Reformstau, Investitionsstau, Lethargie, Ideenlosigkeit... netter Arbeitgeber für administrativen Halbtagsjob
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die Personalauswahl. Es gibt wahrscheinlich wenige bis keine Betriebe in der Umgebung, wo Kollegen so exzellent harmonieren und miteinander umgehen wie hier.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Nahezu andauernd wirkt Arbeit dort wie Beschäftigungstherapie da klare Ziele, auf die man hin arbeiten können völlig fehlen.
Verbesserungsvorschläge
Gänzliche Überarbeitung der Organisations- und Kommunikationsstruktur und -kultur. Visionen formulieren und Ziele setzen. Mitarbeitern klare Grenzen aufzeigen und auch klare Verantwortlichkeiten übertragen, sie aber auch gleichzeitig motivieren und bei Erfolg loben. Dokumentation etablieren, Digitalisierung voran treiben, Denkverbote aufheben. Mitarbeiter hören und ernst nehmen. Persönliche Zu- und Abneigung im professionellen Verhältnis ausklammern. Die Geschäftleitung muss Interesse an den Mitarbeitern und deren Arbeit zeigen und auf deren Expertise eingehen!
Arbeitsatmosphäre
Geführt wird, wenn es denn überhaupt getan wird, mit dem Ausdruck persönlicher Gunst (Klüngel bei (seltenen)Postenvergaben, Firmenwagen mit Privatnutzung ohne dienstliche Notwendigkeit, Boni und Prämien frei Schnauze) oder Sanktionierung (Verbannung in schäbige Lagerbüros, Entbindung von Verantwortungsbereichen, Blockade von Anträgen)
Die Geschäftsführung versteht sich, so wirkt es, auf altmodische Art und Weise als eine Allem erhabene Institution im Bereich des unternehmerischen Handelns. Es herrscht im Allgemeinen weitestgehendes Desinteresse an den Mitarbeitern, an deren Tätigkeiten und Pflichten sowie an der Weiterentwicklung des Unternehmens im Markt und als solches - dennoch wird durch die Abneigung gegenüber Homeoffice versucht eine Art von Kontrolle über alle Angestellten auszuüben.
Es gibt keinerlei Zukunftsvision (Zitat: "Niemand kann dir sagen was morgen ist", "Geht eine Tür zu, geht eine Andere wieder auf", "In großen Firmen sägen sich die Leute gegenseitig an den Stuhlbeinen!" uvm.) - es wird erwartet nur minimalen betrieblichen Aufwand in Projekte und Aufgaben zu investieren, "Change Management" könnte unbekannter nicht sein.
Kommunikation
Regelmäßig finden Meetings statt in denen sich Firmenverantwortliche von den jeweiligen Fachabteilungsleitern auf den "neuesten Stand" bringen lassen wollen nur um sich anschließend, durch die eigene Begriffstutzigkeit und Ignoranz weiter befeuert, ein Protokoll zusammen zu malen, das die eigene, voreingenommene Geisteshaltung über die Zeit bis zur nächsten Besprechung stützt.
Protokolle sind mit Fehlern übersäht, andere wichtige Punkte fehlen gar gleich oder sind höchst schwammig abgebildet, eine Agenda gab es für noch keine Besprechung, höchstens mal vorab angekündigt Schwerpunktthemen.
Erfolge und Entwicklungen werden selbst bei Nachweis und trotz unabhängiger Überprüfbarkeit mittels z.B. des ERP-Systems höchstens lapidar zur Kenntnis genommen, es ist aber ebenso egal ob Ziele grandios verfehlt werden. In offiziellen Besprechungen getroffene Aussagen werden weder hinterfragt noch kritisch geprüft geschweige denn übderdies längerfristig diskutiert. Bei Misserfolg reicht ein einfaches Abwimmeln durch hausbackene Phrasendrescherei. Gelobt wird "positives" Auffallen bei absolut trivialen "Workshops" oder Diskussionen auf Metaebene.
Kollegenzusammenhalt
Erzählen Wechselwillige oder ehemalige Kollegen von Ihren Beweggründen hört man neben anderen Punkten !immer!: "Ich bin so lange geblieben weil die Arbeit mit den Kollegen und die gegenseitige Wertschätzung untereinander seines Gleichen sucht und ich gehe, weil einige Wenige es schaffen, diese wunderbare Zusammenarbeit unerträglich zu machen."
Jeder hilft einander nach jeweiliger Expertise und versucht, sich gegenseitig Arbeit abzunehmen. Neue Kollegen werden herzlich und unvoreingenommen aber ebenso proaktiv in das Unternehmen aufgenommen und angelernt. Nahezu jeder Kollege ist hilfsbereit und hat jederzeit ein offenes Ohr für Fragen oder Verbesserungsvorschläge. Auf Fehler wird man freundlich und bestimmt hingewiesen und man lässt niemanden ins offene Messer rennen. Die meisten Kollegen habe ein sehr persönliches und informelles aber jederzeit professionelles Verhältnis zueinander.
Work-Life-Balance
40 Stunden werden pro Woche Vollzeit gearbeitet, am Freitag ist mittags Schluss. Urlaub kann an sich jederzeit beantragt werden und wird für gewöhnlich auch schnell und unproblematisch bewilligt. Durch die immer dünner werdende Personaldecke bei gleichzeitig krisenbedingt höherem Arbeitsaufwand ist allerdings für die Kollegen während des eigenen Urlaubs und für einen selbst danach die Arbeitslast erdrückend - bei Krankheitsfällen ganz zu schweigen. Es wird meistens zu Lasten einzelner Mitarbeiter improvisiert aber auch hier geht die Initiative zur behelfsmäßigen Überbrückung nicht von den Verantwortlichen aus. Viele fühlen sich überlastet.
Urlaub auch bzw. gerade während der Ferienzeiten ist branchenbedingt möglich und sogar gerne gesehen.
Eine unnötige und neuerdings verlängerte und verpflichtende Betriebsruhe weit vor Weihnachten nimmt die wertvolle Möglichkeit der Nachbearbeitung bei ruhigerem Tagesgeschäft und frisst die Urlaubstage auf, v.a. von Eltern. Eine Woche vor Weihnachten noch die Kinder in die Schule schicken müssen während man schon im Urlaub ist und am ersten Arbeitstag des neuen Jahres schon wieder auf der Matte stehen während noch alles geschlossen hat...
Vorgesetztenverhalten
Entscheidungen werden aus dem Bauch heraus getroffen und können nicht stringent begründet und erklärt werden. Grundlage für Entscheidungen ist oftmals eine sehr selektive Informationsaufnahme der Vorgesetzten. Es wird sogleich die Umsetzung dieser wenig durchdachten Anordnungen befohlen. Es fehlen im gesamten Unternehmen Strukturen zu Dokumentation, Befehlskette, Hierarchie, Stellvertreterregelung, Freigaben, etc. - nur eine Arbeitsplatzbeschreibung wird alle heilige Zeit aktualisiert. Es wird auf vermeintliche "kaufmännische Pflichten" gebetsmühlenartig hingewiesen, absolute Pedanterie herrscht bei Nebensächlichkeiten.
Manche Vorgesetzte haben völlige Narrenfreiheit und treffen eigenmächtig und unabgesprochen Entscheidungen die erhebliche Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen haben. Statt sich vorher abzusprechen wird lieber hinterher informiert, das Zepter hat derjenige in der Hand, der auftretende Probleme schnell und oberflächlich beseitig und möglichst wenig Wissen und Informationen weitergibt, der Rest leidet darunter. Aufgrund gegenseitiger Sympathien und vielschichtiger Abhängigkeiten folgen aber keine Konsequenzen.
Interessante Aufgaben
Darauf ankommend wem bzw. welcher Abteilung man unterstellt ist kann man sich entweder die Aufgabengebiete relativ frei aussuchen und durch Rücksprache mit den Kollegen zu einer sinnvollen Zusammenarbeit in der Abteilung kommen, wo alle entsprechend Ihrer Stärken und Schwächen eingesetzt werden und man sich gegenseitig jederzeit aushilft, wenn es nötig ist.
Ooooder man ist Despoten unterstellt und schafft es nie über den Status des Gehilfen hinaus. In dieserRolle landen auch kompetente Mitarbeiter unter der Führung von weniger kompetenten Vorgesetzten wenn ihnen das Speichellecken nicht liegt.
Die Aufgaben im technischen Groß- und Außenhandel mit den Produkten der jeweiligen Sparten sind Interessant und man kann sich ein breitgefächertes Fachwissen kaufmännischer aber auch technischer Natur aufbauen.
Umgang mit älteren Kollegen
Alt wird gegen Jung ausgespielt. Langjährige und loyale Mitarbeiter erfahren keine Anerkenntnis, welcher Art auch immer, für Ihre Verdienste. Es reicht oft nicht mal für einen warmen Händedruck. Entweder geht man ab einem gewissen Alter noch von selbst oder man wird gegangen, Neulinge sollen hastig die zu übernehmenden Aufgaben erlernen, teils werden sogar Azubis in die Pflicht für gesamte Tätigkeitsbereiche genommen. Das Unternehmen beraubt sich mit dieser fluktuativen Personalpolitik seines eigenen, kollektiven Gedächtnisses.
Arbeitsbedingungen
Hier hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Gutes ERP-System, Moderne PC-Arbeitsplätze, höhenverstellbare Schreibtische, kleine Verschönerungsmaßnahmen in den Büros und eine mittlerweile angestoßene, schrittweise Verbesserung der Lagereinrichtungen und der Logistik stimmen hoffnungsvoll.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Leider keine Motivation erkennbar. Ab und zu wird überlagerte Ware an örtliche oder öffentliche Einrichtungen gespendet.
Initiativen zur Verwendung von Geldern zugunsten wohltätiger Zwecke wurden abgeschmettert.
Als Handelsunternehmen von technischen Fachprodukten ist vermutlich die Gefahr, Ware aus Sweatshops zu beziehen, geringer. Es gibt hierzu einen Code of Conduct für Lieferanten.
Die Gründung eines Betriebsrates stieß bei der Geschäftsführung seit jeher auf schärfste Gegenwehr bis hin zur Androhung der Betriebsschließung bzw. des Verkaufs der Firma.
Es ist Geschäftspraxis, sich jeden nur bietenden Vorteil auf lautere aber auch unlautere Art und Weise zu Nutze zu machen.
Gehalt/Sozialleistungen
Die neu Angeworbenen und jungen Kollegen verdienen vergleichsweise gut, besonders wenn man die größe, Lage und Struktur der Firma betrachtet. Auch VWL sind möglich, überdies wird den Angestellten aber nicht entgegen gekommen.
In repräsentativen Positionen kann man mit Verhandlungsgeschick sein Gehalt über die Jahre etwas weiterentwickeln, eine festgesetzte Lohnsteigerung gibt es aber nicht.
Das Gehalt kommt immer pünktlichst am Monatsletzten.
Image
Da das Unternehmen Nischenmärkte bedient bzw. eher die nachgelagerten Industrien und Betriebe bekannt sind, bleibt eine leuchtturmartige Identifikation zwischen der Region und den Mitarbeitern mit der Firma aus. Ein Teambuilding- und PR-Event ist der Nofi-Lauf, für den schon fast unangenehm proaktiv im Unternehmen geworben wird. Ein dieses Jahr erstmalig durchgeführter, top organisierter Betriebsausflug war für jeden Teilnehmer ein besonders schönes Erlebnis.
Aufgrund sich verschärfender Spannungen innerhalb des Unternehmens hört man betriebsintern momentan viel kritik, das wird aber nicht nach außen getragen.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildungen steht die Geschäftsleitung positiv gegenüber, sie bringen allerdings nicht wirklich etwas da aufgrund der Weigerung zum Unternehmenswachstum ("Wir wollen uns nicht die Arbeit machen so viele Posten zu besetzen und das Unternehmen aufzufüllen") Aufstiegspositionen auf Jahre von den Inhabern besetzt sind.