Die Stadtwerke verlieren schleichend ihre Identität und ihre Fachkompetenz!
Gut am Arbeitgeber finde ich
Den Zusammenhalt und das unfassbare Durchhaltevermögen der MitarbeiterInnen. Allen Widrigkeiten zum Trotz.
Auch den fachlichen Austausch mit einigen KollegInnen vermisse ich sehr. Die Stadtwerke haben einige wirklich gute Köpfe im operativen Geschäft. Die Zusammenarbeit mit euch hat mir immer viel Spaß bereitet.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Ich hatte nicht den Eindruck, dass die Führungsetage im neu geschaffenen Bereich "Markt und Kunde" wusste, was sie möchte. Den Führungsstil empfand ich als ziellos und reaktionär. Als MitarbeiterIn kam man stets mit der Gewissheit zur Arbeit, dass nichts gewiss ist.
Die einzige Konstante war, dass zu viel Verantwortung und zu viele Aufgaben auf zu wenig Menschen mit zu schlechten Werkzeugen verteilt wurden.
Um jede neue Stelle gab es lange Diskussionen zwischen direkter Führungskraft und Führungsetage, weil "die Zahlen stimmen, mussten" (und das bei 8,7 Millionen Euro Jahresüberschuss). In meiner Zeit bei den Stadtwerken haben wir immer wieder fachkundiges Personal an andere Unternehmen verloren, weil die Stadtwerke nicht dazu bereit waren, die "Extra-Meter" zu gehen, um dieses Personal an sich zu binden.
Für 2023 wurde als Leitziel "Lieblingsnachbar" verkündet. Für 2024 würde ich mir für meine Ex-KollegInnen das Unternehmensziel "Gute Arbeit zu gutem Lohn" wünschen.
Nach all dem Stress hättet ihr euch das verdient.
Ich wünsche euch in Zukunft immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel.
Verbesserungsvorschläge
- Den hohen Krankenstand senken.
- Die Personal-Fluktuation senken.
- Die tarifliche Eingruppierung entdiskriminieren.
- Dafür Sorge tragen, dass alle KollegInnen mindestens einen Vertreter haben.
- Auch HauptabteilungsleiterInnen brechen sich keinen Zacken aus der Krone, wenn sie auf dem Flur mal zurückgrüßen. HAL-literation.
Arbeitsatmosphäre
Selbstverständlich haben die Krisen der letzten Jahre auch bei den Stadtwerken Münster Spuren hinterlassen. Das möchte ich bei aller Kritik, die folgen wird, voranstellen und wünsche dem Unternehmen in Zukunft ruhigeres Fahrwasser und alles Gute.
Es würde mich freuen, wenn in Zukunft viele tolle Bewertungen von zufriedenen MitarbeiterInnen und Ex-MitarbeiterInnen hier veröffentlicht werden. Meine Bewertung fällt leider nicht so gut aus.
Die Atmosphäre war zuletzt nicht gut. Überforderung der Teams, krankheitsbedingte Ausfälle, heftige Beschwerden langjähriger Geschäftspartner und eine große Reorganisationsmaßnahme, die einiges "un"organisiert hat.
Kommunikation
Fünf bis zehn Meetings wöchentlich waren seit der Einführung von digitalen Besprechungen keine Seltenheit. Dabei ging immer viel Zeit verloren, auch wenn man sich zuletzt bemüht hatte, Besprechungen besser zu strukturieren.
Kollegenzusammenhalt
Den Zusammenhalt empfand ich immer als große Stärke meiner Teams. Ich weiß, es gibt auf kununu.com auch Bewertungen, wo von Mobbing gesprochen wird. Das habe ich in all den Jahren bei uns allerdings nicht erlebt.
Work-Life-Balance
Kam ganz auf das Team an. Es gab KollegInnen, die rissen regelmäßig die 10 Stunden und bewegten sich jenseits der 50 Überstunden. In diesen Teams herrschte auch ein hoher Krankenstand.
Es gab aber auch die KollegInnen, die jeden Freitag pünktlich um 13:00 Uhr ausstempelten und schon immer bei plusminus Null standen.
Vorgesetztenverhalten
Das Verhalten meiner direkten Führungskräfte empfand ich im Großen und Ganzen als angemessen. Natürlich gab es auch hier die ein oder anderen unrealistischen Zielsetzungen oder auch mal eine Führungskraft, die ihre Zeit bis zur Rente absaß.
Interessante Aufgaben
Wie bereits unter dem Punkt Work-Life Balance geschrieben, hatte ich nicht den Eindruck, dass die Arbeitsbelastung gerecht aufgeteilt war. Für die Ausgestaltung der eigenen Aufgaben gab es vor der Pandemie und vor der Preiskrise definitiv mehr Spielraum.
Seitdem werden nur noch Brände gelöscht - mit löchrigen Schläuchen und einem halben Feuerwehrmann pro Wohnungsbrand.
Gleichberechtigung
Wenn es um die wirklich wichtigen Entscheidungen geht, scheint man Frauen bei den Stadtwerken Münster nicht zu vertrauen. Es gibt vier Hauptabteilungsleiter (allesamt Herren). Eine Hierarchiestufe darunter darf auch die Damenwelt mitsprechen.
Umgang mit älteren Kollegen
Ja, es werden auch ältere KollegInnen eingestellt. KollegInnen ab 50 haben die Möglichkeit, zusätzlichen Urlaub einzureichen. Für Pensionäre gibt es Events.
Arbeitsbedingungen
- Höhenverstellbare Tische.
- Home-Office ist möglich.
- Eigene, feste Arbeitsplätze.
- Individuelle Hardware darf angefordert werden.
- Die Büros sind unklimatisiert.
- Die Tage, an denen die Software Umgebung tadellos lief, waren selten.
Generell empfand ich die Arbeitsumgebung als belastend. Veraltete Hardware, veraltete Systeme und ständig wurde irgendwo gehämmert. Die Aufzüge waren häufig defekt. Das Dach in der Haupthalle war jahrelang undicht. Ist es wahrscheinlich immer noch.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Hier ist das Unternehmen meiner Meinung nach auf einem tollen Weg. Die Busflotte wird z. B. sukzessive auf einen elektrischen Antrieb umgestellt. Es gibt viele weitere gute Beispiele. Einfach mal googeln.
Gehalt/Sozialleistungen
Wer in der Energiewelt vernetzt ist, weiß das hier unterdurchschnittlich vergütet wird. Selbst im Vergleich mit anderen Trägern der öffentlichen Versorgung (TV-V).
Auch hatte ich nicht den Eindruck, dass entsprechend der Verantwortung vergütet wurde. Für Unmut sorgte entsprechend, dass die Teams, in denen die Brötchen verdient wurden, nur marginal besser oder sogar in der gleichen Tarifgruppe vergütet wurden wie die Teams, in denen weniger Gewinn erzielt wurde. Im Kern greift bei den Stadtwerken also nicht das Leistungsprinzip.
Kaschiert wird das ganze durch sogenannte "High-Performer Prämien". Als sehr befremdlich empfand ich, dass die Namen der Prämien-EmpfängerInnen unternehmensweit kommuniziert wurden.
Überwiesen wurde immer pünktlich. Eine Betriebsrente wurde angeboten.
Image
Die Stadtwerke Münster sind ein regionaler (!) Energieversorger.
Ich habe den Eindruck, das die Stadtwerke in letzter Zeit immer mehr ihre Zielgruppe (die MünsteranerInnen) aus den Augen verlieren. Die MünsteranerInnen merken das. Das Image der Stadtwerke hat sich in letzter Zeit verschlechtert. Wer sich mit den Menschen in Münster unterhält, bekommt das mit.
Auch bei den KollegInnen habe ich einen Verfall der Eigenwahrnehmung bemerkt. Wo man vor einigen Jahren noch stolz war, ein verlässlicher Partner für Kommune, Gewerbe- und Privatkunden zu sein, schlich sich immer mehr Scham ein und die Identifikation mit dem Unternehmen begann zu bröckeln.
Immer wieder hörte ich den Satz, dass man seinen eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden kann.
Karriere/Weiterbildung
Das Unternehmen bietet eine breite Palette an Weiterbildungsmöglichkeiten über ein Portal an. Unter anderem zu den Themen Priorisieren, Delegieren, Konfliktmanagement oder Burn-out Prävention.
Interne Bewerbungen waren eher selten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele KollegInnen den Wechsel in eine andere Funktion scheuten. Auch habe ich die Erfahrung gemacht, dass KollegInnen, die den Schritt doch gemacht haben, parallel zur neuen Stelle in ihrer alten Funktion weiterarbeiten mussten, weil es einfach keinen adäquaten Ersatz gab.