Nicht auf der Höhe der Zeit, aber eine kleine Handvoll toller Menschen
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die Ausstattung und Arbeitssicherheit waren gut. Es gibt einzelne, besondere Menschen, die das Arbeitserlebnis an manchen Tagen sogar schön machten. Ich nehme das Unternehmen auch als relativ familienfreundlich wahr - zumindest für konventionelle Familien.
Verbesserungsvorschläge
Eine ernsthafte Modernisierung, die über Rebranding oder Aufhübschen der Website hinausgeht. Nicht nur Gleichberechtigung ist ein Aspekt, an dem dringend gearbeitet werden muss, auch die Papierberge an Bürokratie, die allein die Zeiterfassung mit sich bringt und eine generelle Mentalität, die irgendwann im mittleren letzten Jahrhundert stehengeblieben ist. Sich allein auf die Loyalität der Mitarbeitenden gegenüber dem Arbeitgeber zu verlassen, obwohl sie keineswegs reziprok ist, scheint nicht sehr nachhaltig.
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre ist überwiegend okay, solange man nicht zu viel Kontakt zu verschiedenen Kollegen hat. Wenn diese einen guten Tag haben, kann es auch mal nett und witzig sein, teilweise lassen die Menschen hier ihrem Frust und Mangel an Motivation jedoch auch einfach freien Lauf. Viele wirken deprimiert von den immergleichen, langsamen Prozessen, dem Alltagstrott, der ungerechten Verteilung von Verantwortung und den grauen Bürogebäuden.
Kommunikation
Gesellschaftlich/sozial: Da diese Bewertung nicht außer Acht lassen soll, dass auch einige tolle Menschen hier arbeiten, die gut kommunizieren können, gibt es zwei Sterne. Für einen Teil gilt aber auch, dass die Kommunikation durchweg von subtilen Provokationen geprägt ist, die vor allem gegenüber Minderheiten und Frauen bestenfalls unsensibel, in manchen Fällen aber auch stark verbal belästigend sind. Teilweise werden Gegenstände, Aussagen und Personen sexualisiert und abgewertet. Die Unangemessenheit beschränkt sich nicht auf naive, fehlgeleitete Flirtversuche, die ja nur "gut gemeint" sind. Die betreffenden Personen wissen genau, wie sie teils mit hierarchisch niedriger gestellten Personen umgehen und ecken damit gar nicht an, da in Führungspositionen auch fast nur konservative männliche Gestalten sitzen, die nichts von der Gesellschaft über ihre eigene Gruppe hinaus verstehen (wollen).
Geschäftlich: Die Kommunikation von Aufgaben und Zuständigkeiten ist sehr unstrukturiert. Oft wird einfach vergessen, jemandem wichtige Informationen zuzutragen, da auch die Zuständigkeiten für ebendiese Kommunikation unklar sind. Natürlich gibt es auch hier wieder Ausnahmen.
Kollegenzusammenhalt
Solange man sich halbwegs anständig verhält, kann man in der eigenen Abteilung eine gewisse Solidarität unter den Kollegen erwarten.
Der Ton über und Umgang mit teils völlig unterbesetzten Abteilungen ist stark verbesserungswürdig. Es herrscht generell eine gewisse Animosität zwischen den Abteilungen. Fehler werden nicht eingeräumt, sondern immer bei anderen Abteilungen gesucht.
Work-Life-Balance
Relativ gut, es gibt Gleitzeit, Betriebsfeiertage und jeder hat Verständnis, wenn man mal einen Arzttermin hat.
Vorgesetztenverhalten
Für die gesamte Institution lässt sich sagen, dass die Personalverantwortung hin und wieder unter dem Produktivitäts- und Zeitdruck leiden muss.
Was ich nur in meinem Fall beurteilen kann: Oft fühlt man sich nicht wirklich ernstgenommen bzw. wird anders behandelt (manchmal auch gar nicht besser oder schlechter - einfach anders und mehr verkrampft), wenn man nicht männlich ist.
Interessante Aufgaben
Die interessanten Aufgaben bleiben oft an einer kleinen Gruppe Menschen hängen, die extrem viel Verantwortung trägt, aber total überarbeitet ist (wodurch diese auch keinen Spaß mehr machen), während andere konsequent unterfordert und unterschätzt werden.
Gleichberechtigung
Spricht man die unmöglichen Kommentare (siehe Kommunikation) an, wird einem gesagt, Männer (vor allem die Handwerker in der Werkstatt) seien halt so, darüber müsse man einfach hinwegsehen. Dabei kommen entsprechende Kommentare mitnichten nur von der Handwerker-Seite, sondern auch aus der Management-Ebene. Aber es ist natürlich einfacher, die Verantwortung auf eine kleine Gruppe "primitiver" Handwerker abzuwälzen, als die Menschen institutionsweit ernsthaft zu sensibilisieren und unmögliche Verhaltensweisen zu sanktionieren.
Es ist nicht einmal so, dass dies niemandem bewusst wäre. Der Umgang mit Frauen und Minderheiten ist ein offenes Geheimnis und wird - sobald es irgendwie offiziell wird - beschönigt und alle Probleme werden geleugnet anstatt sie offen und transparent anzugehen. Dies einfach zu ignorieren ist nicht zukunftsfähig und führt zu einem noch unausgeglicheneren Geschlechterverhältnis. Ob das so gewollt ist oder einfach der allgemeinen Trägheit geschuldet, weiß ich nicht.
Umgang mit älteren Kollegen
Von außen betrachtet gut. Gefühlt hat man eher als junger Mensch Probleme, ernst genommen zu werden. Vielleicht sehen das ältere Kollegen aber anders, manche geben ja auch bei Gleichberechtigung 5 Sterne.
Arbeitsbedingungen
Abgesehen von den anderen genannten Aspekten, die die Arbeitsbedingungen in gewisser Weise ja alle beeinflussen, ist hier nichts auszusetzen. Man bekommt angemessene Schutzkleidung und generelle Ausstattung. Wenn man den PC nur für normale Office-Zwecke benutzt, ist die Hardware auch völlig ausreichend.
Gehalt/Sozialleistungen
Da hierüber leider nicht sehr offen gesprochen wird, kann man sich schlecht einen Überblick verschaffen. Die wenigen, die mit dem Thema offen umgehen, bestätigen aber den Eindruck, dass oft eine Kluft herrscht zwischen Verantwortung und Gehalt.
Karriere/Weiterbildung
Mit Weiterbildungen/Zertifizierungen wird sehr sparsam umgegangen. Viele Möglichkeiten gehen mit einer Bindung an den Arbeitgeber einher, wobei die Dauer der Bindung und Kosten/Nutzen für den Arbeitgeber nicht im Verhältnis stehen.