Mehr Schein als Sein
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die Verwendung ökologischer bzw. natürlicher Materialien bei der Einrichtung der Räume, die hohe Qualität der angebotenen Speisen (für die Kinder und Mitarbeiter), die ansprechende Gestaltung/Dekoration, die Qualität der meisten Spielgeräte (z. B. Kletterburgen), der Umgang der Kollegen untereinander, das Thema der interkulturellen Verständigung und der Austausch darüber sowie das Interesse an Sprache(n) und Sprachentwicklung.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Insgesamt gab es nach dem, was ich gesehen und erlebt habe, mehr "Bespaßung" von Kindern, Mitarbeitern und Eltern als wirklich ernstgemeinte pädagogische Reflektion und Analyse konkreter Situationen. In der Unternehmenskultur mangelt es an (konstruktiv genutztem) psychologischem Feingefühl (trotz des vorhandenen, aber m. E. n. wenig wirksamen oder hilfreichen "Supervisionsangebots"), während "hübsche Fotoalben" und "spaßige Events" großgeschrieben werden - dass das (psychische) Wohlbefinden von den Kindern und Teammitgliedern darunter leidet, liegt dabei auf der Hand.
Kinderschutzthemen beispielsweise wurden meiner Erfahrung nach tendenziell eher "stiefmütterlich" behandelt - ich hatte dabei das Gefühl, dass ernstere Themen die (recht oberflächliche) Harmonie "stören" und dementsprechend "minimiert" werden.
Mit den Vorgesetzen habe ich keine Kommunikation auf Augenhöhe wahrgenommen oder erlebt. Die regelmäßigen Gesprächsangebote in dieser Richtung (sie sind fester Bestandteil der Prozesse und Abläufe) blieben ziemlich oberflächlich; wirkliche Offenheit wurde nicht belohnt bzw. gelebt.
Ich war in der relativ kurzen Zeit, in der ich dort mitgearbeitet habe, in nur einer der drei Einrichtungen des Trägers beschäftigt. Wie groß die Unterschiede zwischen den einzelnen Standorten sind bzw. inwieweit Dinge in den anderen beiden Kitas anders gehandhabt werden, kann ich daher nicht beurteilen.
Mein Fazit ist, dass diese Kita einfach dem, was mir im Vorfeld bzw. während des (sehr gut organisierten) Bewerbungsprozesses und der Hospitation ausführlich erzählt wurde bzw. was ich in den pädagogischen wie auch allgemeinen Konzeptpapieren lesen konnte, in der Realität einfach nicht gerecht wurde. Bei einigen Zielen und Werten der Einrichtung (und teils auch des Trägers) hatte ich einfach den Eindruck, dass sie doch mehr "schöne Worte auf Papier" darstellen, als dass sie tatsächlich gelebt würden.
Verbesserungsvorschläge
Theoretisch würde ich durchaus mehrere Möglichkeiten sehen:
- wirklich offene, reflektierte Vorgesetzte als Leitung engagieren, die auf Augenhöhe kommunizieren können und wollen;
- den Fokus mehr auf Authentizität und das tatsächliche Leben von Werten denn auf "Marketing" und "ködern" von Eltern und potenziellen Mitarbeiterinnen (branchenbedingt fast ausschließlich Frauen) durch alle möglichen "Extras", Freikarten, Events/Ausflüge des Trägers, etc.
- die Auswahl der Supervisoren oder Supervisorinnen durch die Mitarbeitenden statt durch die Vorgesetzen, sowie die Möglichkeit, dass die Gruppensupervision auch gelegentlich ohne Vorgesetzte stattfinden darf
Arbeitsatmosphäre
Größtenteils freundliche Atmosphäre; Stress und Druck sind jedoch auch hier ein häufiger Begleiter gewesen; dies liegt m. E. n. teils an den gesellschaftlichen Bedingungen, ist in manchen Punkten aber auch "hausgemacht" (beispielsweise durch das Übermaß an Angeboten oder "Extras", die lediglich unterhaltenden Charakter haben, aber trotzdem gemacht/organisiert werden müssen).
Kommunikation
unter den Kolleginnen gut bis sehr gut; mit den Vorgesetzten: siehe Punkt "Vorgesetzte"
Kollegenzusammenhalt
der Umgang miteinander ist gut bis vorbildlich
Work-Life-Balance
auf individuelle Wünsche und Bedürfnisse wird im Rahmen der Möglichkeiten durchaus Rücksicht genommen
Vorgesetztenverhalten
Die Vorgesetzten waren meiner Erfahrung nach zum Teil sehr von sich überzeugt und nicht wirklich kritikfähig oder reflektiert. Im Erkrankungsfall gab es außerdem übermäßige Kontrolle und Druck (bis hin zum "versuchten Ausfragen" bezüglich der gesundheitlichen Situation der Betreffenden - und das nicht nur bei längeren oder häufigeren Erkrankungen - ein solcher Umgang ist natürlich potenziell grenzüberschreitend).
Offene Kommunikation auf Augenhöhe wird "mehr inszeniert als gelebt". "Lob und Tadel" wurden hier gerne auch unterschwellig, also indirekt, aber damit natürlich umso wirksamer mitgeteilt (Gesichtsausdruck, Tonfall, "kurz angebunden sein" bzw. abtun, nicht ernstnehmen, Themawechsel, etc.).
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben sind zwar enorm vielfältig, allerdings geschehen manche Dinge, z. B. das sehr häufige (tägliche) Fotografieren der Kinder beim Spielen im Kita-Alltag, nach meiner Wahrnehmung definitiv auf Kosten der eigentlichen pädagogischen Ziele und Werte.
Gleichberechtigung
Diskriminierung /Benachteiligung irgendwelcher Art war für mich dort nicht erkennbar.
Umgang mit älteren Kollegen
Alle werden unabhängig vom Alter, Herkunft etc. vorbehaltlos integriert und es gibt generell ein offenes und freundliches Miteinander.
Arbeitsbedingungen
Ausstattung insgesamt sehr gut - es ist so gut wie alles vorhanden, was man so braucht, alles sehr gepflegt/sauber und überwiegend auch gut funktionsfähig; alle Räumlichkeiten sind insgesamt sinnvoll und sehr ansprechend gestaltet.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Man gibt sich bei diesem Thema relativ viel Mühe; jedoch steht die starke Technikfokussierung bzw. -vernarrtheit hierbei natürlich auch im Weg.
Gehalt/Sozialleistungen
Gehalt und Fahrtkostenerstattung überdurchschnittlich; verlässliche Auszahlung und Abrechnung
Image
Der Ruf bzw. die Außendarstellung sind allerdings deutlich besser als sie in der Realität umgesetzt werden.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildungen unterschiedlicher Art werden gefördert und unterstützt. Man kann insgesamt viel lernen, sicherlich auch mehr als in anderen Einrichtungen.