"Nichts auf dieser Welt ist schwerer, als die Wahrheit zu sagen, nichts leichter als Schmeichelei."
Arbeitsatmosphäre
Zu Beginn war die Arbeitsatmosphäre gut, was an den durchaus vorhandenen sehr netten Kolleg:innen lag.
Allerdings wurde die Arbeitsatmosphäre insbesondere nach der Übernahme der Firma durch schwedische Investoren und der völlig verhunzten Verschmelzung mit der Firma Anarcon immer unangenehmer und war irgendwann hauptsächlich von Misstrauen und Druck geprägt. Es verwundert daher auch nicht, dass hier auf kununu in letzter Zeit nur sehr wenige Bewertungen hinterlassen worden sind – entweder haben die Leute Angst und/oder sie haben innerlich einfach schon mit der Firma abgeschlossen.
Kommunikation
Es gab einen wöchentlichen "Company Call", in dem Informationen und Zahlen weitergegeben wurden.
Manche Mitarbeiter:innen, die regelmäßig im Büro waren, wurden wiederum exklusiv mit Informationen versorgt, was sich als problematisch erwies. Der Flurfunk war interessanter und informativer als die offizielle Kommunikation.
Kollegenzusammenhalt
In manchen Projekten konnte man sicherlich "ehrlich und direkt" miteinander umgehen. Das hing aber eben vom Projekt und den Menschen darin ab.
Auf Firmenebene musste man sehr aufpassen, wem man was erzählt. Insbesondere die Abteilungsleiter:innen nutzen ihre Position und Nähe zum Fußvolk manchmal aus und erwiesen sich mitunter als nicht integer.
Work-Life-Balance
Der eine Faktor, der lange Zeit gestimmt hatte und sicherlich mit am besten zu bewerten war. Urlaub konnte nach Absprache mit den Projekt-Teams meist sehr unkompliziert und auch kurzfristig genommen werden. Auch die Arbeitszeiten waren nach den Projekten auszurichten, was aber nie ein Problem war.
Problematisch mit der Work-Life-Balance wurde es, wenn man aufgrund äußerer Umstände (also einer sehr schlechten Projektlage) seine Auslastung nicht halten konnte. Dann saßen einem die Abteilungsleiter:innen schnell im Nacken.
Vorgesetztenverhalten
Hier kann man zwischen zwei Arten von Vorgesetzten unterscheiden: Die so genannten "Cluster Responsibles", d. h. Abteilungsleiter:innen, und die Geschäftsführer mitsamt ihrem circle of trust. Unter den Abteilungsleiter:innen gab es einige gute und ehrlich bemühte Personen, viele waren aber sehr offensichtlich auf "Karriere" aus.
Die beiden (ursprünglichen) Geschäftsführer hatten jeweils eine mangelnde charakterliche Eignung für ihre Tätigkeit.
Entscheidungen aller Vorgesetzten waren für die einfache Belegschaft meistens nicht transparent oder nachvollziehbar (siehe Punkt "Kommunikation").
Interessante Aufgaben
Siehe oben – auch hier konnte man in Projekten durchaus die eigenen Aufgaben so gestalten, wie man mochte. Die Arbeit in den Projekten konnte auch extrem viel Spaß machen, wenn die richtigen Leute dabei waren.
Insgesamt gab es aber durch die fahrlässige Ausrichtung auf einen Großkunden irgendwann keine anspruchsvollen Aufgaben mehr, denen man sich hätte widmen können, ohne eben diesem Großkunden den Rücken zu kehren.
Es wurde regelmäßig damit geworben, man könne ja Abteilungen wie Sales oder Marketing unterstützen und da "richtig coole Sachen" machen. Diese Abteilungen waren aber völlig unprofessionell aufgezogen und nicht handlungsfähig.
Gleichberechtigung
Lange Zeit hatte es nur männliche Abteilungsleiter gegeben, irgendwann wurden dann auch ein paar Frauen für die Quote hinzugefügt.
Die Geschäftsführung hatte insbesondere mit meinungsstarken Frauen ein Problem. Diese wurden dann gerne mal z. B. als "böse" bezeichnet. Männer hatten da meiner Wahrnehmung nach einen deutlich größeren Handlungs- und Meinungsäußerungs-Spielraum.
Arbeitsbedingungen
Home Office war nicht nur aufgrund des dezentralen Firmenstandorts in Neuperlach angenehmer als in einem lauten Büro mit zum Teil fünf anderen Leuten zu sitzen, die alle regelmäßig in Calls saßen und sich gegenseitig akustisch störten.
Ausweichräume, in denen man auch mal in Ruhe und halbwegs spontan einem virtuellen Meeting beiwohnen konnte, gab es wenig und wenn, dann waren diese natürlich oft schon besetzt.
Wenn man nicht regelmäßig im Büro war, musste man sich seine Arbeitsmittel morgens des Öfteren zusammensuchen. Auch so wurden regelmäßig Accessoires wie Kabel und Co. vom eigenen Arbeitsplatz entfernt, ohne dies mitzuteilen oder die Teile zurückzubringen.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt konnte sehr gut sein (vor allem bzw. nur, wenn die Auslastung stimmte), war aber völlig willkürlich. Dies fing bei der Einstellung an und ging bei Gehaltsverhandlungen, die man immer selbst anstoßen musste, weiter. Für manche Positionen konnte die Auslastung gar nicht so gut sein, diese Personen mussten sich dann ob ihrer nicht selbst verschuldeten mittelmäßigen oder schlechten Auslastung gängeln lassen. Das erinnerte dann sehr an ANÜ-Praktiken.
Da man nur schwer bis gar nicht Projekte wechseln konnte, waren einem auch in der gehaltstechnischen Entwicklung sehr enge Grenzen gesetzt.
In neuerer Zeit wurden Gimmicks wie Wellpass und JobRad eingeführt, das Deutschland-Ticket wurde bezuschusst, vermögenswirksame Leistungen gab es gar keine.
Image
• Reden die Mitarbeiter:innen gut über ihre Firma? – Eher nicht.
• Stimmt das Image mit der Realität überein? – Das Image insgesamt, die (sehr) guten Bewertungen und die Weiterempfehlungsrate hier auf kununu entsprechen keinesfalls, aber auch wirklich gar nicht, der Realität. Nach meinem Abgang ist die Situation laut Informationen meiner ehemaligen Kolleg:innen noch sehr viel schlimmer geworden.
Da eine kürzlich veröffentlichte sehr realistische, aber deswegen auch sehr schlechte Bewertung gelöscht worden ist (ob von der verfassenden Person selbst oder von kununu auf Wunsch der bewerteten Firma, weiß ich natürlich nicht), habe ich mich letztendlich doch dazu entschlossen, diese Bewertung hier zu veröffentlichen.
Mal sehen, ob auch diese Bewertung gelöscht wird.
Edit 01.2024: Vier Textpassagen dieser Bewertung mussten durch mich gelöscht werden, da die bewertete Firma angebliche "unwahre Tatsachenbehauptungen"/"Regelverstöße" gemeldet hatte.
Karriere/Weiterbildung
Möglichkeiten zur Charakterentwicklung gibt es, wenn man Abteilungsleiter:in wird, und zwar solche nach unten.
Um Weiterbildungen musste man kämpfen. Auch hier galt: Stimmte die Auslastung, konnte man Weiterbildungen buchen. Ansonsten war man auf sich allein gestellt.