Kleinbetrieb mit erheblichen strukturellen und kommunikativen Defiziten – wenig Raum für Entwicklung und Zusammenarbeit
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre war insgesamt angespannt, insbesondere aufgrund der langjährigen Mitarbeiterinnen, die sich gegenüber neuen und jüngeren Kolleginnen häufig wenig aufgeschlossen zeigten. Jüngere Mitarbeiterinnen wurden oftmals aufgrund ihres Alters unterschätzt, ungeachtet ihrer Qualifikationen. In den drei Jahren meiner Tätigkeit fand nur ein Firmenevent statt, was darauf hindeutete, dass die Motivation für derartige Aktivitäten im Team gering war. Seitens der Geschäftsführung wurden keine nennenswerten Maßnahmen zur Teambildung ergriffen.
Kollegenzusammenhalt
Der Kollegenzusammenhalt war leider kaum vorhanden. Es war üblich, hinter dem Rücken über Kolleginnen zu sprechen, was das Vertrauensverhältnis im Team stark beeinträchtigte. In einigen Fällen wurden Mitarbeiterinnen sogar vor Kunden schlecht dargestellt, wobei Kundenmeinungen öfter höher gewichtet wurden als die Aussagen der eigenen Belegschaft. Die fehlenden Teamevents und regelmäßigen Meetings trugen zusätzlich dazu bei, dass kein wirkliches Gemeinschaftsgefühl entstand. Zum Ende meiner Tätigkeit wurde mir sogar von einigen Kolleginnen versucht zu untersagen, Vier-Augen-Gespräche mit einer Kollegin zu führen, mit der ich mich gut verstand. Dies verstärkte den Eindruck eines angespannten und wenig unterstützenden Arbeitsklimas.
Work-Life-Balance
Zwar wurde an zwei Tagen pro Woche Home Office ermöglicht, jedoch war das Unternehmen strukturell nicht darauf vorbereitet. Durch den Mangel an Digitalisierung und das Arbeiten mit Papierakten war es notwendig, physische Unterlagen mit nach Hause zu nehmen, um effizient arbeiten zu können. Zudem schien es, als hätten langjährige Mitarbeiterinnen bevorzugten Zugang zu Home-Office-Möglichkeiten. Aufgrund der fehlenden Modernisierung und klaren Regelungen entstanden häufig Missverständnisse und Gerüchte. Langjährige Kolleginnen nahmen sich zudem vermehrt Freiheiten bei privaten Terminen, während neuere Mitarbeiterinnen für ähnliche Anliegen kritisiert wurden.
Vorgesetztenverhalten
Das Verhalten der Geschäftsführung war aus meiner Sicht nicht zufriedenstellend. Es fehlte an klaren Anweisungen und gezielter Mitarbeiterförderung. Ein Vorfall bleibt mir besonders in Erinnerung: Kostenlose Artikel, die bei Materialbestellungen mitgeliefert wurden, durften informell von Mitarbeitenden mitgenommen werden. Als ich dies einmal tat, erhielt ich eine missverständliche Nachricht der Geschäftsführung, die für mich den Eindruck einer Unterstellung erweckte. Zwar sollten anschließend alle Mitarbeitenden die Artikel zurückgeben, jedoch hielt sich nur ich daran, ohne dass das Thema weiter verfolgt wurde. Darüber hinaus empfand ich es als äußerst unangenehm, dass auf dem Bildschirm des Geschäftsführers gelegentlich unangemessene Inhalte sichtbar waren, selbst in Anwesenheit der ausschließlich weiblichen Belegschaft.
Umgang mit älteren Kollegen
Der Großteil der Belegschaft bestand aus älteren Kolleginnen, mit nur wenigen Ausnahmen. Insgesamt wurde älteren Mitarbeiterinnen deutlich mehr Vertrauen und Freiheiten entgegengebracht. Ihre Erfahrung wurde geschätzt, was grundsätzlich positiv ist, jedoch schien es, als würden jüngere Mitarbeiterinnen – trotz guter Ausbildung – oft unterschätzt und nicht gleichermaßen gefördert.
Arbeitsbedingungen
Die Arbeitsbedingungen entsprachen dem absoluten Mindeststandard. Während grundlegende Ressourcen vorhanden waren, blieb das Unternehmen in Bezug auf Modernisierung und Digitalisierung deutlich hinter den Erwartungen zurück.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Das Unternehmen setzt noch immer stark auf papierbasierte Arbeitsprozesse. Selbst E-Mails wurden regelmäßig ausgedruckt, was darauf schließen lässt, dass ein umweltbewusstes Vorgehen keine Priorität hat. Eine stärkere Digitalisierung wäre wünschenswert, um die Nachhaltigkeit zu fördern.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt wurde pünktlich und zuverlässig ausgezahlt, entsprach jedoch nicht mehr den marktüblichen Standards und war im Vergleich zu ähnlichen Positionen in der Branche unterdurchschnittlich.
Image
Vor meiner Anstellung war mir das Unternehmen nicht bekannt, was vermutlich an der geringen Marktpräsenz eines kleinen Betriebs liegt. Im Laufe meiner Tätigkeit stellte ich fest, dass viele neu eingestellte Mitarbeiterinnen das Unternehmen nach kurzer Zeit wieder verließen. Für ein Unternehmen mit durchschnittlich acht Mitarbeitenden lässt diese hohe Fluktuation auf Probleme im Arbeitsumfeld schließen.
Karriere/Weiterbildung
Möglichkeiten zur Weiterbildung oder beruflichen Entwicklung gab es nicht. Insbesondere für jüngere Bewerberinnen ist dies ein relevanter Punkt, da die Aufgaben auch nach vielen Jahren im Wesentlichen unverändert bleiben. Mein Vorschlag, zusätzliche oder herausforderndere Aufgaben zu übernehmen, wurde von der Geschäftsführung abgelehnt und lediglich auf das Ausräumen des Archivs beschränkt. Zudem wurde dieses Gespräch an andere Mitarbeiterinnen weitergetragen, was zu Unmut führte. Dies verstärkte den Eindruck, dass jüngere Mitarbeiterinnen trotz guter Qualifikation wenig gefördert werden.