Definitiv mein schlimmster Arbeitgeber bisher
Arbeitsatmosphäre
Es wurden ständig wichtige Leute gekündigt von einen Tag auf den anderen, ohne dass es dazu irgendeine Erklärung gab. Kompetenzen auf Beziehungsebene wurden teilweise nicht besonders erwachsen vorgelebt. Vielleicht ist das aber in der Frühphase eines Startups auch einfach so.
Kommunikation
Meine Vorgesetzten haben im Schnitt 1 von 5 meiner Mails gelesen. Teilweise hatten wir Leute im Büro stehen, von denen keiner wusste, ob sie Putzkraft, Kunden oder neue Mitarbeiter sind. Termine wurden regelmäßig verschwitzt. Mehrmals führte das zu völlig unnötiger Panik- oder Wochenend-Arbeit. Keine meiner Informationen wurde verarbeitet, wenn ich sie nur ein Mal gesagt habe. Verteidigend muss ich erwähnen, dass dies in der Anfangsphase des Unternehmens geschah.
Kollegenzusammenhalt
Die Unprofessionalität von oben hat jeden darunter gleichmäßig an den Rand von Nervenzusammenbrüchen gebracht, was aber zu viel Zusammenhalt bei den beteiligten Chaos-Opfern geführt hat.
Work-Life-Balance
Nichts in der PR-Branche ist ruhig und planbar. Aber zumindest wurde einem sehr viel Raum für Selbstständigkeit gelassen.
Vorgesetztenverhalten
Ich habe mich geschämt. Weil einfachste Arbeitsmethoden wie Kalenderführung gar nicht vorhanden waren, sehr indiskret gearbeitet wurde oder man sich teils auf einem moralisch sehr diskutablen Level bewegt haben. Wohlgemerkt alles in der Frühphase des Unternehmens, in der so etwas womöglich auch etwas verständlicher ist. Gleichzeitig war es aber auch beeindruckend zu sehen, wie gut die Vorgesetzten trotz teils geringer Vorbereitung und Hektik Stories in Kundenmeetings erfinden und verkaufen konnten. Was nunmal einfach das Hauptprodukt ist. Bei Kreativität, Selbstmarketing und Überleben im blanken Chaos konnte ich also viel dazulernen.
Interessante Aufgaben
Es wurde einem viel Raum zum eigenen Lernen und Ausprobieren gegeben, da ja auch das ganze Unternehmen am Anfang auch von Lernen und Ausprobieren gelebt hat.
Gleichberechtigung
Mein Eindruck war, dass die Gehälter für ähnliche Qualifikationen und Positionen extrem unterschiedlich waren. Von einem Ausmaß, das für mich ein sofortiger Kündigungsgrund war. Positiv war, dass es sehr flache Hierarchien im Kreativprozess gab. Die Idee von jedem war wertvoll, wenn sie gut war.
Arbeitsbedingungen
Mein Eindruck war: Es gab Interesse daran, dass das Arbeiten cool ist und Spaß macht. Eine schöne Einstellung.
Gehalt/Sozialleistungen
Ich habe am Anfang für ein beleidigendes Niveau begonnen, weil ich das Unternehmensprojekt spannender fand als meine persönlichen Gehaltsvorstellungen. Nachdem aber neue Mitarbeiter der nächsten Einstellungswellen sehr deutlich anders bezahlt wurden, war für mich ein krasser Vertrauensverlust da.
Image
Ich weiß nicht, ob es der richtige Weg ist, als PR-Beratung für Top-Leute indiskret zu arbeiten und ein öffentliches Image der Provokation zumindest nicht abzulehnen. Aber anscheinend ist es der richtige Weg.