Tierschutz befriedigend – als Arbeitsplatz eher ungenügend
Gut am Arbeitgeber finde ich
Dass zumindest der Versuch unternommen wird, sich dem Tierschutz zu widmen. Es gibt ein starkes Aufopfern der Kolleg*innen in der Tierpflege, den Tieren gegenüber. Da spürt man wirklich das Herz am rechten Fleck und die tief verwurzelte Tierliebe.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Dass es keine Aktionen vom Tierschutzverein gibt, die dem größeren Ziel des Schutzes der Tiere in der Stadt Berlin dienen. Das Tierheim nimmt Tiere auf und kümmert sich um sie, doch findet keine politische Auseinandersetzung mit ganz vielen, superwichtigen Themen statt. Es gibt, wenn überhaupt, nur minimale Forderungen und keine echten politischen Bekenntnisse. Es wird eher verwaltet als ernsthaft an einer Veränderung interessiert zu sein.
Themen, zu denen sich der Verein laut der eigenen Satzung verpflichtet fühlt, werden nur sehr halbherzig oder gar nicht angegangen. Zumindest wird kaum wahrnehmbarer Druck auf die Politik ausgeübt. Genauso finden keine nennenswerten Kampagnen oder andere Kommunikationsmethoden zur Sichtbarmachung der eigenen Standpunkte statt. Was für einen Tierschutzverein dieser Größe sehr beschämend ist. Obwohl es Expertisen in der Kommunikations- und Presseabteilung gibt, die dem Vorstand mit Rat und Tat zur Seite stehen könnten. Geschäftsführung und Vorstand müssen für eine erfolgreiche Arbeit gewechselt werden.
Verbesserungsvorschläge
Reflektieren und kritische Auseinandersetzung über die Tätigkeiten der Geschäftsführung und des Vorstandes. Aufgrund der vielen Entscheidungen, die anders hätten laufen können, kann nur ein Austausch der Geschäftsführung und der kompletten Verwaltungsleitung zur Besserung führen. Mangelhafte Kompetenzen auf vielen Ebenen der Vorgesetzten. Aktives Einstehen für die Verbesserung des Tierschutzes in Berlin und darüber hinaus. Wahrnehmen der Tätigkeiten im Sinne des Tierschutzes. Ich hatte das Gefühl, es geht vielmehr darum, ein Wirtschaftsunternehmen zu führen, als für den Tierschutz einzustehen. Es gibt keine nennenswerten Vereinstätigkeiten, die dem Tierschutz in irgendeiner Weise zugutekommen. Abgesehen vom Betrieb des Tierheims. Die Spenden sollten nicht für eine aufgeblasene Verwaltung mit fehlender Kompetenz in allen Führungsebenen ausgegeben werden, sondern für den praktischen und vor allem nachhaltigen Tierschutz.
Arbeitsatmosphäre
Sehr angespannte Atmosphäre, da ständig Personen den Verein freiwillig oder unfreiwillig verlassen und neue dazu kommen und man nie sicher sein kann, wie lange man noch dort arbeiten darf.
Sehr intransparente Entscheidungsstruktur, welche sich in einer äußerst konservativen und schlicht altmodischen Mentalität der Vorgesetzten darstellt. Klassische top-down-hierarchie, welche nach außen anders dargestellt wird. Keine Möglichkeit, an Entscheidungen mitzuwirken. Es fehlt an Kommunikation und Feedbackgesprächen oder anderen Formaten, in denen über die eigentliche Arbeit gesprochen werden kann. Daher kein Wachstum der eigenen Fähigkeit oder irgendeine Art der Veränderung möglich. Anstatt eines Feedbackgesprächs hatte ich einfach direkt das Kündigungsgespräch, bei dem mir Sachverhalte zugetragen wurden, von denen noch nie vorher auch nur im Ansatz gesprochen wurde.
Kommunikation
Es findet keine Kommunikation von Seiten der Geschäftsführung oder des Vorstandes mit der Belegschaft statt. Selbst zu großen Themen, die die gesamte Belegschaft in jüngster Vergangenheit sehr verunsichert haben, welche mit der Zukunft der Vereinsstruktur zu tun hat, wurden nicht transparent besprochen. Man wird vor vollendete Tatsachen gestellt, ohne die Möglichkeit, an der Entscheidung mitzuwirken. In der Abteilung Presse/Marketing gab es mehrfach in der Woche kurze Besprechungen, welche oftmals nicht zielführend und eher arbeitszeitraubend waren. Sehr angespannte Kommunikationsatmosphäre, da man nie weiß, wo die Informationen hingetragen werden.
Kollegenzusammenhalt
Es gibt zwischen einigen Personen einen guten Zusammenhalt und einen Kollegialen, fast freundschaftlichen Austausch. Große Kluft zwischen angestellten und leitenden Kolleg*innen. Die Kluft ist ebenfalls zwischen den einzelnen Berufsgruppen zu spüren. Man braucht an der einen oder anderen Stelle ein sehr dickes Fell und muss öfter mal weghören und darf Dinge nicht zu persönlich nehmen. Auch hier eher eine angespannte Situation.
Work-Life-Balance
Herausforderndes Arbeitszeitsystem und ein ausgesprochen weit entfernter Arbeitsort ohne Anbindung an der ÖPNV, welches ein modernes Gefühl einer work-life-balance ziemlich negativ beeinträchtigt. Ein Gleitzeitrahmen von 10 Stunden. In dieser Zeit müssen 8 Stunden und die Pause(die nur sehr sehr sehr selten tatsächlich auch stattfindet) abgearbeitet werden. Jede Überschreitung des Zeitraums, unabhängig davon ob früher angefangen oder ob länger gearbeitet wurde, wird im Zeiterfassungssystem nicht berücksichtigt. Die Zeiten müssen beantragt werden. Heißt: Die Überstunden verfallen im schlimmsten Fall. Da allerdings aufgrund der viel zu dünnen Personaldecke oftmals auch nach 18:00 Uhr (dort endet der Gleitzeitrahmen) gearbeitet werden muss, verfallen diese Stunden oder man muss sich rechtfertigen. Absolut nicht zeitgemäß. Home-Office nach Beantragung und Genehmigung möglich. Wochenendarbeit bei Veranstaltung üblich.
Vorgesetztenverhalten
Sehr konservatives und schlicht altmodisches Rollenverständnis. Ich Chef - du nix, passt ganz gut. Starkes Hierarchiegefälle zwischen den „normalen“ Angestellten und den leitenden Kolleg*innen. Vorgesetzte gehen nicht mit gutem Beispiel voran, sondern erwarten etwas von den Angestellten, was sie selbst nicht leisten. Es wird insgesamt mit zweierlei Maß gemessen. Vieles wird auf persönlicher und nicht auf sachlicher Ebene geregelt und die dabei vorherrschende intransparente Kommunikation macht das Zusammenarbeiten ziemlich herausfordernd. Es gibt keine Feedbackgespräche und Wertschätzung sucht man vergeblich.
Interessante Aufgaben
Es gibt ringsum den Tierheimbetrieb sehr spannende Aufgaben und gerade in der Kommunikationsabteilung kam ich auch in beinahe alle Abteilungen des Tierheims und konnte die Prozesse und Kolleg*innen kennenlernen. Das ist positiv und ist als Kern der Beschäftigung im praktischen Tierschutz auch hervorzuheben. Jedoch gibt es auch Tätigkeiten, die klassischen Sachbearbeiter*innen Charakter haben, welche den Grad der eignen Expertise nicht im Ansatz ausreizen. Das an sich ist kein Problem, da bei jeder Beschäftigung auch Tätigkeiten mit nicht so hoher fachlicher Expertise erledigt werden müssen. Allerdings ist auch hier das Maß entscheidend und wie es so schön heißt:" Der Ton macht die Musik". Es wird auch keine Rücksicht auf die vorhanden Expertise genommen, sodass Qualitäten des Personals gar nicht erkannt werden können. Viele Potentiale werden daher verschenkt und nicht zu Gunsten des Vereins genutzt. Das ist sehr schade.
Gleichberechtigung
Mein Eindruck war, dass Vorgesetzte mehr wert sind als alle anderen Angestellten. Gefühlt haben sie mehr Rechte und weniger Pflichten. Davon abgesehen, gibt es eine relative Vielfalt innerhalb der Belegschaft.
Arbeitsbedingungen
Interessantes Gebäude mit viel Grün am äußersten Rand Berlins ohne Verpflegungsmöglichkeit in fußläufiger Nähe. Alte, unpraktische Hardware auf vielen Ebenen. Die Kosten, die durch veraltete Technik „gespart“ werden, müssen doppelt und dreifach durch lange Wartezeiten während der Arbeit ausgeglichen werden, da die Technik einfach nicht gut läuft. Private Technik und Software werden genutzt, um überhaupt arbeitsfähig zu sein. Dafür findet kein Ausgleich oder sonstige Form der Entlohnung statt. Von einem Danke ganz zu schweigen. Beim Versuch, bei Vorgesetzten einschlägige Vorschläge zu unterbreiten, wird dieser nur dankend zur Kenntnis genommen und nichts passiert. Die Nähe zu den Tieren und die vielen verschiedenen Bereiche lockern die Arbeitsatmosphäre und die dortigen Bedingungen allerdings etwas auf.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Viele Dienstleistungen und Produkte, die angeschafft oder generell genutzt werden, werden dahingehend geprüft. Ein Umweltbewusstsein ist schon allein aus Kostengründen vorhanden. Auf der anderen Seite gibt es kein Zusammenarbeiten in der Cloud und auch mehrfache Versuche, diese „neue“ Technik zu etablieren, führten nur zu weiteren Gängen zum Drucker. Gerade in der Kommunikationsabteilung, in der oftmals gemeinsam an einem Dokument gearbeitet werden muss, ist ein Ausdrucken und Arbeiten am Papier völlig unpraktisch. Es verursacht Fehler, da nicht alle am gleichen Dokument arbeiten können. Kosten steigen, da ständig alles Mögliche ausgedruckt werden muss. Insgesamt also intransparent und nicht nachvollziehbar.
Gehalt/Sozialleistungen
Aufgrund der spenden basierten Finanzierung des gesamten Vereins, ist das Gehalt eher am unteren Ende der branchenüblichen Entlohnung angesiedelt. Es gibt jährliche Sonderzahlungen, weitere Vergünstigungen, Yogaangebote, einmal pro Monat ein gratis Essen, Gesundheitstage, wenn man nicht krank wird.
Innerhalb des Haustarifvertrags gibt es planmäßig nach einer gewissen Zeit eine neue Einstufung, was eine Lohnerhöhung zur Folge hat, welche allerdings nicht mal die jährliche Inflation ausgleicht.
Image
Kaum Bekanntheit innerhalb der Bevölkerung Berlins. Darüber hinaus ist nur die Größe des Tierheims, als Europas größtes Tierheim bekannt. Der Verein an sich hat keine überregionale Strahlkraft und die Zielgruppe der Spenderinnen und Spender liegt im oberen Bereich des Durchschnittsalters.
Karriere/Weiterbildung
Keine Weiterbildungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen. Eher im Gegenteil. Vorhandene Expertise einzelner Kolleg*innen werden nicht genutzt.