Außen hui, innen... bröckelt der Lack. o2 can do war mal, mittlerweile ist es Mittelmaß
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die Telefonica bietet diverse Sozialleistungen, Corporate Benefits und im allgemeinen ein gutes Betriebsklima. Dinge die Elternzeit, Teilzeit, Sabbaticals uvm. sind keine große Diskussion. Kollegen, die mal länger wegen Krankheit ausfallen, werden nicht vor die Tür gesetzt. Diesbzgl. ist die Telefonica ein sehr fairer Arbeitgeber.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Leider schmälert der Office-Zwang die soeben genannten positiven Aspekte. Denn gerade Mitarbeiter mit Familie (Kindern) und insbesondere Frauen sind hier vielfach deutlich benachteiligt. War es zuvor mit "Dauer" Homeoffice selten ein Problem, Familie & Beruf unter einen Hut zu bringen, tun sich jetzt wieder neue Probleme auf. Als weiteren negativen Punkt ist die - wohl heutzutage aber oft vorzufindende - Verhaltensweise des permanenten Gut-Redens zu nennen. Manche profanen Sachen werden hochgelobt und auf Treppchen gestellt, daß erfahrene Kollegen nur ein müdes Grinsen hervorbringen. Da dies über Jahre immer schlimmer wird und sich mittlerweile auch durch das Intranet zieht, werden die Aussagen von "denen da oben" immer unglaubwürdiger.
Verbesserungsvorschläge
Rücknahme des Office-Zwangs. Ernstgemeinte Mitarbeiterumfragen, mit richtigen, deutlichen Fragen. Keine stundenlangen Diskussionen, wenn etwas negativ ausfällt - sondern damit arbeiten. Mal wieder mehr zuhören, was "unten" geredet wird. Man muß nur wollen. Intranet-Beiträge anonym zulassen. Ja, 1% vergreift sich dann vielleicht im Wort. Da muß man drüber stehen. Aber dann gibt es einen echten "Puls"... realistische Statusabfragen zur IT Transformation und die IT Verantwortlichkeit (!) wieder insourcen.
Arbeitsatmosphäre
Die meisten Teams - super. Kollegen - überwiegend top. IT Ausstattung? Steinzeit. Büroausstattung in Ordnung, aber auch keine Highlights.
Kommunikation
Seit langem herrscht die Kultur des "Alles gut Reden". Klar, man muß nicht permament die Finger in die Wunden legen, aber Probleme sind eben Probleme, die besprochen werden müssen. Der Druck steigt, Dinge grün zu melden, die nicht grün sind. Teilweise schwierige Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern außerhalb Deutschlands.
Kollegenzusammenhalt
Innerhalb der seit langem bestehenden Teams ist der Zusammenhalt sehr gut. Aber durch starke Auslagerung an Externe bröckelt das...
Work-Life-Balance
Sechs, Setzen! Die Telefonica war mal Vorreiter. Corona kam, alle gingen ins Homeoffice. Wir haben die besten Geschäftsergebnisse seitdem eingefahren, alle Kollegen leisten einen guten Job und es wird unglaublich viel "on top" gemacht. Viele haben sich Existenzen weit vom Standort aufgebaut. Die Telefonica ist verstreut über ganz Deutschland, ebenso die Teams. 95% der Kommunikation findet via MS Teams statt. Wozu werden wir nun ins Büro gezwungen, um dort wieder den ganzen Tag in Telkos zu hängen? Mit nun teilweise wieder 2-3 Stunden Fahrtweg pro Tag? Das ist Rückfall in die Steinzeit.
Vorgesetztenverhalten
Die direkten Teamleiter sind überwiegend motiviert und verstehen, sich für die Belange ihrer Mitarbeiter einzusetzen. Sie kämpfen aber auch mit teilweise abstrusen Prozessen bei HR und dem Druck, den sie wiederum von oben erhalten. Aufgrund des Verhaltens, daß man zwar Mitarbeiterumfragen erstellt, aber indirekt verlangt, daß positiv bewertet wird, kommen die wirklichen Gedanken und Empfindungen der Kollegen nie im oberen Management an. Die Verzielung von Umfragen sorgt dann dafür, daß jeder gut dastehen will.
Interessante Aufgaben
Man kann problemlos innerhalb der Telefonica einen neuen Job annehmen, oft auch erstmal schnupperweise ("Jobrotation"). Da hängt es dann aber stark von ab, von wo man kommt und wohin man will. Bei nicht wenigen Positionen ist es erfolgreicher, sich von außerhalb zu bewerben. Die Aufgabenvielfalt ist gegeben, aber durch jahreslanges Sparen am Personal (keine Neueinstellungen bzw. sehr viel Auslagerung an Externe) ist der Workload bei vielen Kollegen so hoch, daß für Neues kaum Zeit ist.
Gleichberechtigung
Hier ist die Telefonica immer noch Spitze. Das Verhältnis M/W ist gut und mir ist nie zu Ohren gekommen, daß es z.B. Frauen nicht auf eine bestimmte Position schaffen.
Umgang mit älteren Kollegen
Bisher keine Beanstandungen. Der Mutterkonzern in Spanien führte jedoch bereits Abbauprogramme für Kollegen über einem gewissen Alter durch.
Arbeitsbedingungen
Stark abhängig, an welchem Standort man arbeitet. Durch nahezu vollständige Einführung des Großraumbüros ist die Individualität damit zunichte gemacht, teilweise sind die Bereiche laut und das viele Telefonieren (aber zuwenig Rückzugsorte) macht es nicht einfacher. Die IT Ausstattung ist grausam. Veraltete Notebooks, teilweise Systeme, die täglich Fehler produzieren, die vollständig ausgelagerte IT erschwert das schnelle Beheben von Computerproblemen etc.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Nun, in Anbetracht des Zwangs, ab 2025 wieder 50% der Arbeitszeit im Büro zu sein, hat sich die Telefonica in Sachen Umweltbewußtsein auch einen Bären aufgebunden. Klar, Stadtbewohner können leicht den ÖPNV nutzen, aber mittlerweile kommen viele Kollegen von außerhalb - und nicht selten aus Orten, wo es einfach nicht möglich ist, mit ÖPNV anzureisen bzw. nur ein Teil der Strecke davon. Zuvor stand das dann nötige Auto oft lange Zeit still oder Kollegen haben ihren Fuhrpark reduziert, nun muß wieder mehr Individualverkehr durchgeführt werden. Ohne erkennbaren Vorteil.
Gehalt/Sozialleistungen
Extrem abhängig, in welchem Bereich man arbeitet - und an welchem Standort. Generell als gut zu bezeichnen, aber wer bereit ist, zu wechseln, kann oft mit gleichen oder besseren Bedingungen woanders mehr verdienen.
Image
Generell eher gut. Wobei niemand, den ich kenne, erzählt unbedingt jedem, daß man bei o2 (mit Telefonica können weniger Menschen etwas anfangen, eher die Marke o2 ist bekannt) arbeitet. Gilt für die Kollegen in anderen Telkofirmen genauso.
Karriere/Weiterbildung
Schwierig. War mal absolut top. Hängt heute auch stark davon ab, in welchem Bereich man arbeitet. Das Unternehmen hat nahezu das gesamte Fortbildungswesen auf online und Webdienste reduziert. Es stehen die LinkedIn Kurse zur Verfügung (plus!), hauseigene Webinars gibt es auch. Bei tiefergehenden Themen ist jedoch ein Präsenztraining mit professionellem Trainer einfach effektiver - wird aber aus Kostengründen kaum noch freigegeben. Karriere machen ist wiederum stark abhängig, in welchem Bereich man arbeitet. Hier reiht sich die Telefonica aber mit anderen Firmen ebenso ein, von daher sehe ich dies als neutral.