Von One-Family bis hin zu Don Quijotes Kampf gegen Windmühlen - Ein Erlebnisbericht
Gut am Arbeitgeber finde ich
Wer die Hand hebt und Lust hat sich weiterzuentwickeln bekommt bei Motel One die Chance dazu. Es gibt vielfältige Schulungsmöglichkeiten von Barista-Schulungen bis hin zu Führungskraft Coachings. Innerhalb der Arbeitsabläufe werden einem freie Hand gelassen und man muss wenig mit der Geschäftsleitung absprechen. Darüber hinaus sponsort Motel One jedem Mitarbeitenden ein Deutschlandticket und man hat die Möglichkeit über das Incentive-System Geld dazuzuverdienen. Die Hierarchien vor Ort würde ich nicht als starr bezeichnen, sondern jeder kann und sollte sich einbringen.
Schlecht am Arbeitgeber finde ich
Ich habe mich vor allem nach dem 6. Monat bei Motel One wie Don Quijote gefühlt und ich bin auch wie dieser zeitweise wahnsinnig geworden. Ich habe mich von der Geschäftsleitung in Stich gelassen gefühlt. Klar, die Umstände ließen keine schnelle Lösung zu, allerdings hat man auch in Kauf genommen, dass meine Gesundheit darunter leidet und ich viele Überstunden aufbauen musste. Die Art und Weise der Kommunikation ist hier mein Problem. Man hätte mehr mit mir reden müssen. Ich habe zeitweise wöchentlich das Gespräch gesucht, bis ich dann bei Ankunft des 2. Assistent Managers resigniert habe.
Dieser Eindruck zieht diese Bewertung runter. Wenn die Kommunikation gut funktioniert und Abteilungsleitung sowie Geschäftsleitung vor Ort sind kann dieser Job allerdings sehr viel Spaß machen und kriegt von mir eine Empfehlung!
Verbesserungsvorschläge
Die gewählte Überschrift ist bewusst provokant und eine Sache gleich vor weg: Ich habe immer sehr gerne für das Unternehmen gearbeitet und bin dankbar für dieses verrückte Jahr, dass wir miteinander hatten. Die Umstände sind mir bewusst und habe ich in dieser Bewertung berücksichtigt. Ich habe immer noch ein Interesse daran, dass der Laden läuft und alle Mitarbeitenden sich wohlfühlen. Meine Verbesserungsvorschläge ergeben sich aus der Bewertung. Ich habe mir beim schreiben sehr viel Mühe gegeben und möchte niemanden vor den Bus werfen. Für einen Austausch stehe ich gerne zur Verfügung. Kununu hat nicht genug Zeichen pro Themengebiet, um Lob und Kritik im vollem Umfang zu erläutern, ich fasse mich also leider in manchen Punkten gezwungenermaßen etwas kurz.
Einen Punkt möchte ich hier nun doch noch anbringen. Es sollte geprüft werden, inwiefern hybrides Arbeiten umsetzbar ist. Die Reservierungs- sowie Sales Aufgaben lassen sich auch remote erledigen.
Arbeitsatmosphäre
Siehe Punkt Work Life Balance und interessante Aufgaben. Wer soll sich das hier alles durchlesen? :D
Kommunikation
Jeden Tag gibt es ein kurzes Meeting um 11 Uhr, in dem Mitarbeitende aus allen Abteilungen zusammenkommen, um aktuelle Geschehnisse miteinander abzusprechen und mitzuteilen. Die Weiterleitung der Absprachen funktionierte während meiner Zeit nicht immer reibungslos, da Kommunikationslisten nicht gelesen- sowie nicht ordentlich gepflegt worden sind.
Kollegenzusammenhalt
Der Kollegenzusammenhalt im Team ist schwierig zu bewerten. Während meiner Zeit im Unternehmen gab es in meiner Abteilung keinen "richtigen" Abteilungsleitenden. Auf Details gehe ich nicht ein. Jeder, der bei der Odyssee dabei war weiß, was ich damit meine. Dadurch kam kein Teamgeist auf und durch die hohe Fluktuation der Mitarbeitenden blieben auch fachliche Kompetenzen auf der Strecke. Da aktuell zumindest auf der Position eine sehr gute Lösung gefunden worden ist gehe ich davon aus, dass ein Teamgeist zukünftig entwickelt und gelebt werden kann.
Trotzdem hatte ich während meiner Zeit im Unternehmen sehr viel Spaß im Team. Man unterstützt sich so gut es geht Abteilungsübergreifend und lässt sich nicht im Stich.
Work-Life-Balance
Bei Motel One hat jeder die Möglichkeit bei wichtigen privaten Terminen wunschfrei zu beantragen. In der Regel wurde dem auch immer entsprochen und alles möglich gemacht. Als Reservierungsmitarbeiter hatte ich eine geregelte Woche von Montag bis Freitag und alle 2 Wochen musste ich am Samstag arbeiten. Im letzten Drittel meiner Zeit im Unternehmen habe ich nur noch von Montag bis Freitag gearbeitet, hatte also zumindest immer das Wochenende zum Erholen.
Trotz dessen ist mein Resümee in diesem Punkt negativ. Ich habe längere Zeit allein in der Reservierungsabteilung gearbeitet und die Arbeit war kaum allein zu bewältigen. Von der Geschäftsleitung kam einmal der Kommentar, 2 Mitarbeitende wären Luxus in der Reservierungsabteilung, obwohl allgemein bekannt war, dass die Arbeit sich stapelt und wichtige Arbeitsabläufe nicht mehr durchgeführt werden konnte. Dieser Kommentar stößt mir noch bitter auf und bleibt in Erinnerung. Im letzten Drittel meiner Zeit bei Motel One kam dann nach sehr langer Wartezeit auch jemand fähiges mit dazu und die Qualität kann wieder sichergestellt werden.
Während der hohen Arbeitsbelastung hat meine Gesundheit sehr gelitten.
Vorgesetztenverhalten
Im ersten Drittel meiner Zeit im Motel One Bremen war die Geschäftsführung vor Ort und es konnten alle arbeitsrelevanten Themen vor Ort über den kurzen Dienstweg geklärt werden. Zu diesem Zeitpunkt war auch immer ein offenes Ohr für Sorgen, Nöten sowie Verbesserungsvorschläge da. Vielmehr wurden sogar proaktiv täglich anfallende Aufgaben bei Engpässen von der Managerin übernommen und stets gefragt, ob Unterstützung gebraucht wird.
Nach ausscheiden der Managerin wurden die Geschäfte von Hamburg aus interimsweise geregelt. Die Hamburger Vertreter waren stets bemüht und haben versucht zu helfen, allerdings brach mehr oder weniger das Chaos aus. Da kann ich Motel One keinen Vorwurf machen, die Situation war eine besondere und wird auch in dieser Bewertung berücksichtigt.
Enttäuscht bin ich über die Kommunikation mit der Geschäftsleitung. Bei wichtigen Entscheidungen wie das Verlängern der Arbeitsverträge gab es zwar ein Gespräch, jedoch gab es in meinem Fall lange keine Rückmeldung. Auch andere Mitarbeitende mit wichtigen Anliegen bekamen keine Antwort. Das hinterlässt einen schlechten Eindruck. Ich hatte nicht das Gefühl von Wertschätzung. Mehr dazu im Punkt "Aufgaben".
Interessante Aufgaben
Die täglichen Aufgaben in der Reservierungsabteilung sind mit 2 Mitarbeitenden bei guter Organisation zu bewältigen. Während meiner Zeit als Mitarbeiter im Unternehmen war ich allerdings mehrere Monate allein in meiner Abteilung. Die Folge war endlos viele E-Mails, Bearbeitungsstau, unzufriedene Gäste und sehr viele Überstunden. Es gab keine wirksame Unterstützung von der Geschäftsleitung, in 2 Fällen haben zumindest Kollegen aus Hamburg remote ausgeholfen. Ich erbat mehrfach um Lösung des Problems sowie die Schaffung einer zweiten Reservierungskraft. Im letzten Drittel bei Motel One Bremen bekam die Reservierung auch einen zusätzlichen Mitarbeitenden, wo dann auch die Arbeit wieder ordentlich aufgeteilt werden konnte.
Ich muss daran denken wie mir von der jemanden gesagt worden ist, dass 2 Mitarbeitende in der Reservierung Luxus wäre. Wie realitätsfern das ist, erwähne ich jetzt nicht öffentlich. Außerdem wurden wir Reservierungsmitarbeitende ständig daran erinnert, wie gut es in Hamburg mit einer einzigen Reservierungsmitarbeitenden läuft. Mich haben solche Worte nicht motiviert und mich bestärkt, meine Rolle zu überdenken und Konsequenzen zu ziehen.
Gleichberechtigung
Gleichberechtigung wird bei Motel One gelebt. Das führt zu Positiven- sowie auch zu Negativen Aspekten:
Positiv:
Frauen in Führungspositionen sind im Motel One Bremen in der Überzahl, was ich sehr begrüße. Geschlechterparität ist sowieso innerhalb der frauendominierenden Branche schwer zu Erreichen.
Negativ:
Quereinsteigende bekommen das gleiche Gehalt wie jemand, der eine Ausbildung hat. Das führt verständlicherweise zu Unmut innerhalb des Teams. Vor allem Mitarbeitende, die frisch aus der Schule kommen und noch nie einen Vollzeitjob ausgeübt haben, brauchen mehr Führung und Supervision in allen Bereichen. Das fängt vom Verhalten an und hört bei technischen Arbeitsabläufen und Routinen auf. Hier sollte es eine Staffelung für Quereinsteigende geben.
Darüber hinaus ist es auch erwähnenswert, dass bei Motel One in Bremen keine Gehaltsverhandlung möglich ist und man in der mittleren Tarifstufe hängen bleibt - so waren zumindest meine Erfahrungen mit der Geschäftsleitung. So verliert man gute Leute, denn es war für mich nicht schwer einen Job zu finden, der mir deutlich mehr Perspektiven und Gehalt bietet. Gerne gebe ich der Personalabteilung hierzu ein privates Feedback.
Umgang mit älteren Kollegen
Hier kann ich nicht von mir sprechen. Es gibt Mitarbeitende im Unternehmen, die trotz eines gesetzteren Alters eine Chance bekommen haben. Altersdiskriminierung ist mir bei Motel One zu keinem Zeitpunkt unter die Augen gekommen.
Das Team ist darüber hinaus eher jünger in der Altersstruktur - vor allem das Front Office- und Reservierungsteam. Natürlich kam es gelegentlich zwischen den älteren und jüngeren Kollegen von Zeit zu Zeit zu kleinen Konflikten. Diese werden aber immer im persönlichen Gespräch gelöst.
Noch ein Gedanke zur Gleichberechtigung:
Ich empfinde es als sehr fördernd, dass das Team in Bremen sehr international aufgestellt ist. Ich konnte sehr viel von meinen Kolleginnen mit Internationalen Hintergrund lernen!
Arbeitsbedingungen
Hier ist zum einem positiv zu erwähnen, dass ich auf Nachfrage einen höhenverstellbaren Schreibtisch bekommen habe. Es wird also drauf geachtet, dass alle Mitarbeitenden einen Arbeitsplatz mit ordentlichen Bedingungen vorfinden können.
Die Technik am Front Office, vor allem die Bildschirme, sollten erneuert werden. Nicht selten kam es während meiner Zeit bei Motel One Bremen zu Problemen mit den EC-Kartenterminals sowie zu Internetausfällen. Für letzteres ist allerdings der Dienstleister verantwortlich. Nichtsdestotrotz hat es die Arbeitsqualität und den Geschäftsbetrieb erheblich beeinträchtigt. Diese Art von Problemen traten allerdings in den letzten Monaten nicht mehr in der Intensität auf.
Da ich als Reservierungsmitarbeiter die meiste Zeit im Back Office verbracht habe und selbiges hinter der Rezeption liegt, kommt es zu regelmäßiger Lärmbelästigung. Das ständige Knallen der Tür, laute Gespräche und vieles mehr gestalteten meinen Arbeitsalltag zeitweise als sehr schwer zu bewältigen. Nichts für Hochsensible Personen.
Umwelt-/Sozialbewusstsein
Motel Ones Corporate Responsibility ist auf den Sustainable Development Goals der UN aufgebaut. Jeder Mitarbeitende und Bewerbende sollte sich damit beschäftigen und die Nachhaltigkeitsbroschüre lesen. Darüber hinaus wurde Motel One erfolgreich in das Green Key Label Programm mit aufgenommen. Motel One verfügt auch über eine Stiftung, die sich für Bildung in bedürftigen Ländern einsetzt.
Die Sustainable Development Goals der UN kämpfen vor allem gegen soziale Ungleichheit an. Hotels sind ein Touristifizierungs- sowie Gentrifizierungstreiber in städtischen Quartieren. Dieser Verantwortung ist man sich nicht bewusst, vielmehr feiert man sich für jede Neueröffnung ab. Ich sehe da eine große Gefahr, immerhin setzt man mittlerweile auf das Rebranding bereits bestehender Hotels mit der Marke "The Cloud One". Da es allerdings bald an die Börse geht ist zu befürchten, dass die Expansionswut weiter anhält und nicht nachhaltig wächst.
Mein Vorschlag ist, dass man vor Ort in Bremen Initiativen schafft oder stützt, die sich für Kinder in armen Verhältnissen kümmert. Vor allem das Mittagessen in den Schulen können sich nicht mehr alle Leisten. Vor Ort fängt die Soziale Gerechtigkeit an!
Gehalt/Sozialleistungen
Die Gehälter wurden immer pünktlich überwiesen und die Lohnunterlagen kamen papierlos per E-Mail. In der Hotellerie und Gastwirtschaft wird im Vergleich zu anderen Branchen traditionell schlecht bezahlt und unterliegen den Tarifvertrag des jeweiligen Bundeslandes.
Bei Motel One steigt man bereits in der Mittleren Stufe des Tarifvertrags ein - es wird besser bezahlt als bei anderen Hotelketten. Durch Erfolgsbeteiligungen (sogenanntes Incentive) bei Erreichung von Zielen der Gästezufriedenheit können bis zu 1.300 € brutto pro Quartal dazuverdient werden. Dies ist zum einen eine sehr gute Möglichkeit, dass Team zu motivieren, zum anderen aber auch eine Möglichkeit, den Druck auf das Team zu erhöhen. Diesen Druck bekommen vor allem Abteilungsleitende zu spüren und kann zu schlechter Stimmung führen.
Die Erfolgsbeteiligung könnte vor allem für ältere Häuser in B-Standorten wie in Bremen schwerer zu erreichen sein als in den Triple-A-Standorten wie in Berlin, Hamburg oder München. Zumindest ist das ein subjektiver Eindruck von mir, aktuell steht das Team in Bremen jedoch sehr gut da (Stand 03/24), was meinen Eindruck entgegensteht.
Image
Hier muss man klar differenzieren nach Außenwirkung sowie Innenwirkung. Hier gehe ich nur auf die Innenwirkung ein:
Mein Eindruck ist, dass der Druck sowie das Arbeitsvolumen bei den besonders verantwortungsbewussten Mitarbeitenden besonders hoch sind. Es gab nur wenige Tage, an denen ich nicht aufgrund der hohen Arbeitsbelastung genervt nach Hause gegangen bin. Das ewige Leid über das Beantworten von E-Mails nach Dienstschluss der Resa zog sich wie ein roter Faden durch meine Zeit im Unternehmen. Das sehr gute Image nach Außen steht und fällt mit der Zufriedenheit der Mitarbeitenden vor Ort. Das ist eine Stellschraube, an der in Zukunft gedreht werden muss und auch gedreht werden wird.
Karriere/Weiterbildung
Bei Motel One gibt es ein sehr breites Angebot von Online-Schulungen über das interne Mitarbeiter Portal. Darüber hinaus wird viel Wert auf Präsenzschulungen gelegt. Dort kommt man mit vielen Menschen aus anderen Motel One Standorten in Kontakt und ist eine exzellente Möglichkeit sich auszutauschen sowie zu vernetzen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, in anderen Standorten auszuhelfen oder sich gar versetzen zu lassen.
In München steht das Schulungszentrum "One Campus", wo vielfältige Coaching Programme stattfinden. Wenn man sich also einbringt und die Hand hebt, bekommt man die Chance aufzusteigen. Es ist für das Unternehmen eine herausragende Methode, eigene Führungskräfte heranzuzüchten und einzusetzen. Sehr positiv ist außerdem das Duale Studium in Zusammenarbeit mit der IU zu erwähnen.