Consulting bei bg: kann man machen, muss man aber nicht
Gut am Arbeitgeber finde ich
On-site Firmenevents, Apple-Ausstattung, Support Channel und insgesamt die Kommunikation via Teams
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Gehalt, Überstundenregelung, fehlende Unterstützung/Leitplanken zur Weiterentwicklung, Fakturadruck, Führung
Verbesserungsvorschläge
Mehr Benefits, Ausstattung für Home Office, Scrum wirklich leben (nicht nur die Rollen), konkrete Einarbeitung inkl work shadowing für Juniors, Entlastung für interne SMs
Arbeitsatmosphäre
Ich bin Consultant. Grundsätzlich sind alle Kolleg:innen sehr freundlich und zugänglich. Dadurch, dass aber alle remote arbeiten und bei verschiedenen Kunden unterwegs sind, kommt kein starkes Wir-Gefühl auf. Es wird viel Lob verteilt - für Kritik muss man aber ebenfalls jederzeit (!) offen sein. Das eigene Wohlbefinden hängt meiner Meinung nach stark vom internen Team ab. Manche sind mehr auf Leistung aus, andere legen mehr Wert auf Menschlichkeit. Durch das Credo der Selbstorganisation wird Verantwortung gern an den/die Einzelnen delegiert. Wenn einem etwas nicht gefällt, fühlt es sich manchmal so an, als müsste man zwanghaft der Prime Directive folgen. Das büßt Vertrauen ein und verschlechtert meiner Meinung nach den Austausch und das Miteinander.
Kommunikation
Insgesamt findet bei bg sehr viel Kommunikation statt. Man kann gar nicht allen Geschehnissen auf MS Teams folgen. Bei einigen wichtigen Themen wie Gehaltsprozessen oder Levelsprungkriterien ist die Kommunikation wiederum extrem schmal und es gibt wenig Raum zum Diskutieren. Da muss man darauf vertrauen (wollen), dass die Menschen in den entsprechenden soziokratischen Kreisen die insgesamt schlüssigsten Entscheidungen getroffen haben. Wie so oft, gehen dabei individuelle Wünsche im größeren Bild unter.
Kollegenzusammenhalt
Intern ist der Zusammenhalt gut und je nach Kundenteam mehr oder weniger stark. Bg gibt sich stolz in orange und feiert sich fürs unkonventionell sein. Die persönlichen Treffen vor Ort (Company Days) sind toll. Im Arbeitsalltag kann es vorkommen, dass der Zusammenhalt in den Hintergrund rückt. Man erhält ein Onboarding-Kombitraining und ist dann beim Kunden auf sich allein gestellt, hat jedoch eine:n Mentor:in an der Seite. Insgesamt wird meiner Meinung nach sehr viel Verantwortung auf die Schultern von Individuen gelegt.
Work-Life-Balance
Wer Consulting kennt und mag, wird die Work-Life-Balance bei bg in Ordnung finden. Gerade wenn man aber nicht nur auf Kundenprojekten unterwegs ist und seine eigenen Auslastungsziele erreichen möchte, sondern noch interne Rollen (wie z.B. Team Scrum Master) wahrnimmt, steigt der Workload enorm und wird von der Firma, wie ich finde, viel zu wenig honoriert. Es gibt quasi keinen Anreiz, sich intern zu engagieren. Auch die eigene Weiterentwicklung tritt meistens als erstes in den Hintergrund, da es immer heißt: Kunde zuerst, lernen am Kunden, Faktura erbringen. Für das Onboarding auf neuen Projekten gibt es keine standardisierten Prozesse oder Vorlagen, da ist man sehr stark drauf angewiesen, von Kolleg:innen „an die Hand“ genommen zu werden und das passiert wegen der insgesamt hohen Arbeitslast eher selten.
Überstunden, sofern man sie für sich selbst erfasst, kann man flexibel absetzen, solange das nicht die Faktura gefährdet. Laut Vertrag sind bei Consultants jeden Monat 15 Überstunden schon eingepreist.
Vorgesetztenverhalten
Es wird intern eine Mischung aus Scrum-Rollen und Soziokratie gelebt. Wirkliche Vorgesetzte in dem Sinn gibt es nicht. Teaminterne Scrum Master ticken nicht alle gleich, daher ist es eher Geschmackssache, wie gut man sich intern aufgehoben fühlt. Es ist keine Seltenheit, dass Leuten in der Probezeit gekündigt wird.
Bg transformiert sich aktuell - und vermutlich permanent. Beim Kunden ist es oft anstrengend und da man mitunter auch intern keine Ruhe und Ausgleich findet, wird es tendenziell noch anstrengender.
Interessante Aufgaben
Es ist wichtiger, überhaupt auf einem Projekt zu sein und fakturieren zu können, als dass man in seinem Wunschgebiet tätig ist. Dennoch kann man Wünsche jederzeit einbringen und die Kolleg:innen schauen gemeinsam, welche Projektrotationen sich eignen. Für eigene Themen gab es mal Gilden, in denen man sich quasi ehrenamtlich einbringen konnte. Die wurden aber in der aktuellen Transformationsphase eingestampft unter der Prämisse des Fokus.
Gleichberechtigung
Hoher Frauenanteil bei bg. Ob die Gehälter gleichberechtigt aufgeteilt sind, weiß nur HR.
Umgang mit älteren Kollegen
Es gibt wenige ältere Kolleg:innen. Die wenigen, die (noch) da sind, werden sehr geschätzt und teilen ihre Expertise proaktiv. Mir ist keine Altersdiskriminierung aufgefallen. Vielmehr nehme ich eine gewisse Ungeduld mit juniorigeren Kolleg:innen wahr, die von den „mittelalten“ ausgeht.
Arbeitsbedingungen
100% Home Office, außer man muss zum Kunden. Für Dienstreisen kann man eine Bahncard erhalten. Ausstattung besteht aus Macbook und iPhone. Dass es weiteres Equipment wie Bildschirme oder ergonomische Stühle für die Arbeit von zu Hause gibt, ist mir nicht bekannt.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Bg tritt auf unter dem Leitbild „sustainable excellence“. So schön das klingt: gelebt wird es nicht. Wenn es Zeit spart (und somit Faktura bringt), fliegen Consultants auch innerdeutsch. Die Grundhaltung stimmt. Zu ernsthaften Commitments (vor allem hinsichtlich Kunden) ist es nicht wirklich gekommen - vermutlich auch, weil das im vollgestopften Arbeitsalltag einfach keinen Platz findet. Schade!
Gehalt/Sozialleistungen
Beim Einstieg muss man darauf vertrauen, von den Gesprächspartnern in ein adäquates Gehaltsband eingestuft zu werden. Der Gehaltsprozess selbst war wohl noch nie optimal und so wird weiterhin herumexperimentiert. Insgesamt ist das Gehalt für die geforderten Leistungen meiner Meinung nach viel zu niedrig. Da inzwischen die Kunden wohl viel höhere Erwartungen an externe Scrum Masters & Agile Coaches haben, wurden die Levelsprungkriterien stark nach oben geschraubt, ohne aber den Angestellten Entwicklungspfade mitzugeben. Von Consultants wird erwartet, permanent wachsen zu wollen.
Das „unbegrenzte Weiterentwicklungsbudget“ ist de facto stark begrenzt: über Ausgaben wird im Team entschieden. Es kann jederzeit jemand nein sagen und sowieso wird immer gechallenged, ob Training X gerade wirklich einen Nutzen beim Kunden herbeiführt. An sich vom Prozess her okay, bloß sollte dann nicht mit diesem Benefit geworben werden.
Betriebliche Altersvorsorge ist für mich mit großen Fragezeichen versehen. Hier verlässt sich bg auf einen externen Dienstleister, der sich nach einiger Internetrecherche als zwiespältig herausstellt (kein transparentes Modell). JobRad gibt es nicht.
Image
Je nach Kunde ist bg mehr oder weniger stark unterwegs. Bei etablierten Kunden ist bg geschätzt. Übergeordnet ist bg kaum bekannt, außer explizit im Bereich Agilität und Transformationen.
Karriere/Weiterbildung
Zu meinem Einstieg waren die Kriterien zum Sprung aufs nächste Level anders als sie jetzt sind. Den Entscheidungen der entsprechenden soziokratischen Kreise ist man ausgesetzt. Für die eigenen Karriereschritte wird man wiederum zur Selbstorganisation & pull Prinzip aufgefordert. Viele Ungereimtheiten. Ich habe nicht das Gefühl, dass bg daran interessiert ist, dass Angestellte hier lange bleiben.