Tolle Weiterbildungsmöglichkeiten, interessante Aufgaben, aber auch Ausbeutung und Machtmissbrauch
Gut am Arbeitgeber finde ich
Tolle Fortbildungsmöglichkeiten, interessante und inspirierende Menschen, riesige Vielfalt an Fächern und Disziplinen, gute Mensa, hervorragendes Sportangebot durch UniSport. An vielen Stellen sind Leute, die das richtige wollen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Tut zu wenig gegen Machtmissbrauch, Fixierung auf Exzellenz, wenig Widerstand gegen systemische Probleme, zu wenig Wertschätzung für die Lehre. Die Antwort der Personalgewinnung auf meine Bewertung ist typisch: Systemische Probleme, die in der Verantwortung der Leitung liegen, werden zu individuellen Angelegenheiten umgedeutet, die durch Coaching, Mediation usw. gelöst werden können. Blanker Zynismus.
Verbesserungsvorschläge
Bessere Kontrolle des Vorgesetztenverhaltens. Sanktionierung von Fehlverhalten. Managementfehler ("Millionen-Loch" in der Verwaltung) nicht durch Angestellte ausbaden lassen. Der Personalrat sollte endlich einmal die befristet beschäftigten Mitarbeitenden aus der Wissenschaft als Klientel erkennen (gilt für Uni und Uniklinik gleichermaßen). Kettenbefristungs-Unwesen abschaffen. Ausbeutung reduzieren.
Arbeitsatmosphäre
Hängt völlig von dem/der jeweiligen Professor / Professorin ab. Deren Macht innerhalb ihrer Lehrstühle ist praktisch unbegrenzt und das Verhalten wird nicht kontrolliert und sanktioniert, was automatisch zu Machtmissbrauch führt.
Kommunikation
Nach außen: Reine Werbung. Die Öffentlichkeitsarbeit ist eine stumpfe PR-Maschinerie. Auf kritische Anfragen per Mail oder in sozialen Medien reagiert sie nicht. Interne Kommunikation ist wiederum abhängig von der Professorin /dem Professor.
Kollegenzusammenhalt
Kommt darauf an. Sehr nettes und hilfsbereites Miteinander, aber solidarisch für die eigenen Interessen einstehen ist kaum ein Thema. Gewisse Formen der Ausbeutung sind so weit verbreitet, dass sie als normal angesehen werden.
Work-Life-Balance
Volle Arbeit für halbe Bezahlung.
Vorgesetztenverhalten
Licht und Schatten, bei mir war es meist ganz gut, es gab aber auch gravierende, systemisch bedingte Probleme. Wer seine WiMis nicht ausbeutet, hat eben einen Wettbewerbsnachteil...
Interessante Aufgaben
Deshalb ist man und frau ja hier.
Gleichberechtigung
War bei uns ganz gut, aber in manch anderen Abteilungen können Professoren ihre Impulskontrolle ungestraft abschalten. Bei der Einstellung von WiMis haben meiner Beobachtung nach Menschen aus Nicht-Akademiker:innen-Haushalten schlechtere Chancen.
Umgang mit älteren Kollegen
Naja. Die Wissenschaft ist systematisch auf jung und gesund ausgerichtet. Wer abweicht und alt, gesundheitlich beeinträchtigt usw. ist, hält Druck und Arbeitsbelastung oft nicht lange aus. Es gibt zwar einzelne Bemühungen, das abzumildern, aber das ist eher Kosmetik. Manche Professorinnen oder Professoren gehen damit verantwortungsbewusster um als andere.
Arbeitsbedingungen
Unterrichtsräume sind teilweise total verrottet, zu wenig Stühle für zu viele Studierende in Seminarräumen, kaputte Klimaanlagen in fensterlosen Räumen... das ist aber von Gebäude zu Gebäude unterschiedlich. Ausstattung für Wissenschaftliche Mitarbeitende war auch so lala. Teils sehr kleine Büros. Umstellung auf digitale Lehre ging aber blitzschnell.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Für viele Wissenschaftler:innen ist es ein attraktiver Aspekt des Berufs, auf Konferenzen in aller Welt zu fliegen. Das Bewusstsein dafür, welche ökologischen Konsequenzen dieser globale Konferenztourismus hat, ist gleich null.
Gehalt/Sozialleistungen
Eigentlich ist die Bezahlung für Akademiker:innen beim öffentlichen Dienst gut. Im Verhältnis zur verlangten Arbeitszeit ist sie es dann wieder nicht. Und die Vergütung von Lehraufträgen ist skandalös schlecht.
Karriere/Weiterbildung
Die Weiterbildungsmöglichkeiten sind sehr, sehr gut, auch für Lehrende. Das ist wirklich toll. Das Karrieresystem ähnelt einem Pyramidenspiel oder Strukturvertriebsmodell.