Vom Armutszeugnis der Vetternwirtschaft und der Unvernunft des Branchenriesen
Gut am Arbeitgeber finde ich
Das einzig Gute, das mir zu KS Gleitlager noch einfällt, ist das Gehalt, das man von der IG Metall erkämpft bekommt.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Es gibt so unendlich viele Punkte. Primär fehlt die Menschlichkeit. Und das Bewusstsein, dass die Belegschaft nur dann gute Leistungen erbringt, wenn man diese zu würdigen weiß. Man darf nicht stolz sein auf "Made in Germany" und damit werben, wenn man seinen Arbeitern Bedingungen wie in China zumuten will und die Bezahlung auch so sein soll.
Verbesserungsvorschläge
Es gibt so vieles, was man verbessern könnte, dass würde bessere Stückzahlen bescheren, die Mitarbeiter wären wieder glücklich, damit wäre das Arbeitsklima und Krankenstand auch wieder im positiven Bereich. Allerdings müsste man dafür zurück zu den Bedingungen vor der Rheinmetall Ära und dürfte nicht als Hauptaugenmerk das Reduzieren von Belegschaft und Gehältern bei gleichzeitiger Gewinnoptimierung für Führungskräfte im Sinn haben.
Arbeitsatmosphäre
Seitdem Rheinmetall KS Gleitlager übernommen hat, hat sich die Atmosphäre nach und nach verschlechtert. Natürlich will Rheinmetall primär saftige Gewinne einfahren und sieht die Sparte der Gleitlagerproduktion eher als "lästiges Dorfkind", dem man die Global Player-Manieren erst noch beibringen muss. Dass das Werk früher reibungslos funktioniert hat, die meisten Arbeitnehmer dort nahezu wunschlos glücklich waren und man trotzdem sehr gute Arbeit geleistet hat, spielt nun keine Rolle mehr. Es geht nur noch um Optimierung der Stückzahlen bei Reduzierung von Gehältern.
Kommunikation
Informationen werden nur bedingt weitergeleitetet. Eigentlich entscheidet einer für die Belegschaft, fragt danach ob's überhaupt so funktionieren könnte und ist dann beleidigt, wenn Kritik oder Widerspruch kommt. Es wird sich mit den Betreffenden überhaupt nicht abgesprochen, es wird beschlossen und was beschlossen wurde, soll man teilweise hellsehen können. Wenn es z.B. um das Ausfüllen von Übergabelisten geht, da macht jeder irgendwie irgendwas. An anderen Stellen muss man ein und die selbe Sache dreimal dokumentieren, nur um dann trotzdem noch gefragt zu werden, mit welcher Taktzahl gefahren wurde, wie viele Teile Ausschuss waren und wo es Probleme gab. Das kostet alles Zeit, sowie das Ausfüllen selbst auch. Und dann wird gemeckert, dass man nicht genug produziert für's Geld.
Kollegenzusammenhalt
Was den Zusammenhalt angeht, das ist von Abteilung zu Abteilung, von Schicht zu Schicht unterschiedlich. Oft bekommt man von den Kollegen Unterstützung, wenn's irgendwo hängt, die Maschine mal wieder nicht so will oder ein Fehler aufgetreten ist. Aber halt nicht von jedem Kollegen, so mancher will nicht helfen auch wenn er könnte. Man hat eigentlich schon ganz gute Kollegen. Eigentlich.
Work-Life-Balance
Auch hier muss man Unterschiede zwischen Verwaltung etc und Produktion machen. Selbstverständlich kann man in der Produktion kein Home Office machen oder Gleitzeit arbeiten, da gibt es Schichten. Allerdings wird auf die Lebensumstände der Arbeiter überhaupt keine Rücksicht genommen. So wird zum Beispiel mehrere Wochen im Jahr verlangt, dass man nach einer anstrengenden Spätschichtwoche auch noch am Samstag freudestrahlend antanzt und dabei kommt es auch wieder auf den sozialen Status der Person zu seinem Vorgesetzten an. Passt die Nase, muss man nur vier Mal pro Jahr Samstags arbeiten. Passt die Nase nicht, sind es gerne mal 12 Samstage.
Und wehe man hat Mal was anderes vor, z.B. Geburtstag des Kindes, dann braucht man sich nicht einbilden, dass man da frei bekommt oder früher gehen darf.
Das traurige ist, der Betriebsrat segnet das alles ab und bei Widerstand gibt's gerne Mal 'ne Abmahnung für den widerspenstigen Kollegen.
Vorgesetztenverhalten
Ein enormer Großteil der Vorgesetzten ist nicht durch Leistung, Qualifikation oder gute Führungsqualitäten an den Job gekommen. Bei KS ist man der Ehemann von jemandem oder der Cousin oder man wurde direkt von Gottes Gnaden (Rheinmetall) auf den Posten verfrachtet, wahrscheinlich auch, weil man mit jemandem verwandt, bekannt, verschwägert ist oder die Nase besonders tief steckt.
Interessante Aufgaben
Hält sich so in Grenzen in der Produktion. Meistens sind es eher die gleiche Art von Aufträgen. Und wenn denn wirklich mal etwas Abwechslung mit dabei ist, dann bekommt man das durch unrealistische Vorgaben aus dem "weißen Haus" madig gemacht.
Gleichberechtigung
Auch das hält sich so in Grenzen. Primär werden die leitenden Positionen an Männer vergeben. Die Damen dürfen sich per Ellbogen oder Verwandtschaftgrad an ihre Position herantasten. In der Produktion findet man weibliche Kollegen nur beim Verlesen.
Umgang mit älteren Kollegen
Der Umgang mit älteren Kollegen hängt völlig vom sozialen Status der Person ab. Wenn die Nase passt, alles gut, dann wird auf jedes Bedürfnis und Wehwehchen Rücksicht genommen. Passt die Nase nicht, kann er noch so viel Erfahrung haben, dann wird der Kollege behandelt wie Vieh, selbst wenn er den Kopf unterm Arm trägt.
Arbeitsbedingungen
Unterirdisch! In der Halle ist es im Sommer so heiß, dass man kaum atmen kann. Da man sich nicht setzten darf, die Maschinen zusätzlich Unmengen an Hitze abwerfen und die Ventilatoren lächerlich wenig Kühlung bringen, hat's in den Sonnenmonaten gerne mal 36° C und mehr am Arbeitsplatz. Ab 100°C (überspitzt gesprochen) darf man eine halbe Stunde mehr Pause machen, wenn's passt. Als besonderes Benefit wird dann gratis Wasser aus dem Wasserhahn angeboten, der Hammer.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Wenn die Menschheit wüsste, wie komplett egal KS und Rheinmetall die Umwelt ist. Gerade wenn's um Chemikalien von der Galvanik geht oder um Mülltrennung von Werksstoffen, gruselig. Umweltbewusstsein kostet Geld und Geld geht bei KS nur in Form von Boni an die "Anzugträger".
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt ist nur deshalb nicht genau so ein Elend wie der Rest, weil die IG METALL sich darum kümmert. Gebe es die Gewerkschaft nicht, würde man noch was zahlen müssen um dort "arbeiten gehen zu dürfen". Bei Sonderzahlungen (z.B. Coronabonus) werden gerne mal Unterschiede zwischen Produktion und Verwaltung gemacht. Obwohl ein Großteil der Verwaltungsangestellten während der Pandemie Home Office machen durfte, wurde denen der doppelte Bonus bezahlt. Einfach unfassbar!
Image
Das Image ist den Werkern und Arbeitern unterm Strich egal, das ist nur für das "sitzende Volk" relevant. Und natürlich wird ordentlich was für eine positive Außenwirkung getan, dafür wird richtig viel Geld in die Hand genommen, sei es für Corporate Identity oder für Werbung. Das Geld fehlt halt dann woanders.
Karriere/Weiterbildung
Was die Weiterbildungsmöglichkeiten angeht, da sind die Möglichkeiten in der Produktion begrenzt. Wenn man den Meister o.ä. machen will, wird man nur dann unterstützt, wenn man "tief drin steckt" oder ein gemeinsames Hobby (Ski fahren, Feste feiern) mit seinem Vorgesetzten aufweisen kann. Ansonsten wird man eigentlich generell als Arbeiter für "nicht schlau genug" gehalten. Liebe Führung, ihr tut euch damit keinen Gefallen, just saying.