Super Produkt, super Team, toxisches Arbeitsumfeld
Gut am Arbeitgeber finde ich
das Unternehmen, also das Produkt an sich, die Mitarbeitenden Teams, die mit Herz und gutem Kern bei der Sache und einfach gute Menschen sind.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
das Potenzial des unterirdischen Umgangs mit den Mitarbeitenden seitens der Geschäftsführung, vor dessen Ausschöpfen im Zweifelsfall kein Halt gemacht wird.
Verbesserungsvorschläge
- echte Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern
- miteinander statt gegeneinander
- vernünftige Technik für alle Mitarbeiter
- gute Werte leben, nicht „gute Werte“ strategisch einsetzen
Kommunikation
Kommunikation ist ein großes Thema in dieser Firma. Als Abteilungsleitung steht man viel vor der Herausforderungen Projektfortschritte und Hintergründe in alle Ebenen zu kommunizieren. Aus Richtung der Geschäftsführung ist man als Leitung stets angehalten, Vorkommnisse in der Firma gut in die Kollegschaft zu verkaufen. Mir selbst wurde angeraten, mehr „auf der Seite der Geschäftsführung als auf Teamseite zu agieren“.
Seitens der Geschäftsführung ist dabei ein 100% Informationsfluss in ihre Richtung und gleichzeitig ein eingeschränkter Austausch unter den Mitarbeitern gewünscht - umgesetzt durch „Inner Circle“ und „Trust Team“ mit Direkt-Report an die Geschäftsführung. Um strategische Entscheidungen zu rechtfertigen, wird hier auch nicht vor übler Nachrede Halt gemacht. Im Zweifel war der gekündigte Mitarbeiter eben psychisch gestört.
Kurz gesagt: Hier wird Transparenz dann gelebt, wenn sie einem Zweck dient. Und genauso zweckdienlich wird die Wahrheit auch verzerrt.
Kollegenzusammenhalt
Der Zusammenhalt unter Kollegen war in Corona z.b. enorm. Im entspannten Alltag mögen sich manche mehr, manche weniger - ganz normal. An vielen Stellen entstehen echte, sehr schöne Freundschaften, entsprechend groß ist an diesen Stellen der Zusammenhalt.
Je näher es in der Hierarchie Richtung Geschäftsführung geht, wird vermehrt strategisch miteinander umgegangen, gegeneinander geschossen und die eigene Position gesichert.
Aufgrund einer latenten Angst vor Kündigung, beruflicher Alternativschwierigkeit vor allem am Hauptstandort Schwerin und einer Kündigungsfrist von 4 Wochen hat der Kollegenzusammenhalt auf allen Ebenen seine nachvollziehbaren Grenzen.
Work-Life-Balance
Grundsätzlich gilt je nach Abteilung weitestgehend flexible Gleitzeit. Homeoffice-Möglichkeiten wurden nach Corona und Kurzarbeit auch je nach Abteilung mehr oder weniger gut realisiert. In wichtigen Ausnahmefällen wird auch Remote-Arbeit genehmigt. Es gibt den Tenor aufeinander zu achten. So besteht grundsätzlich die Möglichkeit, seine Work-Life-Balance auf gute Weise zu finden.
Gleichzeitig teilt die Geschäftsführung an Abend-, Wochenend-, Feiertags- und Nachtzeiten auf privaten Kontaktwegen mehr oder weniger angebrachte Gedankenimpulse frei nach eigenem Ermessen. Je nach Intensität, Schwere der Vorwürfe und Forderung einer zeitnahen Stellungnahme erschwert dieses Verhalten die Work-Life-Balance sehr.
Vorgesetztenverhalten
Vorgesetzte in Teams - wie auch ich es war - sind allesamt als unerfahrene Führungskräfte gestartet und haben sich somit on the fly lernend bemüht aber bestimmt nicht durchweg einwandfrei verhalten. Wo eine gesunde Grundhaltung dem eigenen Team gegenüber bestand, konnte man sich aber miteinander entwickeln und gemeinsam im Sinne aller besser werden.
Der treibende Teil der Geschäftsführungsebene verhält sich aus meiner subjektiven Sicht allerdings ganz klar falsch, wahnsinnig herablassend und menschlich absolut unterirdisch.
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben sind vielfältig. Die Verteilung ist optimierbar. Mangels Vertrauen und echten Übergaben ist es zeitweise schwierig, optimale Ergebnisse zu schaffen.
Gleichberechtigung
Ich als Frau war Führungskraft. An sich ist die Führungsebene hier sehr ausgeglichen was den Männer- und Frauen-Anteil angeht. Also gleiche Rechte gibts hier schon, genauso aber auch unangebrachte Kommentare, von wie siehe Sozialbewusstsein schon beschrieben schlicht herablassend bis sexistisch und beleidigend ist alles mit dabei.
Arbeitsbedingungen
Die Arbeitsbedingungen sind solide je nach Abteilung und Jahreszeit. Im Sommer sind die Büros mangels Klimatisierung eine Zumutung, aber sonst eigentlich gut eingerichet. Grundsätzlich gilt, man solle sagen, was man braucht, um gut arbeiten zu können. Im Marketing hieß das für uns mobile Endgeräte vom Laptop bis zum neuesten iPhone für das Social Media Marketing, auch in der IT wurde nicht unbedingt gespart an guter Technik. In anderen Abteilungen wurde mehr geknausert und der in die Jahre gekommene Laptop für punktuelle Homeoffice-Einsätze herumgereicht.
Eindeutig wird an falschen Enden zu viel gespart, sodass ganze lokale Serverausfälle, miserable Internetverbindungen in Wien und wahnsinnig langatmige Setup-Zeiten für Firmenlaptops (6 Monate für meinen Laptop) definitiv Verbesserungspotenzial mit Luft nach oben haben.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Der Mitarbeiterkreis besteht aus sehr emphatischen Menschen. Bei der Produktion von neuen Werbemitteln und Partnerpräsenten wurde zeitgemäß auf das Thema Nachhaltigkeit geachtet. Ein tiefgreifendes Bewusstsein ist hier aber in Gänze nicht verankert. Größerer Wert wird schon auf Regionalität gelegt, die insbesondere durch die Gründer konsequent in der Jahresplanung vorausgesetzt wird.
Sozialbewusstsein im Unternehmensmiteinander bestand aus Richtung der Geschäftsführung aus beiden Extremen. Hier war zu meiner Zeit von außerordentlichen Hilfestellungen bei privaten Nöten bis zu Erniedrigung, Sexismus (Zitat die weibliche Kollegin müsse mal wieder anständig gebumst werden, um in die Spur zu kommen) und Beleidigung, wobei Mitarbeiter als Geschwüre bezeichnet wurden, alles mit dabei.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt ist solide - gerade für Schwerin schon gut, Gehaltserhöhungen sind möglich. Sozialleistungen werden angeboten. Um Corona wurden Prämien und Ausgleichszahlungen geleistet. Im gleichen Atemzug werden Inflationsprämien gönnerhaft als Weihnachtsgeld verkauft.
Es gibt Missstände, wobei die eine Seite denkt, sie gibt bereits zu viel, während zeitgleich die andere Seite auf die angemessene Aufstockung wartet. Hier fehlt es meiner Meinung nach schlicht an einer klaren Linie und so oder so: echter Wertschätzung.
Karriere/Weiterbildung
Grundsätzlich soll jeder Mitarbeiter gemäß seiner Motivation den Weg geebnet bekommen, sich selbst zu verwirklichen, sofern ein Mehrwert für das Unternehmen damit einhergeht. Entwicklungsperspektiven sollten geliefert werden. Weiterbildungen sollen - wo sinnvoll - durchgeführt werden.
Die Praxis verhält sich ambivalenter: Mitarbeiter werden teilweise unangebracht provokativ angehalten, innovative Ideen zu liefern. Tun sie das, gilt Herausforderung statt Support aus der höchsten Führungsebene in Form eines unverhältnismäßig herablassenden Gegenwinds, dem es sich zu stellen gilt. Wenn man das übersteht, gut. Wenn nicht, dann wünscht man sich gern mal, man wäre lieber nie damit auf der Bildfläche erschienen.