Auf den ersten Blick wahnsinnig toll, auf den zweiten Blick leider sehr schwierig problematisch für mich.
Gut am Arbeitgeber finde ich
Die Vision ist super. Einige Entwicklungen mitzubekommen, war sehr, sehr spannend.
Inhaltlich teilweise super aufgestellt, viel Wissen, das zusammengetragen wird.
Menschen, Kolleg:innen, die ich hier kennenlernen durfte und teilweise zu Freund:innen wurden.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Distanz zur eigentlichen Beratung und den Chatter:innen, je höher die Position.
Wachstum gestaltete sich in den Konsequenzen schwierig, siehe Details oben.
Umgang mit Thema Diversität nicht genug, trotz so vielen Ansprechen aus dem Team. Eigene Privilegien nicht genug reflektiert oder kommuniziert, insbesondere von Gründer:innen.
Wenig berufliche Weiterentwicklung (besonders für außerhalb des krisenchat-Kosmos) möglich.
Oft Unwohlsein als Arbeitnehmer aufgrund genannter Punkte und gleichzeitiger persönlicher Identifikation des anfänglichen Start-Ups.
Verbesserungsvorschläge
Wechsel der Führungsebene. Starke Fluktuation und Wechsel vieler Teams einfach ernstnehmen und hinterfragen. Hierarchien ordentlich etablieren, aber damit auch Verantwortlichkeiten. Transparent machen, wenn Kritik nicht gewünscht ist, statt dann unprofessionell damit umzugehen. Nicht auf die persönliche Ebene gehen, wenn das für das Unternehmen statt für die Mitarbeitenden genutzt wird.
Rollenbeschreibungen sollten auch tatsächlichen Titeln/Einstufungen entsprechen.
Persönliche Fragen zu Beginn der Meetings waren anfangs gut, um mehr Nähe trotz Home Office herzustellen, haben sich aber gegen Ende nur noch unauthentisch angefühlt und mich im Arbeitsalltag mit am meisten gestresst.
Ich brauche hier kein Angebot für ein persönliches Gespräch, da das für mich in die Zeit der Tätigkeit gehört. Feedback wurde alles schon währenddessen und nicht-anonymisiert genannt, soweit sich danach erkundigt wurde. Rückmeldung kann man sich sicherlich auch besser von aktuellen Arbeitnehmer:innen einholen, wenn man das denn möchte :)
Die Teilnahme hier soll nicht neues Feedback an euch darstellen oder Frust ablassen, sondern für kommende Arbeitnehmer:innen Transparenz schaffen, damit diese mit unterschiedlichen Perspektiven eine bessere Entscheidungsgrundlage haben, ob der Job und Arbeitsplatz passend für sie ist - welcher das ja durchaus auch sein kann, trotz aller Kritik.
Liebe Grüße an euch.
Arbeitsatmosphäre
Ordentliche Mitarbeitergespräche nach regelmäßigen Abständen bzgl. Perspektive und Feedback für festangestellte Berater:innen gibt es nicht, solang nichts vorfällt oder wenn Kündigung im Raum steht. Das hat gefehlt.
Supervision und Intervision gibt es und ist teilweise auch sinnvoll gewesen!
Events, Feiern usw. auch ab und zu, hat Kollegialen Zusammenhalt immer sehr gestärkt und vieles glatt gebügelt.
Kommunikation
Kommunikation funktioniert ziemlich schlecht, je größer das Unternehmen wurde. Passt nicht zur Transparenz, die sich krisenchat auf die Fahne schreibt. Viel wird erst dann kommuniziert, wenn fehlende Kommunikation von Mitarbeitenden kritisiert wurde. Vorgesetzten scheinen nicht zu merken oder verstehen zu wollen, dass dadurch viel Gerede und Hören-Sagen stattfindet, was zu Unruhe führt.
Was besonders ironisch war, war die Monatelang ausgearbeitete transparente Gehaltsstruktur, nach der sich ein paar Monate gerichtet wurde und letztendlich total ignoriert wurde. Es war nicht nachvollziehbar, weshalb wer welchen Rollentitel trag, bei gleichen Aufgaben, wer befördert wurde, wer bei gleichem Titel aber deutlich unterschiedlich verdiente, weil aus einem anderen „Topf“ vergütet wurde. Das hat man nur dann erfahren, wenn untereinander darüber gesprochen wurde, nicht von Vorgesetzten.
Kollegenzusammenhalt
In den Teams ziemlich gut, arbeiten auch sehr liebe, kluge Menschen bei krisenchat. Zwischen den Teams auch immer mal Lästereien und Beef, aber händelbar.
Work-Life-Balance
Oft Überstunden gemacht, oft Arbeitszeiten abends. Bei mir persönlich hat krisenchat letztendlich viel zu viel eingenommen und mein Privatleben litt darunter. Das kann aber von Stelle zu Stelle unterschiedlich sein und für Menschen, die ihre Grenzen selbst besser ziehen können, sich einfacher sein.
Vorgesetztenverhalten
Ziele unrealistisch, einfach nicht nachvollziehbar. Es wird jedes Mal über etwas größenwahnsinnig wirkende Ideen nachgedacht, in noch mehr Ländern und Sprachen verfügbar zu sein, statt das Jetzt zu verbessern.
Oft persönliche Ebene genutzt, ganz weirde, unangemessene Gespräche mit Vorgesetzten, oft Rede von „Vertrauen“ in die Führung und Kritik wird anders für einen geframet/heruntergespielt statt ernstgenommen - meiner Meinung nach nicht der professionelle Umgang mit Konflikten. Vorgesetzte scheinen immer wieder überfordert und sich selbst nicht einig.
Interessante Aufgaben
Das Projekt an sich ist super interessant, deshalb auch interessante Aufgaben dabei. Teilweise unterschiedlich fordernd. Leider teilweise auch Gefühl von „Tropfen auf dem heißen Stein“, da oft auch frustrierend und Entscheidendes natürlich auf Leitungsebene passiert, die oft anderen Blick auf die Beratung haben.
Arbeitsbedingungen
Büro in Berlin ist super schön und gut ausgestattet. Im Home Office hat man ein Laptop und inzwischen teilweise auch ein Diensthandy. Praktikant:innen hatten keinen Laptop. Zweiter Bildschirm, der für einige eigentlich ein Muss ist, gab es bisher nicht. Insgesamt okay!
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Praktikant:innen, die teilweise den Großteil der Beratung absolvierten, wurden nicht vergütet - während Gründer:innen und Leitung sehr viel verdienten. Sozial bewusst finde ich das nicht. Die Lücken unseres Systems, das sozial eingestellte Personen (besonders in der Ausbildung) benachteiligt, wurden an mehreren Stellen genutzt, um das Unternehmen zu führen.
Umweltbewusstsein - joa. Wenn es dafür Förderungen bei Events gab, dann hat man sich danach bestmöglich gerichtet, ansonsten kein Fokus auf dem Thema.
Gehalt/Sozialleistungen
Wegen des Geldes arbeiten wenige hier :) Gehalt ist nun mal für die meisten Personen unter Tarif (Psycholog:innen), kein 13. Gehalt oder sonstige Extras (außer 25€ im Quartal für die Ausrüstung im Home Office :D). Es wird viel gespart und die persönliche Verbundenheit und Identifikation mit dem Unternehmen wird so stark gefördert, dass man sich schlecht fühlt, Überstunden aufzuschreiben oder etwas für Fahrtkosten usw. zurückzuverlangen, oft mehrere Wochen viel ausgelegt. Zugfahrten zu Firmenevents nur dann Arbeitszeit, wenn effektiv gearbeitet werden kann. Usw. Dass krisenchat wenig Geld hat, wird oft betont, (teilweise ungelernte) Führungskräfte aber sehr gut bezahlt (70 - 100k). Inflationsausgleich gab es für 2023 nicht, damit wurde sich viel Zeit gelassen, „sich natürlich Gedanken zu machen“.
Deshalb für Personen nur dann attraktiv, wenn sie mehr Wert auf die Vision und/oder die Gemeinschaft der Kolleg:innen legen. M.M.n. deshalb auch hohe Fluktuation, da junge Berufseinsteiger:innen den Job als Sprungbrett nutzen, aber es sich langfristig finanziell nicht lohnt.
Ab Senior/Team-Lead-Level mag das anders aussehen, da Gehaltssprünge mit den höheren Positionen immer größer werden.
Image
Image scheint der Leitung oft wichtiger, als Kultur, die intern gelebt wird oder die Qualität der Beratung. Priorität hier oft nicht die, die den Mitarbeitenden lieb wäre.
Die Ehrenamtlichen haben ein ganz anderes Bild von krisenchat als die Praktikant:innen als wiederum die Festangestellten. Oberflächlich sehr wertschätzend und viel „love bombing“, je interner umso weniger tatsächliche Wertschätzung erfahren.
Karriere/Weiterbildung
Wird nicht gefördert. Anfangs meiner Tätigkeit wurde noch zugesagt, Möglichkeiten zu schaffen, die Praktische Tätigkeit in der Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten in die Arbeit bei krisenchat zu integrieren. Das änderte sich im Verlauf und es wurde nicht mehr möglich gemacht, Stundenreduktion war teilweise schwierig und war mit Diskussionen auf persönlicher Ebene verbunden. Weiterbildungen wurden Kolleg:innen teilweise lange versprochen und nicht realisiert; Personen in höheren Positionen jedoch schon.