Paessler, quo vadis?
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die Substanz, d.h. das Produkt ist immernoch gut. Es gibt auch weiterhin richtig gute KollegInnen in allen Bereichen mit denen man gern zusammenarbeitet.
Strategische Versäumnisse aus der Vergangenheit werden gerade in den administrativen Bereichen nun mit hohen Investitionen aufgeholt. Hier ist die Investitionsbereitschaft nun durch den Investor sichergestellt um einerseits Risiken zu minimieren, sowie zukunftssicher agieren zu können.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Wenig wertschätzender Umgang mit dem Personal, mangelnder Weitblick, kaum nachvollziehbare Entscheidungen, unklare Kommunikation, sowie strukturelle Überlastung der Belegschaft.
Verbesserungsvorschläge
Behandelt die Mitarbeitenden weder wie Schachfiguren noch wie Kinder. Ihr werdet sie für den Unternehmenserfolg brauchen. Trefft anständige Entscheidungen und bezieht frühzeitig Fachpersonal mit ein. Glaubwürdigkeit und Vertrauen werden verdient und können nicht eingefordert werden. Hier wird viel aufzuholen sein.
Arbeitsatmosphäre
Ein auf Fairness und Vertrauen basiertes Betriebsklima ist seit geraumer Zeit durch das absolute Mikromanagement der obersten Führung schon länger nicht mehr gegeben. Das hat sich durch das intransparente und teilweise verlogene Gebaren bei der sog. "Reorganisation" und dem Freisetzen von Personal weiter verschlechtert. Dennoch: Es gibt Bereiche im Haus, bei denen es durchaus noch Spaß macht zu arbeiten, da viele Teams weiter toll zusammenarbeiten und die Vorgesetzten ihren Job dort gut machen.
Kommunikation
Regelmäßige Kommunikation der Unternehmenszahlen (nur Einnahmen, keine Ausgaben) findet statt. Ansonsten ist die Kommunikation eher selektiv und unvollständig, teils auch schlecht vorbereitet. Man bekommt auf den Fluren mehr mit als offiziell.
Kollegenzusammenhalt
Pendelt je nach Bereich zwischen wirklich gut und geht so.
Work-Life-Balance
Arbeitszeiten bewegen sich für die meisten Kollegen im Rahmen. Von manchen Rollen wird jedoch eine "erweiterte" Verfügbarkeit - auch in die eigene Freizeit hinein - erwartet. Respektvoller Umgang mit der Zeit anderer ist leider nicht immer gegeben. Viele gleichzeitig laufende Projekte sorgen für hohe Dynamik und Überforderung der Organisation bzw. Mitarbeitenden.
Vorgesetztenverhalten
Pendelt je nach Bereich zwischen sehr gut und erschütternd. Die verantwortliche Geschäftsführung selbst gibt seit mehreren Jahren kein gutes Beispiel in Sachen Kommunikation, Klarheit, Konfliktverhalten, Entscheidungsfreude und Selbstreflektion ab.
Interessante Aufgaben
Durchaus vorhanden. Es ist ein technikgetriebener Betrieb mit sehr interessanten Aufgaben und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen. Auf Anforderung durch den Investor werden nun skalierende Standardprozesse aus dem B2B / E-Commerce Standardlehrbuch aufgebaut. Insbesondere hier hat es die Geschäftsführung in den vergangenen Jahren versäumt, die vielen von Startup-Zeiten und weiteren Business Abenteuern noch hehrrührenden und nicht effizienten Abläufe aktiv anzugehen. Das wird nun repariert.
Gleichberechtigung
Schaut man nüchtern auf die Zahlen der Geschlechterverteilung in Führungspositionen (sei es inhaltlich oder disziplinarisch) sieht es nicht so rosig im Thema Gleichberechtigung aus. Von aktiver Benachteiligung habe ich nichts mitbekommen.
Umgang mit älteren Kollegen
Der Markt erlaubt mittlerweile wenig Freiheit bei der Einstellung auf Basis vom Alter. Daher spielt das hier keine Rolle. Langgediente Team Mitglieder werden weder aktiv gefördert, gefragt noch besonders geschätzt. Es wird hier einfach kein Unterschied gemacht.
Arbeitsbedingungen
Gute Arbeitsmodelle (Hybrid, Remote, Office) möglich. Die Technik funktioniert auch nahezu reibungslos. Das Office ist im Sommer mangels Klimaanlage sehr heiß (geht auch mal rauf bis auf über 33 Grad Celsius innen). Auch die Lärmbelastung durch die Aufteilung der Räume ist manchmal durchaus recht hoch. Durch den überschaubaren Anwesenheitsgrad im Office ist das aber verschmerzbar.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Umwelt- und Sozialbewusstsein war einst ein wichtiger Pfeiler der Firmenidentifikation und lag dem Gründer wirklich am Herzen. Es wurde und wird jedes Jahr zu Weihnachten an verschiedene Organisationen gespendet, die Mitarbeitende vorschlagen können. Es gibt Elektroladeplätze und Solar auf dem Dach. Weitere Maßnahmen laufen nun unter "Charity". Mal sehen, wie sich das Engagement hier mit dem Kostendruck durch den Investor entwickelt.
Gehalt/Sozialleistungen
Gehälter aus meiner Sicht und in meinem Bereich marktüblich. Achtung: Jeder verhandelt für sich. Keine definierten Karriere- oder Gehaltsstrukturen.
Image
Das Image der Firma wurde dieses Jahr schwer beschädigt. Aus meiner Sicht nicht allein durch die Übernahme (welche ja für eine gewisse wirtschaftliche Substanz des Unternehmens spricht), sondern wie kommunikationsschwach und planlos die "Reorganisation" über die Bühne gebracht wurde. Daher entstand sehr hoher administrativer Mehraufwand für die Belegschaft. Weiterhin sind durch einige personelle Maßnahmen viele Fragezeichen in Sachen Jobsicherheit entstanden. Dies mündet nun in einem schweren Vertrauensverlust gegenüber der Geschäftsleitung. Viele früher wirklich ambitionierte und hoch motivierte Mitarbeitende, die verantwortlich für die bisherigen Erfolge waren, sind auf der Suche und werden abwandern.
Auch das Image beim Kunden wird durch die sehr kurzfristige Kommunikation der starken Preiserhöhung dieses Jahr eher nicht stark gestiegen sein.
Karriere/Weiterbildung
Der Mitarbeiter steht aktuell in der Verantwortung das Thema anzusprechen. Es gibt Budgets für die Weiterbildung jedoch keine Karrierepfade. Weiterhin wirken fehlende Karriereperspektiven und Kriterien für den Aufstieg im Haus demotivierend. Durch die Geschäftsführung entschiedene Beförderungen in jüngerer Zeit lassen Fragen offen, wie diese zustande gekommen sind. Klar bewiesene Erfolge, sowie fachliche und kulturelle Eignung sollten in Zukunft den Ausschlag geben. Mittlerweile werden weitere Führungskräfte fast nur von Extern angestellt.