Der "Change" steht über allem
Verbesserungsvorschläge
Natürlich sind die Tage, in denen eine Regionalzeitung ein wirtschaftlicher Selbstläufer war, längst gezählt. Und natürlich ist die gedruckte Zeitung nur noch ein Standbein in einer multimedialen Welt, die in Echtzeit Informationen rund um den ganzen Erdball schickt. Aber trotzdem sollte gerade eine Lokalzeitung kein journalistisches Experimentierlabor und der "Change" über Jahre hinweg das alles beherrschende Thema sein. Und auch die Orientierung an scheinbar objektiven "Daten" wie Klickzahlen ist kein Wert an sich, wenn auch allgemein immer beliebter.
Arbeitsatmosphäre
In den vergangenen Jahren wurden oft Veränderungen an verschiedenen Stellen parallel umgesetzt. Auch 2025 soll es nicht ruhiger werden. Die Redaktion steht vor der wohl größten Veränderung im Berufsleben aller ihrer Mitglieder - das sagt die Chefredaktion selbst. Ein "Change-Programm" und "Experimentierfreude"
bestimmen bereits seit längerem die redaktionelle Arbeit. Dass ständig wechselnde Umstände auch ständige Stressreize setzen, kann nicht überraschen.
Kommunikation
Ein Unternehmen, dessen Kerngeschäft die Kommunikation ist, sollte auch intern einen reibungslosen Informationsfluss gewährleisten. Dem ist nicht so.
Kollegenzusammenhalt
Inzwischen schaut wohl jeder nur noch, wo er bleibt. Oder wie er den Absprung schafft.
Work-Life-Balance
Damit wird zwar groß geworben, sie ist aber bestenfalls Durchschnitt.
Vorgesetztenverhalten
Die Führungsriege entscheidet, eine Diskussion ist nicht wirklich erwünscht und Widerstand ohnehin zwecklos.
Interessante Aufgaben
Inzwischen regelt vor allem der Algorithmus bzw. die KI, was interessant ist.
Umgang mit älteren Kollegen
Schon vor Jahren teilte das Personalbüro per Rundmail mit, dass das Durchschnittsalter im Unternehmen zu hoch sei und sich das ändern müsse. Inzwischen sind viele alte, aber auch "mittelalte" Kollegen ausgeschieden. Es wird diesen Menschen auch keine Träne nachgeweint, sie sind eben weg.
Arbeitsbedingungen
Homeoffice ist möglich, aber nicht ausschließlich gewünscht. Ansonsten sitzt man im klimatisierten Großraumbüro an eifrigst beworbenen höhenverstellbaren Tischen. Mit der IT-Hardware und den stationären Telefonen kann man auch nicht wirklich glänzen. Dienstwägen sind nicht immer greifbar, der Stellplatz für den eigenen Pkw in der Verlagstiefgarage kostet allerdings Geld - früher parkte man gratis auf dem Hof.
Gehalt/Sozialleistungen
Der Verlag hat sich seit bald einem Jahrzehnt aus dem Gehaltstarifvertrag verabschiedet. Seitdem stagnieren die Einkommen, Besserung ist nicht in Sicht. Der normale Arbeitnehmer muss den Reallohnverlust hinnehmen und kann sich nur durch Aufstieg in eine Führungsposition finanziell verbessern, was lediglich einer kleinen Minderheit möglich sein wird. Nachwuchskräfte verdienen natürlich ebenfalls schlechter, als es in einem tarifgebundenen Haus der Fall wäre.
Image
Hat sehr gelitten. Bemängelt werden vor allem der magere Umfang der gedruckten Zeitung, die dazu noch ständig teurer wird, die Themenauswahl - "steht nix Interessantes mehr drin" -, die zunehmenden orthographischen Defizite und ein schlechter Kundenservice. Immer öfter klappt schon die frühmorgendliche Zustellung durch Austräger nicht. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt für viele Leser einfach nicht mehr.
Karriere/Weiterbildung
Die Neuorganisation innerhalb der Redaktion wird es schwierig machen, künftig noch klassische Karrierewege ("Ressortleiter", "Chefreporter" etc.) zu gehen. Die Allermeisten werden daher ihr Berufsleben lang einfache Mitglieder in immer größeren Teams bleiben.