Mit Anlauf in den Untergang: Dieses Unternehmen lebt vor, wie man sich mit großem Selbstbewusstsein selbst zerlegt
Gut am Arbeitgeber finde ich
Hier wird noch Wert auf das Gedruckte gelegt, denn dieses Internet wird sich sowieso nie durchsetzen. Die Onlineredaktion ist nur da, weil es sie in den heutigen Zeiten halt geben muss. Sie genießt sonst keinerlei Rückhalt oder Ansehen. Der Versuch, technische Neuerungen einzuführen, wird jedes mal aufs neue elegant abgeschmettert.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Er macht es seinen Mitarbeitern teils immer noch nicht leicht genug zu kündigen.
Verbesserungsvorschläge
Weniger gefakte 5-Sterne-Bewertungen abgeben und lieber dafür sorgen, dass Bewertungen wie diese nicht regelmäßig den schönen Schein trüben. Wobei das sowieso nicht passieren wird: Dieses Haus hat sich selbst aufgegeben. Und jeder der da mitmachen will, darf sich auf Ambitionslosigkeit und Eigenbrötlerei in seiner schönsten Form freuen.
Kommunikation
Es gibt hier ein schwarzes Brett, über das kommuniziert wird. Der "Betriebsrat" - in dem kein einziger Redakteur vertreten ist - beschäftigt sich vornehmlich mit der Organisation von Pizza- und Bowlingabenden. Aber zum Glück gibt es noch den Flurfunk. Denn in diesem Verlag kann selbst in Führungskreisen niemand etwas für sich behalten und so machen privat anvertraute Gespräche schnell die Runde.
Kollegenzusammenhalt
In jeder Abteilung anders. Man muss sehr aufpassen, ob nicht ein Verräter im Kollegenkreis ist, der einen hintenrum anschwärzt. Sonstige Leidensgenossen verstehen sich gut.
Work-Life-Balance
Viele opfern ihr Leben dem Verlag und schieben reihenweise Überstunden und schlecht bezahlte Sonntagsdienste. Kein Wunder - auf freie Stellen bewirbt sich keiner mehr. Oder sie werden einfach nicht nachbesetzt.
Vorgesetztenverhalten
Unfähigkeit ist gar kein Ausdruck. Diese "Vorgesetzten" ducken sich bei Problemen alle nur weg und ergreifen keine Partei für ernsthafte Anliegen ihrer Mitarbeiter. Diese werden unter den Teppich gekehrt und totgeschwiegen beziehungsweise dringen nicht zu den entscheidenden Stellen durch. Völlig starrsinnige Entscheidungen werden auf Biegen und Brechen durchgedrückt.
Interessante Aufgaben
Durchaus, das Zeitungsgeschäft ist bunt und vielfältig.
Gleichberechtigung
Systematische Benachteiligung von Frauen beim Gehalt. Vor allem aber darf man sich regelmäßig vom Verleger chauvinistische Sprüche gefallen lassen, der eigentlich eine Vorbildfunktion haben sollte. Sowas ist einfach nur ekelhaft und unter jeder Würde.
Umgang mit älteren Kollegen
Sehr gut! Die werden teilweise mit fürstlichen Altverträgen bis zur Rente hofiert.
Arbeitsbedingungen
Im Sommer sind die Büros reine Schwitzkästen. Nur Auserwählte dürfen sich über Klimatisation freuen. Lärmende, staubige Großraumbüros fordern viel Konzentration ab.
Gehalt/Sozialleistungen
Absolute Frechheit, meilenweit vom Tarif (nur in der Ausbildung) und jeglichem Anstand entfernt. Millionensummen werden sinnfrei in Projekte investiert, während treue Mitarbeiter auf Jahre klein gehalten werden. Eine sonst so moralpredigende Führung vergrault mit ihrem Geiz reihenweise fähige Mitarbeiter. Entweder fehlt es hier am Bezug zur Realität oder es ist zum bewährten Prinzip geworden, die Würde der Mitarbeiter mit Füßen zu treten.
Image
Ü80 Zeitungsleser sind vermutlich die letzten, die noch an die Glanzzeiten dieses Hauses glauben. Die Fassade dieses ach so tollen Familienbetriebs bröckelt immer mehr, intern wird ständig über die Unfähigkeit des Betriebs getuschelt und gelacht. Als Betrieb mit Monopolstellung kann man sich bequem zurücklehnen und vermeintlich alles erlauben.
Karriere/Weiterbildung
Angebotene inhouse Schulungen zeugen von absolut wenig ernst zu nehmender Seriosität. Sowas wie Weiterbildung gibt es hier nicht, Hauptsache die Arbeit wird ohne Widerrede erledigt.