Der Abstieg eines Traditionsunternehmens
Gut am Arbeitgeber finde ich
Vor einigen Jahren hätte man so manchen Punkt positiv hervorheben können. Heute fällt es schwer, da die meisten Mitarbeiter jeden Tag mit der Angst zur Arbeit gehen, dass erneute Entlassungen bevorstehen könnten. Positiv muss man einfach die Mitarbeiter nennen. Speziell diejenigen, die nie etwas anderes als porta gesehen haben, wissen gar nicht, wie angenehm der Kollegenzusammenhalt ist.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Ganz klar, die Führung. Die Führung ist eine Schande. Schwere Zeiten erfordern schwere Entscheidungen. Aber die Art und Weise, wie porta es handhabt, grenzt an psychischen Terror. Man fragt sich dabei, ob die Unternehmensspitze kein Interesse an ihren Mitarbeitern hat oder ob man Angst hat, sich der Situation mit allen Konsequenzen zu stellen. In beiden Fällen wird einem Unternehmen dieser Größenordnung nicht gerecht. Aber wie so oft zeigt sich in der Krise, wer ein Leader ist und wer nur so tut.
Verbesserungsvorschläge
Hier könnte man so viel schreiben, aber ob das einen Sinn hat? Man fragt sich, ob es überhaupt ein Interesse an Verbesserung gibt. Durch die fehlende Kommunikation kommen natürlich Gerüchte auf, die von baldiger Insolvenz bis hin zu Verkaufsbemühungen reichen. Wenn das Unternehmen und dessen Eigentümer noch Interesse an einem langfristigen Überleben haben, dann wäre die größte Verbesserung, wenn sich die Eigentümerfamilien aus dem Geschäft zurückziehen und es in die Hände fähiger Manager geben, die an ihren Erfolgen gemessen werden. Die Eigentümer sind nicht für die Führung eines solchen Unternehmens gemacht.
Arbeitsatmosphäre
Das Unternehmen befindet sich seit längerer Zeit in einer Schieflage. Teilweise sind globale Entwicklungen schuld, teilweise aber auch großes Versagen der Unternehmensführung. Durch die zahlreichen Entlassungen in der Vergangenheit und aufgrund der Marktlage herrscht natürlich eine verheerende Arbeitsatmosphäre.
Kommunikation
Die Kommunikation ist aktuell nicht mehr vorhanden. In einer Lage wie derzeit sollte die Kommunikation eigentlich umso wichtiger sein. Nur Enttäuschung
Kollegenzusammenhalt
In den vergangenen Jahren gab es teilweise viel zu viele Neueinstellungen. Hier kamen Mitarbeiter ins Unternehmen, die die Weisheit mit Löffeln gefressen hatten. Dadurch ist die Kooperationsbereitschaft untereinander zwischenzeitig ziemlich gesunken. Diese Mitarbeiter haben zum größten Teil das Unternehmen wieder verlassen. Die aktuelle Belegschaft kann man wirklich nur loben. Natürlich gibt es zwischen Fachbereichen und Abteilungen auch mal Reibereien. Im Vergleich zu anderen Unternehmen läuft dies aber sehr human ab. Einen Stern Abzug gibt es, weil man einfach nicht jeden lieben kann.
Work-Life-Balance
Hier kann ich nur für meinen Bereich sprechen. Wenn Arbeit auf dem Tisch liegt, muss halt auch mal gearbeitet werden. Habe aber nie das Gefühl, dass das Privatleben zu kurz kommt.
Vorgesetztenverhalten
Das Thema ist schwer zu beurteilen, da man hier verschiedene Zwischenstufen an Vorgesetzten beachten muss. Würde es nur um meine direkten Vorgesetzten gehen, dann wären es 4 bis 5 Sterne. Gehen wir jedoch hoch zu den Geschäftsführern oder zur Holding, dann gehen die Sterne mit jeder Stufe mehr und mehr unter.
Interessante Aufgaben
Abhängig von der genauen Tätigkeit. Aus meiner Sicht gibt es langweiligere Arbeiten als bei porta.
Gleichberechtigung
Ehrlich gesagt, kann man hier nicht viel Gutes sagen. Es sitzt zwar eine Eigentümerin in der Holding, dennoch sind Frauen in relevanten Führungspositionen eher Mangelware. Abteilungsleiter und Geschäftsführer sind bis auf ganz ganz ganz wenige Ausnahmen nur Männer. Man hat auch nicht das Gefühl, dass Frauen in eine Position gerückt werden, wo diese mal einen höheren Posten übernehmen könnten.
Umgang mit älteren Kollegen
Hier muss man den Umgang mit den aktuellen Entlassungen beurteilen. Teilweise hat es ältere Kollegen mit 15, 20, 25 Jahren Betriebszugehörigkeit getroffen. Das ist schlicht und ergreifend eine Schande für ein sogenanntes Familienunternehmen.
Arbeitsbedingungen
Es geht schlechter, es geht aber auch besser. Wenn man bedenkt, dass man hier bei einem Möbelverkäufer sitzt, ist die Ausstattung teilweise schon etwas bedenklich.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Ehrlich gesagt habe ich nie wirklich ernstgemeinte Bemühungen wahrgenommen. Für die Andreas Gärtner Stiftung wird viel getan. Das ist aber auch ein Sonderfall. Dennoch sollte man es zu Gunsten des Unternehmens bewerten. Ansonsten hat man für die Belegschaft corporate Benefit und Fahrrad Leasing. Da muss man aber realistisch sein. Speziell das Leasing von Fahrrädern bietet heute teilweise jeder Bäcker seinen Mitarbeitern an. Dafür kann es im Jahr 2024 keinen übermäßigen Applaus geben.
Gehalt/Sozialleistungen
Ein schwieriges Thema. Ich persönlich denke nicht, dass ich kein niedriges Gehalt erhalte. Man kann aber woanders mehr für die gleiche Arbeit bekommen. Im großen und ganzen ist es aber fair. Dennoch kennt man die Geschichten der Urbelegschaft, die seit 25 Jahren auf demselben Gehalt sitzen und oft wirklich deutlich weniger verdienen als direkte Kollegen, die von außerhalb ins Unternehmen gekommen sind. Hier muss ich einmal auf den tollen Kollegenzusammenhalt verweisen. Ich denke, die Unternehmensführung weiß gar nicht, wie sehr die alteingesessene Belegschaft hinter dem Unternehmen steht (oder stand). Das unfair niedrige Gehalt ist jedem seit langer Zeit bekannt, und dennoch sitzen hier so viele Kollegen, die niemals an einen Wechsel gedacht hätten.
Image
Katastrophe! Ich denke nicht, dass im Raum Minden jemand hier arbeiten will. Neue Mitarbeiter in der Zentrale kommen meist von außerhalb. Diese haben entsprechend keine Kenntnisse über den aktuellen Ruf der Firma. Das Image der Verkaufshäuser hängt natürlich stark von der Belegschaft ab, die dort arbeitet. Die seit Jahren sinkenden Kundenfrequenzen sprechen aber nicht gerade für ein gutes Image. In meinem Bekanntenkreis ist porta auch nicht gerade die Nr.1 Anlaufstation, wenn es um neue Möbel geht.
Karriere/Weiterbildung
Weiterbildungen gibt es. Man muss sich halt manchmal selbst bemühen und die Angebote durchforsten und sich dann entsprechend anmelden. Für die Weiterbildung würde ich daher den ein oder anderen Stern geben. Die Karriere dagegen sieht anders aus. Wie viele Vorredner schon erwähnt haben, zählt hier eher, wen man kennt, statt was man kann. Interne Beförderungen waren schon immer handverlesen. Im Grunde weiß man heute schon, wer morgen auf welchem Stuhl sitzt. Gehört dein Name nicht zu diesem elitären Kreis, dann wird es hier auch nichts mit einer Beförderung. Hinzu kommt, dass es einfach viel zu viele Namen gibt, über die der Flurfunk einen informiert, dass Mister X früher dies und das von Mister Y war oder dass Mister X Herrn Y da und dort kennt. Entsprechend gibt es so manche Führungskraft, die es qualitativ einfach nicht draufhat. Diese Positionen sind aber dann meist auch unantastbar, was wiederum eine Karrieremöglichkeit für einen geeigneten Kandidaten blockiert. Ein Teufelskreis