Überlegt es euch mehr als einmal, ob ihr wirklich im internationalen Produktmanagement starten wollt!
Gut am Arbeitgeber finde ich
Es wird viel Flexibilität geboten, um private und berufliche Termine in Einklang zu bringen. Es ist problemlos möglich, später anzufangen, früher aufzuhören oder eine längere, mehrstündige Pause für Arztbesuche, Behördengänge oder andere Angelegenheiten einzulegen – ein einfacher Kalendereintrag genügt. Angesichts der Lage der Zentrale in Norderstedt ist es zudem vorteilhaft, dass der Großteil der Arbeit mobil erledigt werden kann, während der Mittwoch und Donnerstag als gemeinsamer Teamtag festgelegt ist.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Das größte Problem in diesem Bereich ist ohne Frage die Führungskraft. Die Führung ist unprofessionell, toxisch und äußerst schwierig. Obwohl Hermes insgesamt kein schlechter Arbeitgeber ist und viele Dinge gut macht, wird dies von der Führung komplett überschattet. Dies führt zu einer hohen Fluktuation, weshalb ich von diesem Bereich abraten und ihn nicht weiterempfehlen kann. Darüber hinaus lädt die Zentrale aufgrund ihrer geographischen Lage und der Büroeinrichtung nicht dazu ein, häufig ins Büro zu kommen. Aufgrund der geringen Anwesenheit im Büro hat die Führungskraft entschieden, dass die Anwesenheit an zwei Tagen in der Woche verpflichtend ist.
Verbesserungsvorschläge
Perspektivisch wäre es sinnvoll, auf das Otto-Gelände in Bramfeld umzuziehen, um attraktiver zu werden und von dessen Annehmlichkeiten, wie einer Vielzahl leckerer Kantinen, zu profitieren. Zudem gibt es keine Workation-Optionen wie in anderen Unternehmen der Ottogruppe, was angesichts der hohen Zahl an gewerblichen Mitarbeitern und Zustellern aus Gerechtigkeitsgründen nachvollziehbar ist. Allerdings sind die angebotenen Benefits nicht mit denen anderer Unternehmen vergleichbar. Wichtige Standards wie EGYM Wellpass, Urban Sports Club, Fitnessförderung oder eine betriebliche Altersvorsorge fehlen; stattdessen gibt es lediglich einen Zuschuss zu vermögenswirksamen Leistungen.
Arbeitsatmosphäre
Bei Hermes wird eine Duz-Kultur gelebt, was angenehm ist und Hürden abbaut. Allerdings ist die Situation im Team aufgrund der Führungskraft angespannt und die Atmosphäre leidet darunter. Inzwischen gibt es zwei Team Leads, die eine Distanz zur disziplinarischen Führungskraft schaffen, was die Teamatmosphäre etwas verbessert hat. Diese Struktur wird teils von der Führungskraft ignoriert.
Kommunikation
Die Kommunikation seitens der Geschäftsführung in den Konzern ist insgesamt gut. Es finden regelmäßig informative Quartalsgespräche und ein VodCast statt. Im internationalen Bereich gibt es zudem regelmäßige Bereichsmeetings, in denen die unterschiedlichen Teams Updates präsentieren und der entsprechende Geschäftsführer die wichtigsten KPIs sowie die Konzernentwicklung vorstellt. Allerdings werden im internationalen Product- und Carrier-Management-Team einige Informationen bewusst und teils ohne ersichtlichen Grund zurückgehalten, bis sie von der Führungskraft mit dem Team geteilt werden.
Kollegenzusammenhalt
Der Kollegenzusammenhalt im Team ist insgesamt in Ordnung. Einerseits entsteht teils der Eindruck, dass manche eher als Einzelkämpfer agieren und versuchen, ihre eigenen Aufgaben voranzubringen. Andererseits sind die meisten Kolleginnen menschlich sehr angenehm. Allerdings herrscht im Team eine negative Stimmung, die stark durch das Verhalten der Führungskraft beeinflusst wird. Viele sprechen dieses Problem im persönlichen Gespräch an, doch aus unterschiedlichen Gründen – wie der Angst, in Missgunst zu fallen und negative Konsequenzen zu erfahren – traut sich niemand, das Thema offen anzusprechen. Die Fluktuation im Team ist entsprechend hoch; in den letzten Monaten haben viele Kolleg*innen das Unternehmen verlassen, teils während der Probezeit.
Work-Life-Balance
Es stehen 30 Urlaubstage pro Jahr zur Verfügung. Freie Zeit wird im Allgemeinen respektiert, es sei denn, die Führungskraft sieht bestimmte Aufgaben als so dringend an, dass sie dennoch Kontakt aufnimmt.
Vorgesetztenverhalten
Die Vielzahl negativer Erlebnisse sprengt den Rahmen, daher hier einige Beispiele aus den letzten Wochen und Monaten:
- In Teamrunden werden Kolleg*innen öffentlich bloßgestellt und ihre Kompetenz infrage gestellt.
- In 1-on-1-Gesprächen wird mit Dritten über persönliche Vertragsinhalte gesprochen – ein absolutes No-Go!
- 1-on-1s finden nur unregelmäßig statt und werden oft kurzfristig verschoben, teilweise nur Minuten vor dem Termin. Pünktlichkeit ist generell selten, was ich als respektlos empfinde.
- Absprachen, auch zu Gehaltsthemen, werden im Nachhinein ignoriert oder auf Betriebsvereinbarungen verwiesen, was zwar rechtlich korrekt, aber enttäuschend im Umgang ist. Mir war es eine Lehre.
- Konstruktive Kritik wird oft als persönlicher Angriff gewertet und führt zu Gegenangriffen.
- Der Umgangston ist teils harsch, und zwischen den Zeilen wird mangelnde Wertschätzung spürbar.
- Über neue Kolleg*innen wird oft erst kurz vor deren Start informiert, und ein strukturierter Einarbeitungsplan fehlt. Die FK ist manchmal am ersten Arbeitstag im Home Office.
- Erst nach über zwei Monaten und mehrfachen Nachfragen sowie unter Androhung rechtlicher Schritte erhielt ich mein Zeugnis
- etc
Interessante Aufgaben
Die Aufgaben im „International Product Team“ sind äußerst vielfältig. Je nach Einsatzbereich managt man internationale Partner, kalkuliert Preise für potenzielle Kunden und entwickelt neue Produkte sowie die dazugehörigen Prozesse. Insbesondere mit der IT und dem OPS gibt es enge Schnittstellen, weshalb eine gewisse IT-Affinität definitiv von Vorteil ist. Allerdings hat man oft keinen Einfluss darauf, welche Aufgaben man übernimmt, da man dort eingesetzt wird, wo aufgrund hoher Fluktuation gerade Personal fehlt. Daher kann es vorkommen, dass man andere Aufgaben übernehmen muss, als im Vorstellungsgespräch besprochen.
Gleichberechtigung
Im Großen und Ganzen herrscht Gleichberechtigung. Es wird kein Unterschied zwischen Alter, Herkunft oder Geschlecht gemacht. Dennoch gibt es Mitarbeiter*innen, die bei der Führungskraft einen bevorzugten Status genießen und daher beispielsweise früher Informationen erhalten, obwohl sie auf derselben Hierarchiestufe stehen. Das gibt es aber in vielen Unternehmen.
Umgang mit älteren Kollegen
Im Bereich „International Parcel Solutions“ gibt es nur wenige Mitarbeiter*innen, die älter als 55 oder 60 Jahre sind. Es wird kein Unterschied zu jüngeren Kolleginnen gemacht.
Arbeitsbedingungen
Die Büroeinrichtung ist eher spartanisch und könnte deutlich ansprechender gestaltet werden. Es gibt keine feste Arbeitsplatzzuteilung mehr. Mitarbeitende erhalten einen eigenen Laptop und möglicherweise ein Diensthandy. Allerdings stehen zahlreiche gut ausgestattete Räume zur Verfügung, die sich ideal für Workshops eignen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Das Umweltbewusstsein im Unternehmen ist ausgeprägt. In der Zustellung werden einige Städte vollständig emissionsfrei beliefert, und auch im Büro werden verschiedene umweltfreundliche Maßnahmen erprobt. Zudem gilt bei Hermes der Tarifvertrag.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt im Team variiert teils, ist jedoch insgesamt durchschnittlich. Ich meine mich zu erinnern, dass es kein Weihnachtsgeld gibt und lediglich ein kleiner Betrag als Urlaubsgeld gezahlt wird. Zusätzlich kann ein jährlicher Bonus gewährt werden, der vom Erreichen der Ziele abhängt.
Image
Ich schätze das Image von Hermes als durchschnittlich ein.
Karriere/Weiterbildung
Bei Hermes gibt es einige wenige Weiterbildungsmöglichkeiten, jedoch ist man über den Ottokonzern an ein umfangreiches Portfolio angeschlossen. Um tatsächlich an einem Kurs teilnehmen zu können, ist es erforderlich, mit der Führungskraft zu diskutieren und sich teils zu rechtfertigen. Proaktiv wird dieses Thema nicht angegangen, um Mitarbeiter*innen zu fördern.