Arbeiten like it's 1962 - Woanders sind Sie besser aufgehoben
Gut am Arbeitgeber finde ich
Abgesehen von dem guten Kollegenzusammenhalt und pünktlichen Lohnzahlungen gibt es hier leider nicht besonders viel.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Bezahlung, Respekt gegenüber Angestellten, technische Ausstattung, Aufgaben, interne Kommunikation - die Liste ist leider sehr lang.
Verbesserungsvorschläge
Mitarbeitenden zuhören, das Feedback ernst nehmen und umsetzen.
Angestellten Freiräume zugestehen, sie aktiv fördern und sich arbeitsmoralisch mal ein paar Jahre ins 21. Jahrhundert vorwagen, statt tief in den 1960ern zu verbleiben.
Arbeitsatmosphäre
Die Arbeitsatmosphäre schwankt sehr stark, je nachdem mit wem man es zu tun hat. Mit direkten Kolleg*Innen war sie überwiegend gut bis sehr gut, nach oben in die Führungsebene hinein aber unterirdisch bis unzumutbar.
Lob oder Anerkennung für die Arbeit gab es von hier nicht, Fairness und Vertrauen sind leider absolute Fremdwörter. Heute Gesagtes ist morgen bereits vergessen oder unabgesprochen revidiert. Stattdessen herrscht von oben herab die Haltung, dass Angeordnetes sofort, ohne Rückfragen und Danke-sagend umgesetzt wird. Eigeninitiative wird nicht gefördert und ist offensichtlich auch nicht gewollt.
Kommunikation
Die interne Kommunikation aus der Führungsebene heraus ist de facto nicht vorhanden. Entscheidungen werden entweder gar nicht, nur fragmentiert oder widersprüchlich weitergeleitet. Ein kohärentes Vorgehen scheint weder gewollt noch gewünscht. Vielmehr erweckt die Führungsetage den Eindruck, dass sowohl die interne wie auch die externe Kommunikation ungewollte aber leider notwendige Punkte sind.
Kollegenzusammenhalt
Meine Kolleg*Innen waren zu jedem Zeitpunkt ehrlich, hilfsbereit und korrekt. Selten hatte ich es mit so netten Menschen zu tun!
Dummerweise ist die Fluktuation außerordentlich hoch, sodass fähige und motivierte Kolleg*Innen meist nicht besonders lange im Unternehmen bleiben.
Work-Life-Balance
Urlaub muss per schriftlichem (Papier) Antrag direkt beim leitenden Geschäftsführer beantragt werden. Man ist angehalten zum Jahresende den gesamten Urlaub für das folgende Jahr einzutragen. Der Übertrag von Resturlaub ins Folgejahr ist nicht gerne gesehen.
Überstunden waren bei mir sehr selten und konnten abgefeiert werden. Familiäre Belange wurden berücksichtigt, wenngleich nie der Eindruck aufkam, dass es gerne gesehen wurde.
Man tut hier das, was gesetzlich verlangt wird. Nicht mehr, nicht weniger.
Homeoffice ist grundsätzlich ein sehr schwieriges Thema. Es wird nicht nur ungerne gesehen, es wird auch aktiv behindert. Jeder Homeofficetag muss direkt mit der Geschäftsführung abgesprochen werden. Immer muss argumentiert werden, warum man gerne Homeoffice machen möchte. Eine gesamtbetriebliche Regelung gibt es nicht. Diese wird auch augenscheinlich auch nicht angestrebt.
Vorgesetztenverhalten
Es gibt weder jährliche Zielvereinbarungen, noch (Halb)Jahresgespräche. Warum Entscheidungen getroffen werden ist nicht nachvollziehbar. Die Einbeziehung von Angestellten findet nicht statt. Arbeit wird delegiert und soll dann erledigt werden. Möglichst schnell, möglichst ohne Rückfragen, möglichst ohne Mitdenken.
Gespräche musste ich leider immer aktiv einfordern. Sie waren dann sehr monothematisch und erinnerten an Tribunale. Das Vorgesetztenverhalten ist nicht motivierend und destruktiv.
Interessante Aufgaben
Theoretisch gibt es hier eine Menge an interessanten Aufgaben und sehr viele tolle, motivierende Geschichten zu erzählen.
Praktisch wird man tagtäglich durch die fachliche Inkompetenz ranghöherer Personen ausgebremst.
Arbeitsbedingungen
Die Arbeitsbedingungen sind sehr kompliziert.
Viele der Büros zeigen zu einer 5-spurigen Straße, die zu jeder Tageszeit stark frequentiert ist. Im Sommer sind die Räume sehr warm, das Öffnen der Fenster ist aufgrund des Verkehrs nur schwer möglich. Mobile Klimageräte sind - falls vorhanden - unterdimensioniert und von schlechter Qualität.
Die PCs sind größtenteils sehr alt, Laptops sind nicht ausreichend vorhanden. Der Mehrwert einer guten technischen Ausstattung wird komplett ignoriert. Viele Büromöbel sind alt und in schlechtem Zustand.
Jeder Mitarbeitende muss täglich einen Tätigkeitsnachweis an die Geschäftsführung übersenden, indem minutiös dargelegt werden muss, was wann wie erledigt wurde. So etwas habe ich in dieser Form noch nie erlebt. Es grenzte an Gängelung.
Besonders erschreckend empfand ich den Umgang während der Corona-Pandemie: Nachdem es nicht genügend Laptops gibt, musste das Personal entweder am privaten Rechner von Zuhause arbeiten oder eben ins Büro kommen. Ein aktives Bemühen, um diesen erbärmlichen Zustand zu beenden, konnte ich nicht feststellen. Homeoffice wurde grundsätzlich erst dann ermöglicht, als es vom Gesetzgeber gefordert wurde.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
lol
Gehalt/Sozialleistungen
Positiv: Das Gehalt kam immer pünktlich.
Negativ: Das Gehalt ist selbst für Berliner Verhältnisse eher gering. Lohnerhöhungen sind eine Seltenheit und in der Höhe nicht der Rede wert. Eine betriebliche Altersvorsorge wird zwar angeboten, der Arbeitnehmer hat aber erst nach 5 Jahren Betriebszugehörigkeit einen Anspruch darauf. Und wer bleibt schon 5 Jahre beim VITA e.V.?
Image
Unterirdisch. Ein Image nach aussen ist nicht vorhanden. Und das, obwohl der Unternehmensverbund bereits seit Jahrzehnten besteht und in einem gesellschaftlich sehr relevantem Feld tätig ist. Der Wert eines guten Images wird nicht erkannt. Intern macht sich die Belegschaft gerne und häufig über den Unternehmensverbund lustig.
Karriere/Weiterbildung
Der Unternehmensverbund verfügt über eine angeschlossene "Management-Akademie", welche Fortbildungen anbietet. Ich habe niemanden kennengelernt, der hier wirklich Lust am Lernen hatte.
Externe Weiterbildungen sind nicht gern gesehen.