Fehlende menschliche und monetäre Wertschätzung, Strategiewirrwarr & mangelnde Führungskompetenz
Gut am Arbeitgeber finde ich
- Homeoffice
- Workation
- Urlaub Plus
- Insgesamt tolles Team
- Lage am Kurpark
- (bisher) Vertrauensarbeitszeit
- gute Anbindungen (sowohl mit den Öffentlichen als auch mit der Autobahn)
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
- Büropflicht
- Druck und Workload
- hohe Fluktuation
- kein Vertrauen
- keine Zuschüsse, Boni, Gehaltserhöhung etc.
- sehr unglücklich formulierte Work Principles
Verbesserungsvorschläge
- mehr Vertrauen in die Arbeit der extra dafür angestellten Fachkräfte
- Büropflicht abschaffen und neue Anwesenheitsbedingungen ausmachen (z. B. anwesend sein, wenn jemand neu im Team ist, jährliches Event)
- Urlaubsgeld
- Weihnachtsgeld
- 35 Stunden Woche
- Coronazuschuss
- Inflationsausgleich
- Boni
Arbeitsatmosphäre
Die Atmosphäre war anfangs sehr positiv, der Austausch untereinander und mit der oberen Geschäftsebene war transparent, man genoss Vertrauen auch in Sachen Homeoffice, die Leute hatten Spaß bei der Arbeit und haben Erfolge gerne gefeiert, das hatte man auch in Slack gemerkt.
Die letzten ein bis zwei Jahre waren jedoch sehr angespannt. Das lag u.a. an den ständigen Strategiewechseln, Umstrukturierungen, Neuregelungen der Büropflicht, Kürzungen der Benefits und anhaltenden Kündigungen und Entlassungen.
Den traurigen Höhepunkt hat das Unternehmen im Juni 2024 erreicht, als 30 teilweise langjährige Mitarbeiter entlassen wurden. Diese hohe Fluktuation hat natürlich zu noch mehr Unsicherheit und Betretenheit geführt.
Zusammen mit dem hohen Workload, Druck und den Work-Principles (in denen noch mal die Extra-Meile gefordert wurde) führte im letzten Jahr die Nachricht, dass Gehaltsverhandlungen oder Wertschätzungen anderer Art (wie Boni) ausbleiben würden, natürlich auch zu Frustrationen, Resignationen und natürlich Weggängen hochqualifizierter Fach- und Führungskräfte – Positionen, die nicht neu besetzt wurden und Arbeit, die trotzdem anfällt...
Kommunikation
Man ist um eine feste Meetingstruktur und Offenheit bemüht: Teammeetings, Townhalls, One-on-Ones etc. Dort wurden vor allem Erfolge, Misserfolge, News, teilweise Weggänge und immer Neuzugänge etc. geteilt.
HR startete vor allem im letzten Jahr regelmäßig Umfragen zur Stimmung, sammelte Fragen an das Management, nur blieb der Eindruck: Während Positives nur allzu dankend angenommen und hochgehalten wurde, fand negative Kritik keine Beachtung.
Kollegenzusammenhalt
Im Team und bei Projektarbeiten ist der Zusammenhalt top.
Work-Life-Balance
Es herrscht Gleitzeit, spätestens ab 10 Uhr muss man erreichbar sein. Urlaub geht natürlich nur nach Absprache, aber ohne Probleme.
Ein großes Manko stellte allerdings gerade in den letzten ein bis zwei Jahren die ständige Neureglung des Remote-Arbeitens bzw. der Büropflicht dar.
Zuerst war es möglich, komplett remote zu arbeiten, eine Büropflicht existierte nicht. Schließlich wurde sie eingeführt, anfangs nur ein Tag in der Woche. Dann erhöhte sich die Anzahl der Pflichttage, jeweils abhängig von der Kilometerentfernung zwischen Wohn- und Arbeitsort. Aktuell herrscht eine Anwesenheitspflicht von drei Tagen.
Zugute halten ist der letzten Regelung, dass man einen Mobilitätszuschuss bekommen kann.
Vorgesetztenverhalten
Bei meinen unmittelbaren, früheren Vorgesetzen finde ich schon, dass Absprachen funktioniert haben oder Meinungen eingeholt worden sind, teilweise hat mir da aber auch die Unterstützung gefehlt, wenn ich ein Anliegen hatte.
Was das Management und die Geschäftsführung angeht, habe ich oft den Eindruck, dass Kritik sehr relativiert, Verantwortung nicht übernommen wird und Entscheidungen aus heiterem Himmel, ohne Einbeziehung der Mitarbeiter gefällt werden.
Externen Beratern und Agenturen, die allesamt oft wechseln, wird mehr Vertrauen entgegengebracht und Kompetenz zugesprochen als den Inhouse-Spezialisten bzw. Fachkräften. Unter anderem daher rühren auch die vielen Homeoffice-Neuregelungen und Strategiewechsel.
Jedenfalls waren unter anderem an diesen Punkten die Ergebnisse der HR-Umfragen irrelevant.
Die Massen-Entlassung wurde erst via Townhall-Meeting angekündigt, dann via Mail umgesetzt, also direkte Gespräche mit dem Vorgesetzten (was meines Erachtens auch ein Zeichen der Wertschätzung ist) gab es nicht.
Interessante Aufgaben
Mit der Zeit kann es eintönig werden. Dann fordern einen traurigerweise nur noch ständige Adhoc Ideen, Umstrukturierungen oder Neuausrichtungen heraus.
Gleichberechtigung
Mir fehlen weibliche Führungskräfte, zwischenzeitlich gab es ein paar, darunter eine im Management. Doch Männer dominieren die Führungsebene.
Umgang mit älteren Kollegen
Hierzu kann ich nur sagen, dass es tendenziell ein jüngeres Unternehmen ist, wirklich "ältere" Kollegen gibt es nicht. Der Umgang unter den Kollegen ist aber unabhängig vom Alter respektvoll.
Arbeitsbedingungen
Die Technik stimmt, man hat die Wahl zwischen einem Mac und Windows.
Die Lage am Kurpark ist super (vor allem für kleine Pausen und Spaziergänge), der Lärm im "Großraumbüro" hält sich auch in Grenzen. Man kann sich in Boxen zurückziehen, wenn mehr Ruhe gewünscht ist. Die sind für mich persönlich nur leider etwas klein und stickig, das Board zum Arbeiten zu hoch.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Nachhaltigkeit ist bei der Produktentwicklung ein Thema. Im Rahmen vom jährlichen Partnertreffen-Event wurde auch schon mal für gemeinnützige Projekte gespendet.
Soziale Aktivitäten für die Mitarbeiter gibt es schon mal durch individuelle Team- oder Sportevents (z. B. J. P. Morgan Lauf). Manchmal kommt auch ein Eis-, Pizza- oder Coffeewagen vor das Büro gefahren – mal so, regelmäßig oder, um die Stimmung zu glätten, nachdem unschöne Entscheidungen getroffen wurden.
Gehalt/Sozialleistungen
Das Gehalt ist ein Schmerzpunkt. Erhöhungen sind schwer zu bekommen, wenn überhaupt.
Zuschüsse für den täglichen Bedarf gab es lange Zeit keine, ein Mobilitätszuschuss (Tankgeld, Deutschlandticket etc.) gibt es erst seit kurzem.
Einen Bonus habe ich nie gesehen, aus Erzählungen weiß ich, es gab mal einen 2018, also aus grauer Vorzeit.
Kein Urlaubs oder Weihnachtsgeld, kein Inflationsausgleich, keine Corona-Sonderzahlungen - trotz herausragender Performance während der Pandemie.
Da könnte man zumindest mal überlegen, den Mitarbeitern zwischen den Jahren frei zu geben oder eine 35 Stunden Woche einzuführen. Eine andere mögliche Form von Wertschätzung, die nicht materialistisch ist.
Image
Unter den Kollegen ist das Image nicht mehr gut. Hoher Workload, kein faires Gehalt, Anspannung und Angst vor Kündigungen. Wie bereits erwähnt, folgten diese dann im Juni diesen Jahres betriebsbedingt. Viele gehen seit dem auch von selbst.
Interessant nur die aktuelle "Image-Kampagne": Während es auf Kununu nun plötzlich einige überaus positive Bewertungen gibt, wurde gegen viele mittelmäßige oder schlechte Bewertungen anwaltlich vorgegangen, sodass diese zumindest kurzzeitig deaktiviert wurden.
Karriere/Weiterbildung
Es gibt ein jährliches Weiterbildungsbudget, davon gehen allerdings auch die Spesen ab... Ansonsten hatte ich zwischenzeitlich den Eindruck, dass mehr in die (Social) Skills der Führungskräfte investiert wurde. Der normale Angestellte bekam solche Workshops nicht. Schade.