Die etwas bessere andere Bewertung, Teil 3
Gut am Arbeitgeber finde ich
dass er während der Präsentation laut und deutlich gesprochen hat. Spaß beiseite. Für junge Leute ist Ganter tatsächlich eine hervorragende Anlaufstelle, um erste Berufserfahrungen zu sammeln. Das Ausbildungszentrum ist solide und die Ausbilder überraschen täglich mit neuen Interpretationen des Begriffs 'engagiert'. Solltet ihr nach der Ausbildung keine großen Erwartungen mehr ans Leben haben und gleichzeitig denken, warum auch immer, dass Furtwangen der ideale Ort zum Leben wäre – Bingo! Dann ist Ganter der perfekte Ort, um den wahren Zen-Zustand des beruflichen Dahinvegetierens zu erreichen. Dort trifft man definitiv auf viele Gleichgesinnte – es fühlt sich fast an wie ein exklusiver Club der gezielten Potenzialverschwendung.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die Geschäftsleitung kann in manchen Situationen sehr emotional reagieren und neigt dazu, gegen kritische Bewertungen, wie diese hier, auf arbeitnehmerorientierten Plattformen, wie diese hier, vorzugehen. Das bricht mir wirklich das Herz. Es ist fast schon bewundernswert, wie oft hier zur großen Zensurschere gegriffen wird. So kann man sein Image natürlich auch 'boostern'. Ein Blick auf die zahlreichen kommentarlosen Fünf-Sterne-Bewertungen hier und auf Google verrät: Da haben sich die Verfasser ja richtig ins Zeug gelegt. Bloß nicht überanstrengen, Leute – das könnte glatt als Engagement durchgehen!
Verbesserungsvorschläge
Würde ich mich in einer höheren Position wiederfinden, dann würde ich nicht nur das eigene Ego als Geschäftsführer pflegen, sondern auch ein wachsames Auge auf alte Bekannte werfen, die im Unternehmen herumgeistern – wie zum Beispiel mein ehemaliger Capo. Er konnte damals nicht viel, er kann heute nicht viel und es wird ihm gelingen, aus dem Wenigen, was er kann, noch weniger zu machen. Ohne die geschickte Integration der Ganter-Partner, die die überschaubare Anzahl an Eigenentwicklungen so elegant verdeckt, könnte man meinen, das Unternehmen wäre ein Schiff ohne Segel. Der Vorgänger war zwar auch kein Wundermacher, aber wenigstens gab es einen Hauch von Fahrtwind in Richtung Erfolg – und cooler war er auch, trotz 'ausgefallener' Frisur.
Arbeitsatmosphäre
Über die Corona-Zeit möchte ich lieber den Mantel des Schweigens legen, ähnlich wie es firmenintern mit bestimmten historischen Zeitabschnitten gemacht wird. Wer sich von außen nicht vom deprimierenden weißgrauen Anstrich abschrecken lässt, wird drinnen mit genau derselben tristen Farbpalette belohnt. Alpinaweiß war wohl wieder im Sonderangebot. Als auch die letzten Spuren des Seniors mit chirurgischer Präzision entfernt wurden und das Vermächtnis durch sterile, seelenlose Büroräume ersetzt wurde, war für mich der Moment gekommen, um die Flucht zu ergreifen. Fröhliche Farben oder ein Hauch von Grün? Das war mal! Zur Belegschaft lässt sich allgemein sagen: Je weniger fachliche Kompetenz in einer Abteilung vorhanden ist, desto geselliger wird die Atmosphäre. Vielleicht liegt das Geheimnis eines fröhlichen und entspannten Miteinanders darin, dass man sich nicht allzu sehr um Details kümmern muss.
Kommunikation
Betriebliche Meilensteine werden offen und transparent wie Milchglas über die Vorgesetzten kommuniziert – besonders, wenn sie die Firma strahlend wie ein frisch poliertes Denkmal dastehen lassen. Aber selbst die 'brillanteste' Kommunikation braucht manchmal einen kleinen Schubs aus dem Untergrund. Denn wie sonst würde man erfahren, dass jemand im Lager seine Flügel mit Red Bull leider doch nicht geliefert bekam und unsanft zur Erde zurückkehrte? Oder dass ein Langfinger im Marketing seine Karriere als Taschenspieler startete, ein Feuer im Entlüftungsschacht den Brandschutz auf Trab hielt oder ein Mitarbeiter seinen Geländewagen in der Arbeitszeit mit dem Hochdruckreiniger für eine Geländefahrt vorbereitete? Einen solchen Arbeitswillen sieht man selten – leider nur an der völlig falschen Stelle platziert.
Kollegenzusammenhalt
Der Zusammenhalt unter den Kollegen ist wahrhaft bewundernswert. Über die Abteilungen hinweg findet kaum kollegiales Miteinander statt – es sei denn, man verknüpft es geschickt mit dem Privatleben. Gewerbliche und kaufmännische Abteilungen bleiben strikt voneinander getrennt, wie es
sich gehört. Besonders in stressigen Zeiten entfaltet sich der wahre Teamgeist – oder besser gesagt, man vereint sich in der gemeinsamen Flucht vor der nächsten Eskalation. Ein echtes Meisterwerk des Zusammenhalts, der in diesen Momenten so richtig zur Geltung kommt.
Work-Life-Balance
Kernarbeitszeiten mit gelegentlichen Lockerungen hier und da – natürlich abhängig von der Abteilung. Mit dem richtigen Maß an Sympathie kann man da sicherlich noch ein wenig mehr von noch weniger herausholen. Übertreibt man es jedoch, wird man schnell zum stolzen Träger der Trophäe 'Der, der nie da ist'. Alternativ, wenn man auch das Tierkreiszeichen der ekliptikalen Länge von 90° bis 120° innehat, kann man nach einiger Zeit die Trophäe 'Der, der mal war' erhalten – eine risikoreiche Auszeichnung. Das 'Life' in Work-Life-Balance entdeckt man ansonsten erst wieder in der Rente.
Vorgesetztenverhalten
In der Fertigung, Qualitätssicherung und Montage sind die Vorgesetzten absolut erstklassig – ein Hoch auf deren Kompetenz! Rheinhausen vergessen wir mal schnell, denn ich möchte in meinem Lob eine gewisse Ehrlichkeit beibehalten. Wer das „Glück“ hat, im Versand zu arbeiten, kennt den 'Metzger' – diese bedauernswerten Seelen, die unfreiwillig dort gelandet sind. Man kann ihnen wirklich nur sein tiefstes Mitgefühl aussprechen. Hätte man lieber mal was Anständiges gelehrt, dann wäre das Leben heute definitiv erträglicher. Im technischen Vertrieb und in der Arbeitsvorbereitung wird der Humor im Keller gelagert. Die Disposition ist ein einziges Trauerspiel. Meine Abneigung gegenüber dem Export habe ich hier bereits mehr als deutlich gemacht, aber mittlerweile sehe ich sie eher als die Bestätigung des gesunden Menschenverstands. Der Rest? Da sind mir keine nennenswerten Merkmale bekannt und daher bestens in der Bedeutungslosigkeit aufgehoben.
Interessante Aufgaben
Was kann ich also abschließend dazu sagen? Von einem Normteilehersteller darf man nun wirklich keine Raketenwissenschaft erwarten. Otto Ganter ist ein mittelständisches, familiengeführtes Unternehmen mit einem umfangreichen Produktportfolio und einer kleinen Prise täglichen Wahnsinns. Es bietet eine hervorragende Starthilfe ins Berufsleben und fungiert gleichzeitig als Endstation für alle, die sich mit dem Begriff 'Talent' nur flüchtig beschäftigt haben. Für die aufregenderen Phasen des Lebens ist dann jeder selbst verantwortlich – hätte zumindest mehr Würde auf dieser Art, aber vielleicht ist 'Würde' für die meisten dann doch nur ein Konjunktiv. Oder wie mir einst ein weiser Mann sagte: „Man ist seines Glückes Schmied.“
Gleichberechtigung
Ich habe neulich die neuen Azubis in den sozialen Netzwerken begutachtet. Man muss schon sagen, dass Diversität und Vielfalt zu den 'Stärken' von Ganter zählen. Ein ähnliches, homogenes Bild lässt sich bei den Vorgesetzten wiederfinden. Wie es sich für ein Familienunternehmen gehört stolpert man hier, wer hätte es anders erwartet, über die Familie. Von einem der Teilinhaber habe ich tatsächlich eine ziemlich hohe Meinung – zumindest bis zu seiner Handschrift. Die lässt schwer vermuten, dass er im früheren Leben mal Arzt gewesen war. Der andere beschäftigt sich dauerhaft mit Zahlen. Ich habe ihn selten gesehen, so selten, wie ich ehrliche Komplimente vom Chef erhalten habe. Und die übrigen Familienmitglieder? Da ist der gebührenfreie Flurrundfunk die beste Informationsquelle. Die allgemeinen Meinungen, die man dort aufschnappt, stimmen erstaunlich gut mit meinen eigenen überein.
Umgang mit älteren Kollegen
Der Umgang mit älteren Kollegen könnte wahrlich nicht vorbildlicher sein. Ihre jahrzehntelange Erfahrung wird, je nach Tagesform und Laune, entweder als unbezahlbare Weisheit gefeiert oder mit beeindruckender Eleganz in die Versenkung geschickt. Besonders bewundernswert ist die Art, wie sie dazu motiviert werden, ihre kostbare Expertise in den täglichen Kaffeesatzlesereien und dem allseits beliebten Büroklatsch einzubringen. Gelegentlich dürfen sie sogar an wichtigen Projekten mitarbeiten – normalerweise dann, wenn sonst niemand verfügbar ist oder freiwillig übernehmen möchte. Da können nur die obengenannten Trophäen Abhilfe verschaffen.
Arbeitsbedingungen
Es gibt immer ausreichend Kaffee, um die Überstunden zu überstehen – auch wenn dieser Kaffee die geschmacklichen Höhenflüge einer Dallmayr-Plörre bestenfalls streift. Der tägliche Gang zur Kaffeemaschine hat sich daher zu einem regelrechten Fitnessprogramm entwickelt: Es schmiert die eingerosteten Gelenke und lässt einen zumindest kurz an den Schreibtischketten rütteln. Ein Snack-Automat stand hier übrigens auch mal – irgendwie, irgendwo, irgendwann – aber inzwischen scheint ein Spaziergang in die Innenstadt finanziell und gesundheitlich die klügere Wahl zu sein. Bewegung ist schließlich gesund!
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Während der Energiekrise entschied man sich endlich in eine Photovoltaikanlage zu investieren – ein genialer Schachzug, um in den sozialen Netzwerken kräftig zu prahlen. Touché an die Marketingabteilung. Man muss hier auch das soziale Engagement und Umweltbewusstsein loben. Die unzähligen Berichte und Zeitungsartikel über… ähm… soziale Bauproj… Windenerg… was auch immer. Der eigene Horizont scheint hier kaum über die eigenen vier Wände hinauszugehen. Egal! Hauptsache die Anforderungen des Gesetzgebers und diverser EU-Richtlinien werden erfüllt, um das begehrte 'grünen Daumen'-Image aufzupolieren. Im Alltag bleibt das Ganze allerdings kaum mehr als eine Randnotiz. Nach uns die Sintflut.
Gehalt/Sozialleistungen
Tarifbindung – der Klassiker. Urlaubs- und Weihnachtsgeld gibt es auf freiwilliger Basis, was einem gerne schriftlich ins Gedächtnis gerufen wird. Betriebliche Altersvorsorge? Zu meiner Zeit eher ein 'Was diese?'. Hansefit oder Jobrad? Obwohl einige Mitarbeiter ein wenig mehr Bewegung sicherlich gut gebrauchen könnten, hat die Geschäftsleitung damals weise entschieden, dass solche Annehmlichkeiten nicht nötig sind. Schließlich hat man die Motivation seiner Mitarbeiter richtig eingeschätzt und ein klares Nein ausgesprochen. Ich bin mir sicher, dass sich hier während meiner Abwesenheit… nichts getan hat. Generell spielt Ganter in der oberen Liga mit. Man sollte jedoch bedenken, dass dank Tarif das Gehalt eines 'guten' Mitarbeiters nur bedingt von dem eines 'schlechten' Mitarbeiters abweicht. Was lernen wir daraus? Richtig, seid alle schlecht, dann fällt niemand negativ auf. Ein Trick, den der Vertrieb seit Jahrzehnten zur Meisterschaft gebracht hat.
Image
Das Image des Unternehmens ist wirklich unübertroffen. Es war eine wahre 'Freude', für eine Firma zu arbeiten, die einen exzellenten Ruf genießt – zumindest, was ihre Eigenprodukte und Marketingmaterialien betrifft. Die Bügelgriffe, Rastbolzen und Kugelschreiber sind tatsächlich legen-… wartet, es kommt gleich… -doch es kam nie. Wenn man den Ursprung kennt, ist es fraglich, ob man hier wirklich von hauseigener Quelle sprechen kann. Aber ich will mich nicht zu sehr mit Details aufhalten, sonst könnten die Kunden der Kipp-e gefährlich nahekommen und abstürzen. Obwohl, aus deren Perspektive wäre das wohl eher ein 'Aufstieg'.
Karriere/Weiterbildung
Ursprünglich wollte ich hier mein tiefstes Erstaunen zum Ausdruck bringen, aber dieser erleuchtende Moment blieb mir leider verwehrt. Wirklich tragisch – aber dann doch irgendwie zu erwarten, wenn man ohnehin nichts erwartet. Vielleicht war es auch nicht die klügste Idee, sich hier namentlich zu outen. Aber zurück zum Thema: Weiterbildung ist hier überwiegend eine Privatangelegenheit – am besten bleibt man gleich zuhause und zieht das Ganze in Vollzeit durch. Und was die Karriere betrifft… nun ja, die Entstehung der Abteilung 'Produktentwicklung' samt dem Fusionsprozess, bei dem zwei Bereiche verschmolzen und am Ende nur einem die Ehre gebührt wurde, spricht Bände. Wer damals aufmerksam zuhörte – insbesondere die Azubis im F5 – konnte unweigerlich erkennen, was hier wirklich unter 'Karriere' verstanden wird.