Fordernde Arbeit, schreckliche Work-Life-Balance, ignorantes Management
Gut am Arbeitgeber finde ich
Junge, nette Kolleg:innen, hohe Variation an Projekten, viel Verantwortung von Anfang an (für wohl oder übel)
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Wenig Respekt für Mitarbeiter, schlechtes Gehalt, horrende Work-Life-Balance, ignorante Führungsebene
Verbesserungsvorschläge
Grundsätzlich braucht es mehr Respekt für die Arbeitnehmer, egal ob Azubi oder Festangestellt.
Außerdem muss man endlich einen größeren Fokus auf das Digitalgeschäft legen. Ogilvy, wie auch einige seiner Mitarbeiter, ist in dem Denken einfach immens veraltet.
Die Ausbilder
Die Ausbilder legen sich immens ins Zeug, ihre Auszubildenden weiterzubringen und ihnen Chancen zu bieten, in neue und aufregende Projekte involviert zu werden. Auch auf der menschlichen Ebene tun die Ausbilder ihr bestes, um Azubis weiterzubringen. Die Problematik hier ist allerdings eine unerreichbare Managementebene, die alle Vorschläge der Ausbilder ignoriert (oder, noch viel schlimmer, annimmt und nie umsetzt).
Was fachliches Wissen angeht, ist leider allerdings sowohl hier, wie auch in vielen anderen Bereichen, Ausbaubedarf was Weiterbildung in vor allem digitalen Themen angeht. Nicht nur als Entwickler fehlen hier die entsprechenden Ansprechpartner, sondern auch im Thema Digitaldesign ist man als Auszubildende/r oft der Einzige, der hier das Know-How bringt.
Spaßfaktor
Der Spaßfaktor ist stark abhängig von dem Team in welchem man arbeiten darf, an welchem der Projekte man beteiligt wird und wie knapp die Deadlines gesetzt werden (Spoiler: Eigentlich immer viel zu knapp). Die direkten Kollegen sind meist super coole Leute und die Projekte können aufregend sein, außerdem gab es (zumindest damals) auch die Happy Hour, wo man jeden Freitag mit gratis Essen und Getränken in der Kantine mit Arbeitskollegen den Abend ausklingen lassen konnte. Aber wenn man kontinuierlich an der Grenze zum Burnout schrubbt, kann man das leider nicht wirklich genießen.
Aufgaben/Tätigkeiten
Ich gebe zu, dass meine persönliche Erfahrung etwas anders als die von anderen Azubis sein wird, da über den Zeitraum meiner Ausbildung (August 2018 bis Juni 2020) effektiv das gesamte Entwicklungsteam von 10 Leuten auf mich und einen weiteren Junior Entwickler downsized wurde während die Menge der Projekte die abzudecken war gleich blieb.
So kam es oft dazu, dass ich als Azubi der einzige Entwickler war, der Projekte bearbeitet und Kunden konsultiert hat. Mir persönlich hat das in Sachen Erfahrung einiges gebracht und es ist eine immens große Chance, wenn man so ins kalte Wasser geschmissen wird.
Allerdings zeugt es auch von horrendem Management, dass so etwas überhaupt passieren kann, also sollte man sich da wohl seine eigene Meinung bilden.
Variation
Viele Kunden, viele Projekte, forderne Aufgaben. Ist wahrscheinlich der positivste Punkt, allerdings auch dem geschuldet, dass es zu wenige Spezialisten auf der Konzeptions- und Umsetzungsebene gibt, sodass man selbst vieles übernehmen muss, das nicht in seinem eigenen Aufgabenbereich liegt.
In meiner Zeit dort musste ich als Entwicklerazubi Aufgaben aus Art Direction (UI Design und 3D Modelling) und Projekt Management (Projekte pitchen, KVs schreiben, Kundenkontakt) übernehmen, weil Projekte sonst oft zu Grunde gegangen wären.
Respekt
Diese Bewertung gilt nicht meinen direkten Mitarbeitern und Führungskräften, welche sich wirklich ins Zeug gelegt haben, aus der schrecklichen Work-Life-Balance eine entspannte Atmosphäre zu generieren, sondern der Führungsebene, welche falsche Versprechen gibt, sich systematisch weigert gute Arbeit zu belohnen und in vielen Fällen einfach lügt. Es ist in meiner Zeit dort öfter passiert, dass Gehaltserhöhungen oder Beförderungen für einzelne Mitarbeiter versprochen aber nie ausgeführt wurden.
Um jeden einzelnen Urlaubstag muss gekämpft werden, weil Projekt Manager ihre Buchungen nicht aufgeben wollten und uns von dem Human Resources Team gesagt wurde, dass man ja erst einen dritten Entwickler einstellen kann, wenn man belegen kann, dass ich und der andere Entwickler für mehrere Wochen jeweils 150% ausgelastet waren.
Karrierechancen
Nach meinen zwei Jahren Ausbildung dort gab es kein Entwicklerteam mehr in dem ich hätte arbeiten können, also wurde mir auch kein Arbeitsplatz mehr angeboten. Ist grundsätzlich okay.
Der Grund wieso sich das Team aufgelöst hat, war aber der, dass viele Leute in dem Team dort schon seit mehreren Jahren gearbeitet hatten, aber trotz guter Arbeit und vieler Erfolgreicher Projekte in ihren Junior- und Intermediatepositionen gehalten wurden.
Wer in seiner Karriere aufsteigen wollte, musste das Unternehmen wechseln.
Arbeitsatmosphäre
Die direkten Kollegen außenvor, herrscht durch die systematisch viel zu knappen Deadlines eine Atmosphäre von Panik in Projektmanagern und Produktionern zugleich.
Mein persönlicher Höhepunkt war, als ich als Azubi an einem E-Mail Newsletter von o2 arbeitete während die entsprechende Projekt Managerin neben mir bei jedem Klick zuschaute und mir sagte, dass sie ihren Job verlieren würde, wenn das Mailing nicht bis 18 Uhr raus ist.
Ausbildungsvergütung
550€ im ersten Jahr. Die einzigen Kollegen in meiner Klasse die schlechter bezahlt wurden, waren die von der RTO. Mehr gibt's nicht zu sagen.
Arbeitszeiten
Ich glaube ich kann die Tage an denen ich keine Überstunden gemacht habe an einer Hand abzählen.