Als koreanischer Mann bist du hier gut aufgehoben
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die Flexibilität bei der Arbeitszeit und mit den HO-Tagen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die Zweiklassengesellschaft innerhalb der Firma: Koreaner und Nichtkoreaner. Dass die Weiterentwicklung vom Wohlwollen des Vorgesetzten abhängt. Ist man einmal drin, ist für die meisten eine finanzielle Entwicklung auch kaum möglich. Bonussystem umstellen, damit man nicht vom Wohlwollen des Chefs abhängig ist.
Verbesserungsvorschläge
Wir schreiben 2024, Gleichberechtigung wäre doch super und faire Löhne.
Arbeitsatmosphäre
Open Office, muss man mögen. Jede:r hört alles, absolut keine Privatsphäre. Kein Pausenraum, man fand aber immer ein Plätzchen zum essen, wenn es im Büro sein musste. Höhenverstellbare Tische gab es nur mit Attest vom Arzt. Viele sympathische Kolleg:innen, eher junges Team. Top-Down und teilweise Micromanagement von der GF. Außerdem sehr traditionell und unflexibel. Oft hat man das Gefühl, einige denken, sie seien immer noch in Korea und es müsste so laufen, wie dort.
Kommunikation
Es gibt Info-Veranstaltungen vom Betriebsrat und von der Geschäftsführung. In meiner Abteilung bekam man aber auch sonst viel mit. Bei manch anderen Bereichen bin ich mir nicht so sicher.
Kollegenzusammenhalt
Als wir noch ein kleines Team waren, gab es Kollegenzusammenhalt. Zum Schluss war die Abteilung nur ein zusammengewürfelter Haufen von unterschiedlichsten Personen die sich teilweise, wegen der Sprachbarriere, nicht mal miteinander verständigen konnten. Es gab keine einzige professionelle Teambuildingmaßnahme in meinen 2,5 Jahren in dem Unternehmen. Man geht aber schon mal mit Kollegen aus anderen Abteilungen in die Pause. Sofern es keine koreanischen Kollegen sind. Die bleiben überwiegend für sich, vermischen sich nicht mit anderen Kulturen, was ich immer seltsam und bedauerlich fand. Es gab Zeiten, da gab es fast jeden Abend irgendeine Einladung abends zum Essen aber nur für einen auserwählten Kreis und kaum für Nicht-Koreaner.
Work-Life-Balance
Man hat flexible Arbeitszeiten und man hat es in der Hand, wie viel Überstunden man bereit ist zu leisten. Aber auch hier große Unterschiede bei koreanischen und nicht koreanischen Mitarbeitenden. Erstere arbeiten deutlich mehr, weil das so "erwartet wird". Oder ich sag mal so: Sie sind länger anwesend.
Vorgesetztenverhalten
Es gab mitunter Wochen, wo mein Chef außer "Guten Morgen" kein einziges Wort an mich gerichtet hat. Es gab immer wieder, teils widersprüchliche Gründe, warum ich keine Gehaltserhöhung "verdient" habe. Man wird irgendwie als selbstverständlich genommen, keine Wertschätzung durch ihn erfahren. Gefördert wurden immer nur die selben 2-3 Personen im Team. Konfliktscheu.
Interessante Aufgaben
Die Stellenbeschreibung entsprach nicht der Realität. Ich fand mich in einer Position wieder, die ich nie angenommen hätte, hätte ich gewusst, was mich wirklich erwartet. Dennoch habe ich einiges gelernt, dank meiner Kolleg:innen, mit denen ich Hand in Hand zusammengearbeitet habe. Ansonsten war meine Position sehr administrativ und trocken, obwohl ich meine Liebe für den "Kundenkontakt" im Vorstellungsgespräch mehrfach erwähnt habe.
Gleichberechtigung
Ist ein Fremdwort. Die Hierarchie sieht so aus: Koreanische Männer, sonstige Männer, Frauen. Mir fällt lediglich eine einzige weibliche Führungskraft ein. Das Verhalten einiger Mitarbeiter gegenüber ihrer Kolleginnen war auch teilweise mehr als fragwürdig und höchst unprofessionell.
Umgang mit älteren Kollegen
Die Belegschaft ist eher jung aber die Älteren sind, meiner Meinung nach, gut integriert.
Arbeitsbedingungen
Wie gesagt: Großraumbüro. Mag ich persönlich überhaupt nicht, für mich ist das ein wahrer Energieräuber, auch wenn ich meine Kolleg:innen sehr gern hatte. Die Ausstattung war eher zu wünschen übrig. Uralt-Laptop, die neuen waren aber winzig, deswegen hielt ich an meinem fest. Monitore teilweise nicht höhenverstellbar, sowie die Tische auch nicht, außer, man holt sich ein Schriebs vom Arzt.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Geschäftsführung fährt fette Benziner als Statussymbol. Belegschaft hadert stark mit der Mülltrennung.
Gehalt/Sozialleistungen
Gehalt: Von utopisch hoch bis lächerlich niedrig alles dabei. Bist du aber ein (koreanischer) Mann, gibt es kaum Grenzen nach oben. Selbst bei einem Ehepaar, wo beide die gleiche Position inne hatten, verdiente der Mann mehr.
Es gibt einen Quartalsbonus was vom Wohlwollen des Vorgesetzten abhängt. Es gibt keine Möglichkeit sich gegenseitig zu nominieren, wenn z.B. Ein:e Kolleg:in besonders hilfreich war.
Sozialleistungen sind gut. Es gibt Jobticket, Corporate Benefits, jeden Monat 50€ auf die Spendit-Karte und betr. AV. Man kann Bildungsurlaub beantragen und ich habe es nie mitbekommen, dass er nicht genehmigt wurde.
Karriere/Weiterbildung
Ist dein Vorgesetzter unterstützend, stehen dir alle Türen offen. In meinen 2,5 Jahren erhielt ich keine einzige Schulung, Fortbildung oder irgendwas in der Art. Mir wurde lediglich ein Resilienz-Workshop angeboten. Ich durfte mir was aussuchen, was ich tat und danach passierte nichts mehr. Ich durfte nicht mal mit einem kostenlosen Onlinezugang an einer Personalkonferenz (wohl bemerkt, als Mitarbeiterin der Personalabteilung) teilnehmen, außer ich logge mich aus und mache es als Privatvergnügen.