Ich feiere zwei Geburtstage im Jahr. Einer davon ist der Tag, an dem ich endlich bei der DB Systel gekündigt habe.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Dass es keiner gemerkt hat wenn ich wochenlang nichts mehr gearbeitet habe.
Verbesserungsvorschläge
Die Bahn ist nicht mehr zu retten. Anfangs habe ich politische Pläne, das Unternehmen zu zerschlagen ja noch skeptisch betrachtet, mittlerweile bin ich der Meinung, je schneller und heftiger desto besser. Denen ist nicht mehr zu helfen.
Arbeitsatmosphäre
Es ist immer nur an den Symptomen herumgedoktert worden anstatt die strukturellen Probleme zu lösen. Oberstes Prämisse war es, den kurzfrist-Zielen für die Vorstands-Boni zuzuarbeiten, alles anderes durfte auf der Strecke bleiben. Dafür alle zwei Wochen stundenlang inhaltslose Retros, wer sich mit welchem Katzenbild am Besten identifiziert.
Kommunikation
Wie im Großkonzern üblich eine massive, aber größtenteils inhaltsleere und nicht relevante Überkommunikation.
Kollegenzusammenhalt
Jeder für sich selbst. Faule und unfähige Kollegen gab es reichlich, ebenso die berüchtigten Radfahrer die nur darauf warten, Dich bei passender Gelegenheit in die Pfanne zu hauen.
Work-Life-Balance
Der Druck von oben wurde 1:1 nach unten weiter gegeben. Da bringt Dir auch das Homeoffice nichts wenn Du letztlich der einzige bist, der den Laden am Laufen hält. Nach mir sind sechs Mann eingestellt worden, um meinen Job zu übernehmen.
Vorgesetztenverhalten
Oberflächlich nett, aber absolut unfähig und vor allem untätig trifft es wahrscheinlich am ehesten.
Interessante Aufgaben
Da der Technologiestack mit dem Personal zusammen gealtert ist - nein. Und Veränderungen waren nicht gewollt. Haben wir schließlich schon immer so gemacht. Innovativer "Zero Knowledge" Ansatz.
Gleichberechtigung
Du bist weiblich, behindert oder mit Migrationshintergrund? Am besten alles zusammen? Komm zu uns, Du musst nichts können. Bei uns ist jeder gleich, aber manche - die sind ganz besonders gleich.
Umgang mit älteren Kollegen
Frei nach dem Motto "mir kann eh keiner was", kannst Du Dir die Sonne auf den Pelz scheinen lassen, wenn Du einer dieser Älteren bist und die jüngeren hinter Dir her räumen lassen kannst. Ich würde hier beinahe von umgedrehter Altersdiskriminierung sprechen.
Arbeitsbedingungen
Ich bin dann irgendwann so weit gewesen, von der Brücke zu springen. Hat auch niemanden interessiert, und entsprechende Unterstützung vom Arbeitgeber gab es auch nicht. Pfui.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Theoretisch sollte die Bahn ja irgendwie umweltfreundlich sein. Dem entgegen steht die grassierende Ineffizienz sowie das viele CO2 und Methan, das in den nicht enden wollenden Meetings, Dailys, Weeklys, Monthlys, und Retros produziert wird.
Gehalt/Sozialleistungen
War OK aber nicht weltbewegend. Da ich auch Steuerzahler bin würde ich sagen, waren die meisten immer noch massiv überbezahlt für was sie geleistet haben.
Image
Ich habe fast 10 Jahre lang als Kunde und dann als Mitarbeiter die Fahne hochgehalten für die Bahn, habe Zugbegleiter gegen wütende Fahrgäste verteidigt und und und. Habe über die Bahnwitze gelächelt und jedem erklärt, dass es ja nicht so schwarz-weiß sei. Aber mittlerweile bin ich überzeugter Autofahrer geworden und muss mich auch nicht mehr für meinen Arbeitgeber schämen.
Karriere/Weiterbildung
Kannste vergessen. Keine Gespräche, kein Plan, keine Möglichkeiten. Die Consultants richten das schon für uns, wozu in die eigenen Leute investieren.