Stark angefangen, stark nachgelassen
Gut am Arbeitgeber finde ich
Es ist positiv, dass man eigenständig arbeiten kann und einen kleinen Bereich hat, in dem man Freiheit und Spielraum besitzt. Auch das moderne Auftreten des Unternehmens und der Ansatz, tatsächlich Menschen helfen und etwas Gutes für andere tun zu wollen, sind erfreulich. Dieser Fokus sollte wieder gestärkt werden und nicht rein der Fokus nur auf wirtschaftliche Ziele.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Der zu starke Fokus auf Skalierung und Wirtschaftlichkeit führt dazu, dass der Spaß an der Arbeit verloren geht. Es gibt keine Teamleitungen oder Ansprechpartner, sondern lediglich Entscheidungsträger. Zudem fehlt es an Empathie und Einfühlungsvermögen, wodurch die Menschlichkeit gegenüber dem Einzelnen zu kurz kommt.
Verbesserungsvorschläge
Es wäre wichtig, vom hohen Ross herunterzukommen und die Mitarbeitenden stärker in Entscheidungen einzubeziehen. Auch sie haben wertvolle Ideen und können einen Beitrag dazu leisten, das Unternehmen weiterzuentwickeln und langfristig erfolgreich zu halten. Eine echte Wertschätzung der Mitarbeitenden, angepasste Gehälter sowie Weihnachtsgeld oder Prämien würden die Motivation steigern und den Mitarbeitenden zeigen, dass ihre harte Arbeit für das Unternehmen anerkannt wird.
Mehr Verantwortung sollte an die Mitarbeitenden abgegeben werden, und Teamleitungen sollten eingesetzt werden, die sich wirklich um die Menschen kümmern, deren Entwicklung fördern und unterstützen. Es sollte kein Micromanagement betrieben werden.
Darüber hinaus wären mehr Teamevents hilfreich, um sich besser kennenzulernen und das Zusammengehörigkeitsgefühl im Unternehmen zu stärken.
Arbeitsatmosphäre
Wertschätzung erfährt man hier kaum, selbst wenn man oft einspringt und bei dauerhaft hohen Krankheitsfällen unterstützt. Statt Anerkennung wird Kritik häufig per Slack mitgeteilt, und persönliche Gespräche werden nach Möglichkeit vermieden. Die Kommunikation läuft hauptsächlich schriftlich ab. Anstelle von Wertschätzung und Empathie sind Misstrauen und Kontrolle an der Tagesordnung. Der Kontakt zum Team ist begrenzt, und seit die Teamleitung gekündigt hat, steht man weitgehend alleine da.
Kommunikation
Die Kommunikation beschränkt sich auf das Nötigste und kommt oft zu spät. Häufig erfährt man Neuigkeiten zuerst von den Kunden oder nebenher durch Zufall und muss sich selbst umständlich Informationen einholen, statt dass offen und direkt kommuniziert wird. Teammeetings finden kaum statt und werden nicht zur Zusammenarbeit genutzt, sondern häufig einfach abgesagt. Der persönliche Kontakt wird vermieden, und Zusammenhalt oder Austausch untereinander scheinen keine Priorität zu haben, da es keinen direkten wirtschaftlichen Nutzen bringt. Eigene Meinungen oder Vorschläge werden nicht berücksichtigt, es sei denn, sie stammen direkt aus der Chefetage.
Kollegenzusammenhalt
Man unterstützt sich zwar gegenseitig, aber alle sind sichtlich angespannt und frustriert durch die ständigen Veränderungen, mit denen niemand wirklich zufrieden ist. Auch wenn Probleme angesprochen werden, bleibt alles so. Über zwei Drittel der Coaches haben 2023/24 selbst gekündigt, was ein klares Zeichen für die Situation ist. Neue Coaches bleiben oft nicht lange und verlassen das Team schnell wieder.
Work-Life-Balance
Obwohl es feste Arbeitszeiten und keine Überstunden gibt, wird erwartet, dass man alles schafft. Viele Kollegen bleiben länger, lassen Pausen ausfallen oder arbeiten sogar krank. Dass die Krankheitsfälle stetig zunehmen, scheint niemanden zu interessieren – auch nicht, dass dies auf Überlastung zurückzuführen ist. Obwohl die Vorgesetzten darüber Bescheid wissen, unternehmen sie nichts und akzeptieren die Situation, anstatt zusätzliche Mitarbeiter einzustellen, um das Arbeitspensum für jeden Einzelnen zu normalisieren.
Für ein Unternehmen in der Gesundheitsbranche wird überraschend wenig auf die (mentale) Gesundheit der Mitarbeitenden geachtet. Flexible Arbeitszeiten mit Gleit- und Kernzeiten wären ebenfalls wünschenswert.
Vorgesetztenverhalten
Mitarbeitende werden weder in Entscheidungen einbezogen noch gefragt, wenn Änderungen im eigenen Arbeitsbereich oder Ideen zur Verbesserung der Kundenbetreuung anstehen. Man soll Änderungen stillschweigend akzeptieren, sonst gilt es schnell als illoyal, was im schlimmsten Fall zur Kündigung führen kann. Wer nicht die gleiche Leistung erbringt wie die "beste" Person im Unternehmen – also der Chef selbst – gilt als ungenügend und soll sich nicht beschweren.
Es gibt grundsätzlich keinen direkten Ansprechpartner, da außer den beiden Chefs keine Führungskräfte oder Teamleitungen vorhanden sind. Diese sind jedoch kaum greifbar und meiden persönlichen Kontakt. Vertrauen scheint in diesem Unternehmen wenig ausgeprägt, da Aufgaben nicht verteilt und keine Teamleitungen eingesetzt werden, was die Situation für alle verbessern könnte.
Feedbackgespräche finden nur unregelmäßig statt, und für ein offenes Gespräch bleiben oft nur 20 Minuten, was wenig Raum für einen echten Austausch lässt.
Interessante Aufgaben
Leider wurde die Arbeit so stark skaliert, dass sie sehr monoton geworden ist und man kaum Spielraum hat, sich über den eigenen Aufgabenbereich hinaus zu engagieren. Dennoch macht die Arbeit mit den Kunden grundsätzlich Freude und wäre sehr erfüllend – wenn das Pensum wieder in einem vernünftigen Rahmen läge.
Es wäre wünschenswert, mehr Einfluss und die Möglichkeit zu haben, sich in andere Themen oder Aufgaben einzuarbeiten. Doch alles, was keinen direkten wirtschaftlichen Nutzen bringt, wird ohnehin abgelehnt.
Umgang mit älteren Kollegen
Es gibt kaum „ältere“ Kollegen; die meisten sind zwischen 20 und 30 Jahren alt, mit nur wenigen Einzelpersonen bis maximal 40 Jahre. Unabhängig davon wird von allen das gleiche Arbeitspensum erwartet, ohne Rücksicht darauf, ob jemand mehr oder weniger schafft als andere.
Gehalt/Sozialleistungen
Ein positiver Aspekt ist die private Zusatzkrankenversicherung, die es ermöglicht, jährlich Geld für private Leistungen zu nutzen. Auch eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio wird bezuschusst, jedoch nur, wenn das gewünschte Studio in das Förderprogramm fällt.
Das Gehalt wurde jedoch trotz des gestiegenen Arbeitsaufwands in den letzten Jahren überhaupt nicht angepasst. Die Anforderungen sind gestiegen und werden auf immer weniger Schultern verteilt, ohne dass dies sich im Gehalt widerspiegelt.
Angesichts des Jahresumsatzes wäre es angebracht, den Mitarbeitenden eine Gehaltserhöhung zu bieten und ihre Leistung anzuerkennen, die wesentlich zum Wachstum des Unternehmens beigetragen hat. Auch ein Urlaubs- oder Weihnachtsgeld oder eine einmalige Prämie wären wünschenswert. Es ist eigentlich kaum zu glauben, dass es solche Anerkennungen bisher nicht gibt.
Image
Nach außen wirkt alles positiv, aber intern brodelt es deutlich. Andernfalls hätten wohl kaum so viele Mitarbeitende in der Abteilung das Unternehmen verlassen. Eine gewisse Fluktuation ist in jedem Unternehmen normal, aber in diesem Ausmaß habe ich es noch nie erlebt.
Karriere/Weiterbildung
Möglichkeiten zur Weiterbildung oder fachlichen Weiterentwicklung werden hier gar nicht angeboten oder gefördert, obwohl es in diesem Bereich wichtig wäre, auf dem neuesten Stand zu bleiben. Vermutlich geht man davon aus, dass die Mitarbeitenden ohnehin nicht lange bleiben, weshalb in diese Bereiche nicht investiert wird. Auch scheint es kein Interesse daran zu geben, die Mitarbeitenden wirklich kennenzulernen, ihre Fähigkeiten zu entwickeln oder sie langfristig ans Unternehmen zu binden.