Tolle Technik, aber skurrile Organisation. Potentieller Hidden Champion, der sich leider selbst im Weg steht.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die interessanten Aufgaben und Produkte. Dazu die funktionierende und gepflegte elektronische Datenbank.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die wirklich skurrile Organisation inmitten ausgedruckter E-Mails und nicht respektierter Hierarchiestruktur. Die fehlende Unternehmenskultur, die eine Identifikation mit dem Unternehmen weitgehend erstickt. Die tradierten Methoden der Motivation durch Angst und Überforderung, die zu großem Frust und Resignation führt.
Verbesserungsvorschläge
Eine gelebte Firmenkultur würde Werth guttun. In erster Linie könnte man eine Verbesserung erreichen, wenn man sich konsequent an die gegebenen hierarchischen Strukturen halten würde. Dass Mitarbeiter parallel (und oft unabgesprochen) Anweisungen von ihrem Vorgesetzten, vom Bereichsleiter und von der Geschäftsführung erhalten, ist schädlich und erzeugt Frustration. Die Wertschätzung gegenüber der Belegschaft, die man in persönlichen Gesprächen mit Führungskräften gelegentlich erahnen kann, sollte offener kommuniziert werden. Es wäre zudem wünschenswert, Führungsverantwortung mehr von sozialer und weniger von technischer Kompetenz abhängig zu machen.
Arbeitsatmosphäre
Geprägt von permanenter, planmäßiger Überforderung und dem Konzept "Motivation durch Angst". Viele langjährige Mitarbeiter haben resigniert. Das ist sehr schade, da vermutlich eine Wertschätzung der Belegschaft durch die Führungsebene gegeben ist, diese allerdings überhaupt nicht durchdringt.
Kommunikation
Es herrscht ein schroffer Ton bei Werth. Kommuniziert wird nicht mehr als nötig.
Kollegenzusammenhalt
Schwierige Umgebungsbedingungen stärken den Zusammenhalt, insbesondere innerhalb der Abteilungen.
Work-Life-Balance
Schlecht. "Freiwillige Mehrarbeit" wird grundsätzlich erwartet, bei kritischen Projekten hat man (auch spontan) bis spät in die Abendstunden zu bleiben, was durch obere Instanzen dann durch geforderte Berichtabgaben und spontan gesetzte Deadlines kontrolliert/forciert wird.
Vorgesetztenverhalten
Richtig alte Schule. Wo auf oberster Ebene noch "hart aber meistens fair" gelten kann, wird sich von den mittleren Führungsebenen nur das "harte" abgeschaut und gelebt. Führungskräfte sollen bewusst Distanz zu den Mitarbeitern wahren. Motiviert wird über Druck, Angst und Einschüchterung.
Interessante Aufgaben
Die positive Seite an Werth: tolle Technik, eingesetzt am innovativen Puls der Industrie. Die Aufgaben sind so abwechslungsreich wie die Einsatzgebiete der Produkte.
Gleichberechtigung
Leider nur oberflächlich. Hinter vorgehaltener Hand stößt man auf sehr überholte bis schockierende Ressentiments.
Umgang mit älteren Kollegen
Diffus. Falls es sich um einen der vielen "Gralshüter" handelt, die als Einzige über bestimmtes Kernwissen verfügen, ist der Umgang natürlich exzellent. Ist das nicht der Fall, kann man auch nach langen Jahren in Ungnade fallen und die entsprechende Behandlung erfahren.
Arbeitsbedingungen
Sehr papierbasierte Organisation, E-Mails werden ausgedruckt (kein Scherz). Überforderung und Überlastung wird als gangbares Mittel gesehen, das Meiste aus den Mitarbeitern rauszuholen, hat also Methode. Dem gegenüber steht aber eine im Vergleich zu anderen Unternehmen überraschend vorbildliche Datenbankhaltung und -pflege, die einem jederzeit den aktuellen Stand von Projekten transparent macht. Durch die negative Grundstimmung wird das aber leider von der Belegschaft nicht so wahrgenommen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Abseits der zu erfüllenden gesetzlichen Vorgaben (aber auch branchenüblich) kein Thema, weder positiv noch negativ.
Gehalt/Sozialleistungen
Leider bei Weitem nicht so gut, wie es dargestellt wird und wie es viele Mitarbeiter selbst einordnen. Ich war nach Werth überrascht, wie viel mehr man in der Industrie verdienen kann. Erfolgs- und leistungsabhängige Prämien werden gezahlt, allerdings ist deren Zustandekommen absolut intransparent.
Image
Regional nicht sichtbar, in der Branche schwankend zwischen Wahrnehmung als hochpreisigem Qualitäts-Spitzenanbieter und dem Ruf, zu komplex und altbacken zu sein.
Karriere/Weiterbildung
Aufstiege sowie interne Wechsel sind möglich und erwünscht. Weiterbildungsmaßnahmen existieren lediglich im Rahmen eines internen Schulungswesens - man schwimmt im eigenen Saft.