Deutliche Risse im Vertrauensverhältnis zum Bund als Arbeitgeber
Gut am Arbeitgeber finde ich
Für sehr viele Positionen ist eine überdurchschnittlich freie Zeiteinteilung möglich. Das ist bei dermaßen fokusintensiver Arbeit allerdings auch nicht anders möglich.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Neue Mitarbeiter werden mit Versprechen nach Gehaltsprogression geworben. Neuerdings bleibt diese jedoch ohne Kommunikation im Vorfeld kurzfristig aus. Das ist besonders für jüngere Mitarbeiter, die einen Abschlag beim Gehalt für die Zuverlässigkeit einer Beamtenfunktion beim Bund tauschen, bitter. Die Leitung des Patentamts hat sich offenbar dazu entschieden, den Bund als unzuverlässigen Arbeitgeber wirken zu lassen, obwohl Zuverlässigkeit der unique - wenn nicht gar der einzige - selling point des Patentamts als Arbeitgeber ist.
Verbesserungsvorschläge
Kommunikation und Zuverlässigkeit. Es gibt gewaltige Projekte wie etwa den Umzug von mehr als 2000 Arbeitsplätzen und Ähnliche und über die Position der Leitung und des Ministeriums sowie den Verlauf von Verhandlungen wird eher spät kommuniziert. Zuverlässigkeit: siehe Gehalt.
Arbeitsatmosphäre
Wo möglich, wird (von den Kollegen und Abteilunsgleitern) eine Atmosphäre geschaffen,- allerdings kommen viele Stellen ohne Kollegenzusammenhalt aus - sicherlich auch wegen der freien Zeiteinteilung.
Kommunikation
Die Kollegen versuchen zu spekulieren, was die Leitung in der rechtzeitigen Kommunikation auslässt. Das ist bei dem Umgang mit der Haushaltslage oder dem geplanten Umzug fast sämtlicher Arbeitsplätze zumindest nicht glücklich.
Kollegenzusammenhalt
Im Privaten sehr gut, das ist allerdings sehr lokal. Beim Patentamt kann nur anhand der freien Hand der Leitung angenommen werden, dass sich Kollegen in der Hierarchie eher nicht für Andere einsetzen, um sich selbst nicht zu gefährden oder sich gar zu empfehlen. Allerdings fehlt auch hier die Kommunikation, um das besser zu beurteilen.
Work-Life-Balance
Sehr freie Arbeitszeiteinteilung. Die Arbeit, die mit so großzügigen Regelungen bedacht wird, ist anders allerdings auch schlecht zu leisten, da extrem konzentrationsintensiv.
Vorgesetztenverhalten
Soweit ich das beurteilen kann, unterstützend. Allerdings haben Vorgesetzte im Vergleich zur Wirtschaft fast keinen Gestaltungsspielraum, sodass sie maßgeblich ausführen, was von Ihnen verlangt wird.
Gleichberechtigung
Alice Schwarzer hat gewonnen, jede kann werden was Sie will. Das heißt aber nicht, dass eine Gesellschaft das auch annimmt. Im Patentamt sind die Stellen nach dem Schlüssel vergeben, den man in der Interessenwahl von 6-jährigen annehmen würde. (Erzieht eure Mädchen so, dass sie Familien ernähren wollen. Gen-Z: Merkt ihr selbst, oder?)
Umgang mit älteren Kollegen
Es gibt Altersteilzeit und typischerweise ist man vor der Pension Gruppenleiter.
Arbeitsbedingungen
Die unmittelbaren Bedingungen wie Homeoffice, gleitende Arbeitszeit, kurze und unkomplizierte Urlaubsbewilligung sind eher besser. Allerdings hat die Leitung die delikate Aufgabe, sämtliche Mitarbeiter über einen langen Zeitraum für die gleiche Arbeit zu motivieren. Das ist vermutlich in diesem Maße einzigartig und lässt wenig Spielraum für erratisches Handeln.
Gehalt/Sozialleistungen
In die Beamtenstellen wird Gehaltsprogression, Beihilfe und Pension eingepreist - sämtlich Leistungen in ferner Zukunft. Dass neuerdings völlig unklar ist, wie sehr man sich darauf verlassen kann, hat eine Wette auf das Patentamt als Arbeitgeber unattraktiver gemacht.
Image
Das Patentamt funktioniert deutlich effizienter als sein Image als (Bundes-)Behörde. Die Stellenbeschreibung ist allerdings dem Image entsprechend.
Karriere/Weiterbildung
Inhaltlich ist eine Weiterbildung deutlich unterdurchschnittlich möglich. Ein Karriereweg ist für die Arbeitseffizienz eher hinderlich und so scheint der Arbeitgeber auch zu handeln.