteilt, aber die Belegschaft ist in keiner Form involviert. Entscheidungen werden zudem nur genannt und nicht erörtert.
Kritik wird nicht konstruktiv angenommen. Negative Bewertungen im Internet werden konsequent gelöscht.
Interessante Aufgaben
Freiraum zur fachlichen Entfaltung wurde in meinem Fall gewährt, allerdings nur aus Fachkräftemangel und mangels Alternativen. Neue Projekte und Ideen wurden stets mit großer Skepsis beantwortet, zudem wurden fachliche Entscheidungen in Frage gestellt.
Gleichberechtigung
Mangelnde Gleichberechtigung war ein alltägliches Thema.
Diskriminierende Aussagen gegenüber Frauen und Minderheiten wurden regelmäßig von Mitarbeitern getätigt. Chauvinistische Aussagen wie "Na Süße" sind mehrfach vernommen worden. Ein Programm zur Sensibilisierung existiert nicht, zudem gibt es keine Instanz die Beschwerden von Mitarbeitern aufnimmt. Eine Vertrauensperson wurde nicht bestimmt, außerdem sind die ranghöheren Vorgesetzten teils selbst für diskriminierende Aussagen bekannt. Dieses Verhalten wird von der Geschäftsführung toleriert.
Es herrscht eine latente homo- und transphobe Stimmung, die nicht den Gleichberechtigungsstandards 2023 entsprechen. Das Problem wurde bisher nicht identifiziert und diesem wird auch kein hoher Stellenwert zugesprochen.
Umgang mit älteren Kollegen
Es werden ältere Kollegen eingestellt, in diesem Bereich konnte ich keine Vorbehalte feststellen. Eine Wertschätzung von langjähriger Arbeit allerdings auch nicht.
Arbeitsbedingungen
Die Qualität der Arbeitsbedingungen hängen stark von Arbeitsbereich und Abteilung ab.
Büroarbeitsplätze sind modern ausgestattet, konkrete Wünsche der Mitarbeiter werden aber von den Vorgesetzten weitestgehend ignoriert. Die Klimatisierung ist ein willkommener Luxus, aufgrund der Größe des Büros allerdings nur schwer zur Zufriedenheit aller Mitarbeiter einzustellen.
Produktionsarbeitsplätze sind sehr spartanisch ausgestattet. Teils herrscht hier auch eine hohe Staubbelastung.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Generell hatte man stets das Gefühl, dass Nachhaltigkeit als Instrument des Marketing genutzt wird, nicht als Selbstverpflichtung. Die hohe Produktion von Papierabfällen und der wenig nachhaltende Stromkonsum beeinträchtigen die Nachhaltigkeit in großem Maße, zudem werden viele Produkte für einen nicht nachhaltigen Zweck produziert.
Zertifikate über die Nachhaltigkeit werden angestrebt.
Gehalt/Sozialleistungen
Gehalt ist ein großes Spannungsthema im Unternehmen. Viele Mitarbeiter erhalten den Mindestlohn und erhalten für Extraarbeit keine Entlohnung.
Beschwerden über das Gehalt werden von den Mitarbeitern täglich geäußert.
Image
Das Unternehmen hat in der Region unter Bewohnern und anderen Unternehmen ein sehr schlechtes Image. Dies hat meiner Meinung nach mit der hohen Fluktuation und den schlechten Arbeitsbedingungen zu tun.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildung existiert im Arbeitsvertrag, allerdings wird diese nicht effektiv angeboten oder angestrebt. Freiräume für eine Weiterbildung existieren nicht und werden auch nicht besprochen. Bei Nachfragen wird stets auf den Nutzen für das Unternehmen verwiesen.