An der Führung kränkelt es
Arbeitsatmosphäre
Überwiegend höflich, in Teilen auch freundlich, aber die Konflikte bleiben unter dem Teppich. Schade, dass gerade in den Bereichen, in denen Digitalisierung und agile Arbeitsweisen nötig wären, keine agil ausgebildeten Mitarbeitenden eingesetzt werden. Dabei hat OTTO die Fortbildungen sogar finanziert. In der IT haben mehrere Dutzend Agilisten, in den Kategorien nicht eine/r. In der Folge verändern sich Arbeitsweisen im Schneckentempo und mit viel Gegenwind. Warum soll man die Excel-Tabelle, mit der man seit 15 Jahren "erfolgreich" arbeitet, gegen ein Dashboard tauschen? OKR hilft nicht, mit to-do-Listen kommt man besser klar. Es fehlt der wind of change, der dringend nötig wäre.
Kommunikation
Nebenkriegsschauplätze: super, die wichtigen Themen, die weh tun: kaum Kommunikation.
Kollegenzusammenhalt
Es kommt darauf an, ob man zur alten Garde gehört, die den Status quo bewahren möchte, oder etwas verändern möchte. Wenn man verändern will, wird man ausgegrenzt.
Work-Life-Balance
Segen und Fluch: man kann, wie in vielen Konzernen, einen entspannten 7,5-Stunden-Tag haben, wo man will.
Vorgesetztenverhalten
Höflich! Aber das hilft nach vorn nicht. Ich wünsche mir charismatische, engagierte Vorgesetzte, die etwas bewegen wollen und sich trauen, unbequem zu sein. Unser neuer Einkaufs-Vorstand wird diesen Weg hoffentlich gehen.
Interessante Aufgaben
"Amt für Versandhandel" - leider trifft das immer noch zu. Wir verwalten uns zu Tode und wir controllen viel, aber eben nicht effizient. Dreißig Dashboards helfen nicht, sie verwirren nur.
Gleichberechtigung
Es tut mir leid, aber so ist es. Man betrachte die Führungsriege. Sie ist überwiegend männlich.
Umgang mit älteren Kollegen
Es kommt auf das Team und den Vorgesetzten an. Jüngere Mitarbeitende werden bevorzugt. Ich finde allerdings auch diese Frage despektierlich. Das Alter ist in modernen Unternehmen schon lange kein Thema mehr.
Arbeitsbedingungen
Eigentlich top, nur der IT-Service lässt zu wünschen übrig. Wenn man Probleme mit dem Rechner hat, hilft Google besser. Ansonsten: Campus super, Arbeitsplätze super, Kantine super, hybrides Arbeiten super.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Standard, würde ich sagen.
Gehalt/Sozialleistungen
Ich finde die Antworten der HR-Mitarbeitenden zu diesem Thema nicht korrekt. "Marktgerecht" zahlt Otto nicht. Vielleicht, wenn man den Einzelhandel als Vergleich nimmt. Wenn Otto sich allerdings mit Tech-Unternehmen vergleicht, wird deutlich, dass die Bezahlung nicht einmal durchschnittlich ist, es sei denn, man ist 40 Jahre im Konzern und hat in dieser Zeit für die sachbearbeitende Tätigkeit von den Tariferhöhungen profitiert. Es gibt keine nennenswerte Beteiligung an der Alterssicherung und so etwas wie Zielvereinbarungen, an denen man als Mitarbeitende/r auf individueller Ebene ein Mehr erwirtschaften könnte, existiert auch nicht. Das ist schade.
Image
Durchmischt. Erschreckend ist, dass gute Tech-Student*innen aus Hamburg Otto manchmal nicht einmal auf dem Zettel haben - zum Shoppen sowieso nicht, aber auch als Arbeitgeber nicht. "Fair und nachhaltig" als Plattform-Image funktioniert nicht. Wir sind kein Bio-Laden. Und fair würde auch bedeuten, dass wir preislich deutlich besser werden. In diesen Zeiten ist der Preis für unsere Kundschaft wesentlich. Was wirklich schlecht ist, ist Otto auf whatsApp. Wie kann man Links zu 11.000 Produkten versenden? Da lässt man den Kunden völlig allein. Warum für die whatsApp-Messages nicht kuratierte Shops kreieren? Ein Beispiel von vielen. Gut gemeint, schlecht umgesetzt.
Karriere/Weiterbildung
Hier hat Otto sich ins eigene Fleisch geschnitten. Wenn man die Mitarbeitenden nicht weiterbildet, hat man nicht weitergebildete Mitarbeitende. Das Wissen hinkt also immer mehr hinterher. Was die agile Transformation anbelangt: Super, dass so viele in der Corona-Zeit weitergebildet worden sind. Aber warum werden sie nicht eingesetzt?!