Frust statt Fortschritt: Meine Erfahrung bei der Hermes im Department Sales und die toxische Arbeitsatmosphäre
Gut am Arbeitgeber finde ich
Ein positiver Aspekt bei Hermes ist die Flexibilität in Bezug auf Arbeitszeiten und Gestaltung. Man hat die Freiheit, seinen Arbeitstag weitgehend selbst zu gestalten und es gibt kaum Überprüfungen oder Druck. Diese Flexibilität kann als Vorteil gesehen werden, da man sich nach Belieben dem privaten Vergnügen widmen kann, ohne sich ständig rechtfertigen zu müssen.
Allerdings ist diese Freiheit nicht ohne Nachteile. Die geringe Kontrolle und der Mangel an Überprüfung können dazu führen, dass einige Mitarbeiter die Zeit eher aussitzen als produktiv nutzen. Diese laxen Bedingungen tragen dazu bei, dass sich die tatsächliche Leistung und Engagement vieler Mitarbeiter in Grenzen halten und die Unternehmenskultur insgesamt darunter leidet.
In einem Umfeld, in dem es an klaren Zielen und Leistungsdruck fehlt, kann diese Flexibilität sowohl als Vorteil als auch als potenzielles Hindernis gesehen werden. Wer in einem solchen System nicht die nötige Selbstdisziplin mitbringt, könnte Schwierigkeiten haben, echte Fortschritte zu erzielen und sich im Arbeitsmarkt entsprechend zu positionieren.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Das Unternehmen hat den Kampf im Markt bereits verloren und befindet sich sowohl intern als auch extern am Boden. Die desaströsen roten Zahlen spiegeln sich in der Arbeitsatmosphäre wider, die fast schon belustigend erscheint, wenn man sieht, wie Mitarbeiter im Sales diese Situation noch rechtfertigen. Es ist fast unglaublich, wie viele diese desolate Lage ignorieren und sich selbst in der Illusion wiegen, alles sei in Ordnung.
Die toxische Atmosphäre setzt sich schnell im privaten Leben fort, wodurch man verlernt, sich über Dinge zu freuen. Die Belastungskurve kann rasch in Richtung eines „Borouts“ gehen – einer ausgebrannten Leere, die durch die ständige negative Umgebung verursacht wird.
Für mich ist diese schreckliche Reise vorbei. Ich konnte den Absprung nach kurzer Zeit erfolgreich vornehmen und habe einmal mehr gelernt, was ich nicht will: Teil der Otto-Gruppe zu sein und mich mit Menschen auseinanderzusetzen, die keine Motivation und keinen Zugang zu Logik haben. Die Erfahrungen hier haben mir klar gemacht, welche Arbeitsumgebung ich zukünftig meiden möchte.
Verbesserungsvorschläge
Wirkliche Verbesserungsvorschläge werden bei Hermes kaum angegangen, es sei denn, man wäre bereit, das gesamte Top- und Middle-Management durch kompetente Personen zu ersetzen. Dies wäre nicht nur teuer, sondern auch langwierig und erfordert die Fähigkeit, tatsächliche Kompetenz zu erkennen – etwas, das hier häufig zu fehlen scheint. Der CEO-Wechsel hat einmal mehr gezeigt, dass das Unternehmen sich seiner Unfähigkeit absolut nicht bewusst ist. Es wirkt, als sei man nicht in der Lage, grundlegende Probleme zu erkennen und anzugehen.
Für diejenigen, die echte Entwicklung und den Austausch mit Experten suchen, sei gesagt: Es lohnt sich, sich umgehend nach Alternativen umzusehen. Das Arbeiten bei Hermes, insbesondere für junge Talente, kann zu einer Falle werden. Der Einstieg in diesen Job kann dazu führen, dass man sich in einer Situation wiederfindet, in der man sich an die Arbeitsweise innerhalb des Unternehmens gewöhnt und dadurch im tatsächlichen Arbeitsmarkt Schwierigkeiten hat, weiterzukommen.
Zum Glück gibt es die Otto-Gruppe als Muttergesellschaft, zu der man im Notfall wechseln kann. Allerdings ist auch hier viel Bewegung und mein Bild von der Otto-Gruppe ist ebenfalls stark beschädigt. Das Image allein reicht nicht aus, um die Realität zu überdecken.
Arbeitsatmosphäre
Die mangelnde Expertise auf den übergeordneten Ebenen ist schlichtweg schockierend. Es fehlt an grundlegendem prozessualen Wissen, was mich immer wieder erstaunt hat. Besonders auf den höheren Ebenen sitzen viele alteingesessene Personen, die den aktuellen Marktanforderungen in keiner Weise gerecht werden können und wollen.
Kommunikation
Die Kommunikation innerhalb meines eigenen Teams und mit meiner direkten Vorgesetzten habe ich als sehr positiv erlebt. Es gab stets eine offene und konstruktive Zusammenarbeit. Doch außerhalb dieses Teams sah es leider anders aus. Bei Hermes Germany existiert schlichtweg keine echte Unternehmenskultur. Statt Fortschritt zu fördern, werden Themen ausgesessen, und produktives Arbeiten ist aufgrund der Unwissenheit vieler Beteiligter nahezu unmöglich. Es fehlt an grundlegenden Kenntnissen, was einfache Prozesse angeht, und das blockiert jegliche Weiterentwicklung.
Kollegenzusammenhalt
Sporadischer Kollegenzusammenhalt ist vorhanden, aber oft nur oberflächlich. In vielen Fällen wird die Hand, die einen füttert, gebissen. Missgunst und wenig Unterstützung prägen das Miteinander. Mein Team war hier die große Ausnahme, wo der Zusammenhalt funktionierte und die Erfahrung insgesamt positiv war.
Work-Life-Balance
Work-Life Balance: Einziger Lichtblick – solange das Life im Vordergrund steht. Die Work-Life Balance ist vermutlich das einzige Argument, das für dieses Unternehmen spricht – solange man den Fokus klar auf das „Life“ legt. Wer jedoch wirklich inhaltlich vorankommen, etwas lernen und sich weiterentwickeln möchte, ist bei Hermes völlig fehl am Platz. Für diejenigen, die innerlich bereits aufgegeben haben und nur ihr Gehalt überwiesen bekommen wollen, mag Hermes die ideale Wahl sein.
Vorgesetztenverhalten
Das Vorgesetztenverhalten ist schwer zu ertragen. Wenn man nach links und rechts schaut, stellt man fest, dass die Anzahl der Führungskräfte mit echtem Know-how praktisch gleich null ist. Weder fachlich noch menschlich gibt es hier viel zu holen, mit einigen wenigen Ausnahmen. Besonders auf der Head-of-Ebene und darüber herrscht völlige Überforderung – ein roter Faden ist hier nicht erkennbar.
Das deckt sich jedoch leider mit dem Anspruch der Mitarbeiter, welche schon gar nicht mehr hinterfragen, zumeist aber auch schlichtweg ahnungslos sind. Hier stimmt wirklich nichts, nicht einmal die Basics im Bereich Sales sind gegeben bzw. bekannt.
Man positioniert sich gerne bei vollkommener Ahnungslosigkeit und fühlt sich leider oftmals sehr überlegen, gegenüber den meisten Parteien, was ein Arbeiten auf Augenhöhe unmöglich macht, da hier keiner nur ansatzweise fachlichen Begründungen standhält und sie wirklich nachvollziehen kann. Aufstieg ist hier schnell möglich, spielt man das Spiel mit.
Interessante Aufgaben
Wenn „interessant“ bedeutet, niemals ein Projekt abzuschließen und ständig Themen zu übernehmen, die keinen erkennbaren Business Value haben und weder von Abteilungen noch von Vorgesetzten sinnvoll begründet werden können, dann ja. Man hinterfragt hier schnell sein eigenes Handeln. Eigenständiges Mitdenken ist nicht erwünscht – es geht einzig darum, Aufgaben abzuarbeiten. Ob diese wertschöpfend sind, spielt dabei überhaupt keine Rolle.
Gleichberechtigung
Kulturwandel? Eine Farce. Es gibt zwar ein Kulturwandel-Team, aber spricht man mit Kolleg:innen, wird es flächendeckend belächelt. Wandel ist bei Hermes ein Fremdwort. Vergleicht man die Situation mit Unternehmen, die wirtschaftliche Erfolge vorweisen, wird schnell klar, dass Hermes hier nicht mithalten kann.
Obwohl auf der Führungsebene vermehrt Frauen vertreten sind, haben ausländische Kollegen es meiner Erfahrung nach weiterhin schwer. Oft fühlte ich mich, als wäre ich auf einem „Campingplatz“, auf dem das Klientel sehr homogen und schlicht agiert hat.
Umgang mit älteren Kollegen
Älteres Personal, das schon länger im Unternehmen ist, wird weder besser noch schlechter behandelt – es hängt stark vom jeweiligen Typ ab. Allerdings fehlt es insgesamt an Identifikation und Perspektive für jüngere Mitarbeiter. Das „blaue Blut“ stirbt aus, und was bleibt, sind oft antriebslose Gestalten, die entweder innerlich längst aufgegeben haben oder Hermes als bezahlten Urlaub für ein paar Jahre betrachten.
Arbeitsbedingungen
Die Arbeitsumgebung in diesem Unternehmen ist leider die schlimmste Erfahrung meiner beruflichen Laufbahn. Das Gebäude ist stark renovierungsbedürftig und vermittelt einen eher behördlichen Eindruck, der nicht gerade einladend ist. Die technische Ausstattung ist so stark veraltet, dass sie oft die Arbeit beeinträchtigt. Teams-Meetings sind kaum durchführbar, da die Qualität der technischen Ausrüstung so schlecht ist, dass man sich lieber gleich zurückziehen sollte.
Das Unternehmen bewirbt sich mit dem Angebot eines Handys, Tatsache ist kein Budget, Geräte sollen doch privat genutzt werden. Insgesamt fühlt man sich hier durch die unzureichende Infrastruktur und die veraltete Technik stark eingeschränkt. Ein Umdenken und Investitionen in moderne Arbeitsmittel wären dringend erforderlich, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Das Unternehmen präsentiert sich zwar als umwelt- und sozialbewusst, doch leider wirkt es in der Praxis wie klassisches Greenwashing. Die Bemühungen und Initiativen erscheinen oft eher als kosmetische Maßnahmen ohne nachhaltigen Impact. Statt wirklich greifbare Veränderungen herbeizuführen, werden oberflächliche Aktionen durchgeführt, die mehr darauf abzielen, ein "gutes Image" zu wahren, als tatsächlich einen positiven Unterschied zu machen. Es ist enttäuschend zu sehen, dass das, was auf den ersten Blick umwelt- und sozialfreundlich wirkt, bei genauerer Betrachtung oft nur leere Worte und PR-Gags sind. Echtes Engagement für Umwelt und Gesellschaft sieht anders aus.
Das Traurige daran ist, dass dies Teil der Otto Gruppe ist und damit auch für mich einen sehr faden Beigeschmack hinterlässt. Otto Gruppe nein danke, die Gefahr hier ähnliche Umstände zu erleben ist schlichtweg zu abschreckend.
Gehalt/Sozialleistungen
Ein zentraler Kritikpunkt bei diesem Unternehmen ist die mangelnde Bezahlung, die sich deutlich von der wirtschaftlichen Situation und den versprochenen Leistungen unterscheidet. Der Austausch mit Kollegen zeigt, dass trotz der wirtschaftlich starken Schieflage keine angemessene Entlohnung gezahlt wird. Auch wenn ich persönlich ein gutes Gehalt erhalten habe, ist die Realität für langjährige Kolleginnen ganz anders: Equal Pay wird hier nicht ernst genommen. Die Gehälter sind stark auseinanderklaffend, und Gehaltssprünge sind nur in minimalen Schritten möglich.
Bei Beförderungen oder Aufstiegen werden oft nur lächerliche 5 % mehr angeboten, was eher zum Lachen oder Weinen anregt als zur Freude. Die Begründungen für diese unzureichende Bezahlung sind oft diffus und wenig nachvollziehbar. Insgesamt zeigt sich hier eine klare Diskrepanz zwischen den finanziellen Möglichkeiten des Unternehmens und der tatsächlichen Wertschätzung der Mitarbeiter.
Image
Hermes erfüllt seinen Ruf nach außen leider in jeder Hinsicht – und das ist nicht unbedingt positiv. Das Unternehmen hat sich ein Image aufgebaut, das sowohl die glänzenden als auch die weniger attraktiven Aspekte seiner Realität authentisch widerspiegelt. Nach außen hin präsentiert sich Hermes als Symbol für Qualität und Tradition, doch dieses Image steht in krassem Gegensatz zu den tatsächlichen Arbeitsbedingungen und der Realität im Inneren.
Das Unternehmen mag stolz auf seine Traditionen sein, doch die Realität zeigt eine deutliche Diskrepanz: veraltete technische Ausstattung, unzureichende Gehälter und eine Arbeitsumgebung, die dem modernen Standard nicht gerecht wird. Das negative Image wird nicht nur durch interne Missstände geprägt, sondern ist auch in der Wahrnehmung nach außen hin deutlich spürbar. Hermes zeigt sich als authentisch, aber leider auf eine Weise, die weder die Mitarbeiter noch das öffentliche Ansehen des Unternehmens in einem positiven Licht erscheinen lässt.
Karriere/Weiterbildung
Tragische Beförderungspolitik – Kompetenz bleibt auf der Streck. Es ist fast schon tragisch zu beobachten, wie Hermes selbst denjenigen ohne nennenswerte Qualifikationen oder Kompetenzen den Aufstieg ermöglicht. Es scheint fast, als wäre es das Hauptziel des Unternehmens, diese Personen in höhere oder Führungspositionen zu befördern, unabhängig von ihrer tatsächlichen Leistung oder Fähigkeit. Der Bodensatz der Belegschaft wird durch interne Initiativen regelrecht nach oben gespült, was sich in den oft fragwürdigen Beförderungen widerspiegelt.
Es ist bezeichnend und fast schon als Beleidigung zu sehen, wer alles einmal Teil dieser Initiativen war und jetzt höhere Positionen einnimmt. Während die Idee, internes Talent zu fördern, grundsätzlich gut ist, wird sie hier auf eine Weise umgesetzt, die vor allem gehorsame Mitarbeiter belohnt und echte Talente oder junge, innovative Köpfe nicht wirklich fördert. Die Kompetenz auf der Führungsebene lässt stark zu wünschen übrig, und es ist selten, so wenig fachliche Expertise und echte Fähigkeit in einem Unternehmen zu erleben.