Gut - bis man unter die Decke schaut - als Teamer/in bei RUF
Gut am Arbeitgeber finde ich
Es ist wirklich Arbeiten, wo andere Urlaub machen. Buchstäblicher geht es nicht.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Wie angesprochen. Ich würde mir wünschen, für so einen Job wirklich Mindestlohn zu bekommen und nicht maximal etwa 20€/Tag, aber da kann RUF nichts für und das Büro muss wettbewerbsfähig bleiben.
Verbesserungsvorschläge
Macht den Bewerbungsprozess durchsichtiger. Besonders für die begehrten Jobs, die in so geringer Stückzahl verfügbar sind braucht es dringend Möglichkeiten, zu erfahren warum Person A genommen wurde und nicht Person B.
Und bitte findet eine Möglichkeit dass dieser Verkaufsdruck für die Teamer aufhört. Egal ob das vom Büro so gebilligt ist, oder KOs da ihre eigenen Süppchen in den Destis kochen.
Für Teamer die mehr als zwei Wochen bleiben wäre außerdem ein Schema gut, nach dem Teamer auch mal geschont werden. Oft ist es nur möglich, mal einen Abend nicht in die Disco zu gehen, wenn man krank ist und die KOs Mitleid haben.
Arbeitsatmosphäre
Ich bewerte hier die Erfahrung als Teamerin - und die Arbeitsatmosphäre da ist sicher nicht schlecht. Wirklich gut ist sie aber auch nicht immer. Man bekommt von RUF das Rundum-Paket (Anreise, Unterkunft, Verpflegung) gestellt, aber muss sich da teilweise wirklich verbiegen.
Die Abfahrt mit dem Bus ab Dresden, obwohl man in Bielefeld wohnt? Passiert.
Man wird von RUF in einem höchstens zweitklassigen Hotel untergebracht während die Teilnehmer, die man betreuen soll, in einem anderen Hotel am anderen Ende der Stadt wohnen? Passiert.
Man kann die Verpflegung nicht wahrnehmen, weil man Teilnehmer bei der Polizei abholen muss? Passiert.
Das sind alles keine Regelfälle, aber sie passieren leider zu oft für ein Unternehmen, das Marktführer sein will.
Dazu kommt, dass die Führungskräfte (KOs, die Chefreiseleiter vor Ort) meistens einen riesigen Einfluss auf die Arbeitsatmosphäre haben - dazu mehr im entsprechenden Punkt.
Kommunikation
Das RUF Büro kommuniziert gut - keine Frage. Mit einem Stern Abzug dafür, dass man auf das Büro zukommen muss, wenn es nicht um etwas geht was akut mit dem gerade anstehenden Einsatz zu tun hat. Zwischen den Saisons bekommt man Informationen nur auf Nachfrage, selbst wenn das die eigene "Weiterbildung" im Haus betrifft.
Kollegenzusammenhalt
In der Regel ist der gut. Den Abzug bist es aber ganz klar für das, was ich von männlichen Kollegen erlebt habe. Ja, auch von den Teilnehmern wird man, je später es am Abend ist, unpassend angebaggert, aber zu später Stunde auch immer mal wieder von anderen Teamern, die zu tief ins Glas geschaut haben.
Work-Life-Balance
Da darf man sich nichts vormachen, die existiert nicht. Wenn man im Einsatz ist, ist am 24/7 im Einsatz. Im Friendsclub kann das ein Teilnehmern mitten in der Nacht mit Heimweh sein, in den spanischen Destis ein kotzender Teilnehmer im Zimmer. Das Langzeitteam veranstaltet hin und wieder etwas, was man "Teamglück" nennt, da wird dann mal einen Abend lang ein Film geschaut, aber selbst da wurde ich schon raus geholt, weil ein Teilnehmer von mir sich in den Finger geschnitten hatte.
Vorgesetztenverhalten
1. Die KOs - Die Chefreiseleiter vor Ort sind die unangefochtenen Bosse in den Destis - das ist auch sinnvoll so. Und es gibt KOs, die gut sind. Die findet man aber meiner Erfahrung nach nicht in den großen Destis. Bei RUF arbeiten (fast) Alle in den Destis ehrenamtlich, bezahlt über Ehrenamts- und Übungsleiterpauschale.
Die KOs hingegen sind für den Zeitraum ihres Einsatzes befristet bei RUF angestellt. Und ob die wieder genommen werden, hängt von ihrer Leistung ab. Dazu kommt, dass die KOs für die Ticketverkäufe (Discos, also in manchen Destis jeden Abend) Provision bekommen. Manche KOs machen daraus für die Teamer einen richtigen Verkaufsdruck. Gehen nur 50% der Teilnehmer in die Disco ist das Gespräch mit dem KO bei Manchen vorprogrammiert.
2. Die Auswahl für besondere Jobs - ich habe einmal das Interesse geäußert, etwas "mehr" als nur reine Teamerin sein zu wollen. Der Mitarbeiter im Büro erklärte mir ziemlich unverholen, dass ich dafür mit ihm schlafen müsste. Ich kann hier nicht mehr dazu schreiben, dafür ist kein Platz - aber es ist auffällig, dass in einem Jobprofil fast nur Frauen arbeiten. Leider machte eine Freundin die Selbe Erfahrung bei ihrer Bewerbung.
Interessante Aufgaben
Ja, aber man muss sie sich machen - wenn man denn (s. Vorgesetztenverhalten) dafür überhaupt genommen wird. Für Fernreiseleiterinnen gibt es zB. bei RUF kaum Stellen.
Als Teamerin kann man sich die Arbeit mit kreativen Workshops interessant machen, da ist wirklich was drin. Ich habe aber zB eine Tour lang als Sprachteamerin ausgeholfen, und ich bin froh, dass es meine einzige war. Kreativität war da nicht - ich musste mir meine Stunden aus dem Katalog auswählen und musste sie so durchführen. Das mag für manche passend sein, ich habe mich dabei einfach nur komplett mies gefühlt.
Gleichberechtigung
Ja - ist vorhanden. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Umgang mit älteren Kollegen
Ich zähle mit Ende Zwanzig aber auch schon zum "alten Eisen" bei RUF. Deshalb meine ich mich mit "ältere Kollegen". Und kann mich nicht beklagen.
Arbeitsbedingungen
Wenn man weiß, worauf man sich einlässt. Teamerin zu sein ist kein 9 to 5 job und RUF kommuniziert das auch gut.
Abzüge gibts für das unter Vorgesetztenverhalten beschriebene und für die Tendenz von RUF, Teamer mit unmöglichen Aufgaben zu konfrontieren. Ein Freund von mir musste in einer Desti 2 Meetings gleichzeitig teamen - in Hotels an vollkommen anderen Ecken der Stadt. Anstatt dass die KO ein Meeting übernimmt, sowas.
Aber auch da gibt es in der Branche schlimmeres.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Kann ich nicht ernsthaft bewerten. Müll wurde in den Destis, wo ich war, nach Möglichkeit getrennt wenn es in dem Land überhaupt gemacht wurde.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt beschränkt sich für Teamer auf das Maximale, was aus Ehrenamts- und Übungsleiterpauschale raus geholt werden kann. Will man mehr arbeiten - macht man das ohne dafür bezahlt zu werden. Sonst müsste RUF einen sozialversicherungspflichtig anstellen.
Ich will nicht über RUF meckern, so arbeitet die gesamte Branche, aber ich finde es bedarf dringend politisch einer Diskussion ob solche Zustände angemessen sind.
Image
Man gilt als die Spießer unter den Teamern von anderen Anbietern, aber da gewöhnt man sich dran.