wie man sich in 3 Jahren selbst zerlegt - am Beispiel All for One
Gut am Arbeitgeber finde ich
Der Kaffee ist ganz gut. Und die Aussicht nach draußen in den meisten Offices. Bisher gab es nette Kollegen. Die werden aber weniger, weil sie hier weggehen :(
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Man tut open minded, ist aber ein Gefangener. Auf einer Bühne Take it or leave it zu allen Mitarbeitern sagen - ich finde, weniger wertschätzend kann man langjährigen Mitarbeitern echt nicht entgegentreten. Man will die Besten - loswerden? Equipment wird auch immer günstiger eingekauft und somit der Standard gesenkt.
Verbesserungsvorschläge
Hört euren Leuten doch mal vernünftig zu und geht auf sie ein. Wenn 50 oder 500 Leute identisch ihr Empfinden wiedergeben, ist vermutlich was dran. Eure bissigen Kommentare ändern das auch nicht und rücken euch auch nicht mehr ins rechte Licht. Eher treibt es den Keil noch tiefer, da man sich noch weniger verstanden fühlt.
Da bringt es auch nichts, zehntausende Euro für ein (amerikanisches!!!) Umfragesystem Jahr für Jahr rauszuhauen, um ein Stimmungsbild der Belegschaft abzuholen.
Ebenso halte ich es für bedenklich, extrem wichtige Infos ab jetzt nur noch auf Englisch zugänglich zu machen, weil auf einmal die Unternehmenssprache von Deutsch auf Englisch umgestellt wird, und zwar in allen Bereichen. Blöd nur, dass ich kein einziges Gespräch auf Englisch führe, weil ich deutsche Kunden betreue. Ich verstehe also meine Kunden, aber meine Firma nicht mehr.
Financial Releases auf Englisch. Schöne Sache. So versteht es wirklich keiner mehr.
Arbeitsatmosphäre
Wenn man zur Zeit ins Office geht merkt man, dass die Stimmung im Keller ist. Wer kann, schaut sich bereits um. Entsprechend gehen die Gespräche sehr häufig in eine Richtung. Da, wo man eigentlich den Zusammenhalt zu stärken wünscht, also im Miteinander der Kollegen, passiert das Gegenteil: Gegenseitig größtmögliche Demotivation der noch vorhandenen Kollegen. Sollte man einen konzentrations- und/ oder meetingintensiven Job haben, kann man sich nur noch behelfen, indem man sich über das Portal eine Einzelzelle bucht, um neuerdings 50% der Arbeitszeit im Office oder deim Kunden zu verbringen - wo man vorher Jahre im HomeOffice war und Ziele über dem Soll erzielt sind. Ausgleich für Mitarbeiter ohne Firmenwagen? Nein, wieso denn. Ein zweites Auto ist doch locker von der Anpassung unterhalb der Inflationsrate zu finanzieren (Ironie).
Man muss sich jeden Tag einen neuen Platz (in der Einzelzelle) buchen. Wenn bereits belegt? Pech gehabt, ab auf die Freifläche. Hauptsache man hat sich einen Platz gebucht, sich ins Office geschleppt, andere noch angesteckt, Stimmung weiter nach unten befördert - aber hey, ich habe euch mal wieder gesehen. Wie schön.
Kommunikation
Eine Bitte an People & Culture: bitte nicht kommentieren oder auf diese Bewertung antworten - jede einzelne Antwort auf vorangegangene Bewertungen zeigt, dass Nichts verstanden wurde und man es auch wirklich nicht möchte. Zum Versuch, meine Bewertung hier runter nehmen zu lassen: Ich schreib es um, ist doch ganz klar. Es ist aus meiner Sicht Zeitverschwendung, wenn ihr meinen Text auseinander nehmt, diese Zeit sollte besser darin investiert werden, eure noch vorhandenen Mitarbeiter zu halten oder Neue zu finden, um den Laden am Laufen zu halten, wenn jetzt vermehrt die Kündigungen eintreffen werden - aber das will das Unternehmen ja exakt so, dass man selbst kündigt, ist wesentlich günstiger. Nennt sich kalter Stellenabbau.
Meiner Auffassung nach sucht man konkrete Kommunikation vergebens, oder man findet sie in 3 verschiedenen Medien. Muss man sich eines aussuchen. Es liegt an der Führungskraft bzw. an dem möglicherweise guten Draht, was diese für wichtig erachtet und eventuell bespricht oder nur auf Nachfrage beantwortet.
Kollegenzusammenhalt
Langsam aber sicher ändert sich das Klima. Wo man früher in einem Boot saß, schaut jeder jetzt doch vermehrt auf sich selbst, weil sich die organisatorischen Abhängigkeitenverändern und meiner Meinung nach bewusst konträre Ziele in den Abteilungen aufgestellt werden. Es gibt ab auch noch sehr schönen Zusammenhalt in den Abteilungen: man schließt sich zusammen und geht geschlossen zu einem neuen Arbeitgeber.
Habe gehört, davon gibt es noch welche in Deutschland ;)
Work-Life-Balance
War mal die weltbeste Work-Life-Balance und mein Hauptgrund hier zu arbeiten, mit all seinen damaligen Vorzügen und Freiheiten. Jetzt kann man nur noch kopfschüttelnd trauern, wie sich das alles hier entwickelt hat. Grundloser Vertrauensentzug mit neu 50% Aufenthalt im Office trotz überperformter Ziele.
Firmengründer in Rente - so schade, dass er mit ansehen muss, was aus seinem Vermächtnis gemacht wird.
Vorgesetztenverhalten
In schwierigen Zeit wird bewusst das Unwohlsein im Team ignoriert und weiter befeuert. Für mich persönlich wird dieses Gefühl auch auf einem Kick Off so aufrechterhalten, denn auf diesem werden Äußerungen getätigt, wo man nachher ungläubig in die Reihen schaut, ob das gerade wirklich so ausgesprochen wurde. Mein Englisch ist nicht das Beste, aber für mich habe ich von der Bühnenansprache mitgenommen, dass es eine Bitte zum Verlassen des Unternehmens ist. Davon gibt es ein Video. Wir wollen die Besten - aha. In den eigenen Reihen sucht man diese natürlich vergeblich. Herzlichen Dank für die Aufforderung zum Gehen und die nicht vorhandene Wertschätzung. Alles wird mit War of Talents begründet - aber, wer will denn noch hier hin?! Officezwang, weil Young Talents kündigen - aha. Dann kündigen jetzt die Old Talents und alles ist besser? Traumwelt sucht neue Bürger! Es sitzen nachher doch eh alle online in Teams Meetings.
Interessante Aufgaben
Gab es vor Jahren mal. Es wird alles so verkröpft, dass keiner mehr richtig durchblickt. Und mit den ganzen Changes kommt eh keiner mehr mit, wer jetzt was macht - oder machen sollte.
Beim Changemanagement ist es das A und O seine Mitarbeiter einzubinden. Es gehört sogar eine Management Beratung zur Unternehmensgruppe - ob die eingeschaltet wurde, erscheint mir sehr fraglich. Persönlich wurde ich jedenfalls nicht eingebunden - sondern nur vor vollendete Tatsachen gestellt. Man hat aber große Erwartungen an die Mitarbeiter, die das alles tragen und (nicht?) verstehen sollen.
Zum 2. Mal innerhalb kürzester Zeit wurden Firmennamen und -logos, sowie Website Auftritte komplett verändert - beim 1. Mal wurd noch eine Party gefeiert mit riesen Erklärung warum das so gemacht wird. Jetzt gibts einfach eine neue Seite und keiner versteht warum man da jetzt noch mal so unendlich viel Zeit und Kohle in die Hand nimmt, für eine Seite mit noch schlechterer Userexperience als vorher.
Glückwunsch, so findet sich auch der letzte motivierte Mitarbeiter nicht mehr zurecht. Vom Kunden ganz zu schweigen.... Verrückt, dass sich Leute Links speichern oder? 404 lässt grüßen.
Gleichberechtigung
Es ist bekannt, dass es wenig Frauen in Führungspositionen gibt (und die neuen Leads sind so gut wie nur Männer), dass es sehr große Unterschiede im Gehaltsgefüge in der selben Abteilung gibt und dass Teilzeitkräfte klar benachteiligt werden - man muss genauso oft und lange ins Office wie eine Vollzeitkraft, wohingegen man sonst in allen Dingen was eine Auszahlung betrifft, immer ausnahmslos runtergerechnet wird auf Teilzeitanteil.
Nur hier, wo man ja eventuell eine Gruppe von Leute berücksichtigen oder ihnen verrückterweise entgegenkommen würde, weil sie nun mal echt nicht ohne Grund in Teilzeit arbeiten, drückt man durch, dass TZ = VZ ist.
Hmm ok, danke.
Eine Inflation erwischt ja nur die Vollzeitkräfte, weiß doch jedes Kind.
Umgang mit älteren Kollegen
Führungskräfte, welche noch ca. 5 Jahre bis zur Rente haben, sind teilweise niveaulos degradiert worden. So ein Umgang lässt zu wünschen übrig und sendet kein schönes Signal aus. Wir reden hier von mindestens 7 FKs, die still zum 1.10. abgesägt worden sind. Manche sind noch da und tragen es mit Fassung, manche sind schon weg. Aber keinem wurde eine Erklärung geliefert. Eiskalt abserviert zu werden, obwohl man selbst an freien Tagen immer erreichbar ist und alles für die Firma tut, ist echt hart. Man hat nicht mal die Chance sein Gesicht vor anderen zu wahren. Das ist so gewollt. Aber das ist bereits eine Botschaft, die an die "Jüngeren" gesendet wird: Reiß dir den Hintern auf per Extrameile und du bekommst den Tritt in den Hintern danach gratis dazu!
Arbeitsbedingungen
Zu Hause top - im Office eine Katastrophe. Heizungen, die regelmäßige 3 Monate nicht funktionieren... Ausschließlich große Freiflächen, auf denen konzentriert im Gewusel gearbeitet werden soll. Schon mal auf nem Rummel gearbeitet? Kommt dem Nahe.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Auch das war mal toll. Von Plastikarmbändchen mit irgendwelchen Werten, die der Vorstand selbst mit Füßen tritt, bis hin zu Printversionen von irgendwelchen Sales Guides, die 2 Monate schon wieder obsolet sind (aber einen Haufen Kohle gekostet haben), werden als i-Tüpfelchen noch knapp 300 Leute nach Krakau zum KickOff eingeflogen - yippieh. Und ins Office sollen auch wieder alle für 50% der Arbeitszeit fahren.
Gehalt/Sozialleistungen
Es sinkt für Sie der EbIT!
Seit meinem Start, war es dem Unternehmen nur ein einziges Mal möglich, volle 100 % beim EbIT im variablen Anteil auszuschütten - drüber ist man nie gekommen - entweder genau getroffen oder immer drunter. Tiefpunkt waren 30 % !
DANKE dafür! Würd man selbst mal eine Leistung in dem Rahmen so abliefern, wäre man schon lange gegangen worden.
Vor 4 Monaten heißt es: Zahlen sind gut! Vor 3 Monaten heißt es: Wir müssen sparen! Einstellungsstopp! Alle geplanten Veranstaltungen werden gestrichen usw. usw. usw., Vor 2 Monaten: wir sind auf gutem Kurs! Jetzt: sorry, nur 60 % EbIT und wieder neue Aufhebungsverträge.
Image
War mal besser... Es dringt auch zu Kunden und Partnern durch, dass es hier nicht mehr so rund läuft und gehörig Sand im Getriebe ist.
Karriere/Weiterbildung
Der, der am lautesten bei der Führungskraft schreit, bekommt was. Ob das Sinn macht, steht auf einem anderen Blatt. Interne Weiterentwicklung? Ein Formular auf einer internen Seite, was man mit der Führungskraft ausfüllt. Klasse. Darüber hinaus wird intern bestimmt, wer was machen darf. Ohne Extrameile geht hier sowieso gar nichts. Aber es gibt ein tolles und empfehlenswertes UpTalent Programm für junge Leute.
Und es gibt jetzt ganz ganz neue tolle Awards, die man verleiht bekommen kann. Diese haben dem Unternehmen echt noch (nicht) gefehlt. Man schreit heraus, man will das Team als Ganzes fördern, richtet auch die Im-Office-Vor-Ort-sein-Strategie danach aus, und stellt sich aber dann auf die Bühne um EINZELNE Personen zu ehren. Finde den Fehler!