Mehr Schein als Sein...
Gut am Arbeitgeber finde ich
Viele Freiheiten, junge Teams, lockere Atmosphäre, sehr viel Homeoffice, entspanntes Miteinander.
Unterm Strich kann man hier definitiv arbeiten, man sollte sich nur über einige Aspekte im Klaren sein.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Die Divergenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit, Außendarstellung und internen Problemen sowie die chronische Sucht, sich intern auch über Hierarchieebenen hinweg "freundschaftlich" zu geben, finde ich im Kontrast zu den tatsächlichen Verhaltensweisen fragwürdig. Das führt zu einer unprofessionellen Nähe, die ggf. problematisch werden kann.
Darunter leidet die Authentizität.
Ein Tiefpunkt war schließlich das enttäuschend verlaufende Jahresgespräch.
Die Nebengeräusche des Abschieds (Art und Weise der Bekanntgabe gegenüber den Kollegen als Folge fehlerhafter interner Politik, Vorgesetztenverhalten im Zuge dessen, kein Exit-Gespräch...) waren schließlich lediglich eine Bestätigung meiner Beobachtungen und bekräftigten meine Entscheidung, das Unternehmen zu verlassen.
Alles in allem ein nettes Miteinander und solides Arbeitsumfeld, das jedoch an den wirklich wichtigen Stellen durch fehlende Professionalität geprägt ist.
Verbesserungsvorschläge
Nehmt die Mitarbeiter und ihre Stimmung ernst! Aber das geht halt schlecht, wenn das mittlere Management überproportional im Homeoffice oder 80% des Tages in Meetings sitzt und daher kaum greifbar ist.
Nutzt die Jahresgespräche sinnvoller! Wäre man monetär ein wenig flexibler gewesen als "dieses Jahr gibt es nichts" zu sagen, hätte ich mich gar nicht erst nach einem neuen Job umgeschaut. Zumindest passt die "alles super"-Kommunikation im Alltag dann nicht zu den Äußerungen im Gespräch. Solche Diskrepanzen bringen Unzufriedenheit.
Die Kundenzufriedenheit kann man nicht jedes Mal als Begründung fürs Nicht-Angehen von Painpoints heranziehen - der Kunde hat seine Verträge zu erfüllen, das kann man nicht wegdiskutieren, nur weil früher mal etwas schiefgelaufen ist. Durch das ewige Aufschieben dieser Punkte gibt es stets schwelende Themen, die irgendwie umschifft werden müssen - unglücklich.
Klare Zuständigkeiten schaffen. Ewige Feedback-Schleifen und Meetingmarathons beenden ("Vorbereitung vom Vorbereitungsmeeting"). Das ist klar die Folge von unklaren Weisungsbefugnissen und mangelndem Mutes, Entscheidungen zu treffen. Das wiederumg liegt in einigen Bereichen am verloren gegangenen Überblick - teils eine Folge der Mitarbeiterfluktuation.
Da kein Exit-Gespräch stattfinden sollte, scheint wohl auch kein Wille zur Verbesserung zu bestehen - schade! Genug Punkte gäbe es.
Arbeitsatmosphäre
An sich wirklich gut und produktiv, im Großraumbüro durch fehlende 1er-/ 2er-Kapsel-Meetingräume usw. jedoch zeitweise arg laut.
Kommunikation
Es wird viel geredet, aber wenig gesagt. Wirklich wichtige Dinge abseits von plakativen Diversity-Themen werden schwach kommuniziert. Umstrukturierungen passierten sehr kurzfristig, die Implementierung von Prozessen usw. oblag dann weitestgehend dem Fußvolk - das hat Vor- und Nachteile im Sinne von Freiheiten, aber auch teils unklaren Zuständigkeiten und Weisungsbefugnissen. Manchmal könnte man den Eindruck erhalten, der Kunde und das eigentliche Business gerieten abschnittsweise aus dem Blickfeld.
Gegenüber dem Kunden dürfen Führungskräfte gern energischer auftreten und nicht jeden Painpoint strategisch-taktisch auf den Sankt Nimmerleinstag verschieben, um dann eines Tages in Aktionismus zu verfallen.
Wo Licht ist, ist manchmal auch sehr viel Schatten....
Kollegenzusammenhalt
Innerhalb des Teams (oberflächlich) gut. Man kann vernünftig miteinander arbeiten.
Work-Life-Balance
Viel Homeoffice, abseits der Hauptsaison alles easy. Entspannte Arbeitszeit- und Überstundenregelung.
Vorgesetztenverhalten
Stark wechselhaft. Einerseits menschlich oberflächlich alles in Ordnung. Andererseits waren die Person(en) durch stete Überlastung der mittleren Ebenen de facto kaum erreichbar.
Ein Exit-Gespräch oder eine wirklich persönliche Verabschiedung gab es nicht.
Interessante Aufgaben
Viele Freiheiten. Teils umständliche Prozesse.
Arbeitsbedingungen
Gut ausgestattetes Büro in Top-Lage! Jedoch konzeptuelle Überarbeitungen (Meetingräume, vgl. oben) nötig.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Es wird viel geredet und einiges getan.
Gehalt/Sozialleistungen
Man muss gut einsteigen, denn weitere Erhöhungen sind außerhalb von Beförderungen schwer zu erlangen.
"Gute" Leistungen (so wurden es im Alltag jedenfalls oft genug bezeichnet) werden monetär nicht oder nur unzureichend honoriert.
Die Sozialleistungen sind für eine Agentur in Ordnung, im größeren Vergleich besteht aber noch Luft nach oben. Das de facto unbegrenzte Homeoffice kann nicht alles kompensieren.
Image
Dentsu hat in der Branche als Arbeitgeber eher ein durchwachsenes Standing. Die Mitarbeiterstimmung sackte im Laufe der Zeit merklich ab.
Karriere/Weiterbildung
Jahresgespräche gibt es, sind aber tendenziell eher verschenkte Zeit. Von 5 Zielen sind 4-5 in festen Kategorien ("People", ...) vorgegeben und werden zudem inhaltlich bereits im Vorwege von der Führungskraft festgelegt. Der eigentliche Job wird kaum gefeedbacked. Die eigene (fachliche) Entwicklung ist nur ein kleiner Bestandteil und rückt eher in den Hintergrund. Überwiegend steht dann zu buche, dass man ein Teamevent organisieren soll und einen Volunteering Day mitmacht........ Der Mehrwert ist überschaubar.
Die interne Academy und weitere externe Kurse gibt es, man muss sich halt kümmern. Das passt.