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Besonders gestört hat mich die Berichtspflicht. So musste ich als „selbstständige“ Person einmal in der Woche meinem*r Chef*in berichten, wie viele Personen ich angerufen habe, wie viele Termine hieraus entstanden sind, wie viele Beratungsgespräche ich geführt habe und wie diese Beratungsgespräche verlaufen sind. Es hat also ein sehr enges Monitoring stattgefunden. In einem Angestelltenverhältnis ist dies nichts Ungewöhnliches, aber da ich ein solches bewusst aufgegeben habe, um von den Vorzügen der Selbstständigkeit zu profitieren, wurde ich an dieser Stelle stark enttäuscht. Denn die Nachteile der Selbstständigkeit hatte ich natürlich trotzdem – dies betrifft vor allem die Übernahme des Arbeitgeberanteils zur Sozialversicherung durch die*den „Selbstständige*n“. Viele Neueinsteiger*innen haben nichts für die Rente zurückgelegt – mir war es jedoch wichtig, dies auch in der Anfangsphase zu tun. Dies bedeutete dann jedoch, dass ich nach Abzug von Steuern, Kranken- und Pflegeversicherung sowie der Altersvorsorge noch rund 1.000 Euro netto im Monat übrig hatte – womit wir beim Geld sind. Mir war vor Aufnahme der Tätigkeit bewusst, dass es zunächst eine gewisse Durststrecke geben würde.

By the way: Es ist auffallend, dass hier bei Kununu die (sehr) guten Bewertungen deutlich überwiegen. Ich möchte diese Bewertungen nicht in Abrede stellen. Allerdings möchte ich gern deutlich machen, dass viele Repräsentant*innen, die das Unternehmen verlassen haben, dieses Kapitel in ihrem Leben einfach nur noch abschließen wollten und nicht bereit waren bzw. sind, weitere Zeit bzw. Energie in eine solche Bewertung zu investieren. Auch das Thema Angst spielt eine Rolle.

Last but not least möchte ich dir in deiner Lage ein paar Reflexionsfragen mitgeben, die du dir stellen kannst, wenn du den Bewerbungsprozess weiterhin durchführen möchtest:

1. Bei mir in der Niederlassung wurden auch in der Hochphase der Pandemie keinerlei Corona-Schnelltests sowie keinerlei Masken zur Verfügung gestellt. Frage im Vorstellungsgespräch nach, wie es in der jeweiligen Niederlassung gehandhabt wurde (ein Unternehmen, das derart Grundsätzliches während einer globalen Pandemie nicht zur Verfügung gestellt hat, sollte man meines Erachtens zumindest kritisch sehen).

*DER HIER STEHENDE SATZ MUSSTE AUFGRUND EINES ANWALTLICHEN SCHREIBENS DER DEUTSCHEN ÄRZTE FINANZ AN KUNUNU ZENSIERT WERDEN, DAMIT NICHT DIE GESAMTE BEWERTUNG OFFLINE GEHT.* Ob XXX Euro im Monat wirklich viel sind, hängt immer von der individuellen Betrachtung ab. Ich weiß jedoch, dass es genügend Menschen gibt, die (deutlich) mehr verdienen als ich.
Und wäre dies nicht schon genug, gibt es eine weitere Gemeinheit, die ich wirklich unfair finde: Man hat keinen Arbeitsvertrag, sondern einen sogenannten „Repräsentantenvertrag“. Man ist also kein*e Arbeitnehmer*in/Angestellte*r, sondern aus rechtlicher Perspektive selbstständig. Dieser Repräsentantenvertrag umfasst nicht wie ein gewöhnlicher Arbeitsvertrag ca. 5 Seiten, sondern man bekommt nach erfolgreicher Absolvierung des Assessment Centers einen ganzen Aktenordner zugeschickt. Ich habe mir die Mühe gemacht, diesen Aktenordner nach bestem Wissen und Gewissen zu lesen.

3. Achte bei dem Gespräch ganz genau auf die Büro- und Geschäftsausstattung (kleine Anekdote am Rande: Mein*e Chef*in meinte vor Aufnahme meiner Tätigkeit zu mir, dass bereits ein schöner, hochwertiger Laptop für mich eingetroffen sei – als ich meine Tätigkeit begonnen habe, musste ich feststellen, dass der Laptop einen noch kleineren Bildschirm hatte als mein privater Laptop. Unter „schön“ und „hochwertig“ hatte ich mir tatsächlich mehr vorgestellt). Ein höhenverstellbarer Schreibtisch sowie ein ergonomischer Bürostuhl sollten für ein gutes betriebliches Gesundheitsmanagement vollkommen selbstverständlich sein – zumindest bei mir in dem Service-Center war dies nicht der Fall. Bedenke, dass du im Regelfall (deutlich) mehr als acht Stunden am Tag arbeitest, gerade auch am Anfang deiner Karriere. Frage am besten nach derartigen Dingen und schaue dir an, wo genau die Niederlassung ist. Würdest du die Adresse als repräsentativ ansehen? Oder zumindest als Ort, wo du gern täglich hingehst und einen großen Teil deiner Lebenszeit verbringen möchtest?

Abschließend: Ich möchte gern ein großes Lob an das Social Media Team aussprechen. Immer dann, wenn eine negative Bewertung auftaucht, tauchen plötzlich ganz viele positive Bewertungen auf. Gute Arbeit im Sinne des employer brandings!